Du sollst nicht töten

Internationale Fachtagung widmet sich dem biblischen Tötungsverbot

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Plakat der Tagung

Die Bedeutung des Tötungsverbotes in der Antike ist Thema einer internationalen Fachtagung des Exzellenzclusters „Religion und Politik“ mit dem Titel „‘Du sollst nicht töten‘ – Das Tötungsverbot als Norm in Religionen und Kulturen der Antike“. Die Organisatoren Prof. Dr. Hermut Löhr und Privatdozent Dr. J. Cornelis de Vos, evangelische Theologen am Cluster, haben Wissenschaftler aus Deutschland, Belgien, Dänemark und den Niederlanden eingeladen. Forscher aus verschiedenen Disziplinen wie Bibelwissenschaft, Rechtsgeschichte, Alte Geschichte, Judaistik und Patristik werden vom 13. bis 15. Januar 2011 im Liudgerhaus in Münster das Tagungsthema beleuchten. Am Donnerstag, dem 13. Januar, hält der Militärbischof der Evangelischen Kirche in Deutschland, Dr. Martin Dutzmann, um 18.15 Uhr im Rahmen der Tagung einen öffentlichen Abendvortrag im Schloss (Hörsaal S8).

Das Gebot „Du sollst nicht töten“ ist seit jeher eine wesentliche Grundlage menschlichen Zusammenlebens. „In der Bibel ist das Tötungsverbot religiös fundiert. Es ist leicht zu universalisieren und wurde und wird daher etwa auch in der Politik angewendet. Das Verbot ist im kollektiven Gedächtnis verschiedener Kulturen verankert“, so der Neutestamentler Löhr. Doch gerade die Universalisierung des Tötungsverbots werfe zahlreiche Fragen auf, wie de Vos erklärt: „Ist durch dieses Verbot jegliche Form des Tötens von vornherein untersagt, oder gibt es auch legitime Formen? Gilt dieses Verbot nur innerhalb der eigenen Gruppe, oder darf man überhaupt keine Menschen töten? Wird das Tötungsverbot in Vorstellungen von Eigenschaften und Handlungen Gottes beziehungsweise der Götter reflektiert?“

Ziel der Tagung am Exzellenzcluster ist insbesondere die Untersuchung von Hintergrund und Reichweite des Tötungsverbots als Norm in den jüdischen und christlichen Traditionen. Die Teilnehmer werden die Wirkung und Rezeption des Gebotes „Du sollst nicht töten“ diskutieren anhand des Tötungsverbots in den biblischen Zehn Geboten sowie sonstiger biblischer, frühjüdischer und frühchristlicher Texte. Darüber hinaus wird die Frage nach der wechselseitigen Beeinflussung von jüdisch-christlichen und paganen Traditionen im Hinblick auf die Wertung von Leben und Tod ein zentrales Thema der Veranstaltung sein. Interessierte können sich bis zum 6. Januar 2011 bei PD Dr. J. Cornelis de Vos unter devos@uni-muenster.de anmelden. (Katharina Frönd)

Programm

Donnerstag, 13. Januar
14:00 Einleitung
Hermut Löhr und J. Cornelis de Vos, Münster
Bibel/ Alter Orient
14:15 Das Verbot zu töten im Dekalog Matthias Köckert, Berlin
15:00 Ursprung und Gestalt des Todesrechts im Bundesbuch Reinhard Achenbach, Münster
16:15 „Wenn ein Mann jemanden tötet, dann ist es so, dass dieser Mann getötet wird“. Zur Tötung als Element von Tatbeständen und Rechtsfolgen in altorientalischen Rechtssammlungen Guido Pfeifer, Frankfurt am Main
17:00 Das Tötungsverbot als Rechtsproblem in der Spätzeit des Zweiten Tempels Folker Siegert, Münster
18:15 Öffentlicher Abendvortrag

„Du sollst nicht töten“. Die Bedeutung des Tötungsverbots „in der noch nicht erlösten Welt“
(Barmen V)

Dr. Martin Dutzmann, Militärbischof der Evangelischen Kirche in Deutschland, Berlin

Grußwort durch den Kanzler der WWU, Dr. Stefan Schwartze

Freitag, 14. Januar
Bibel/Griechisch-römische Welt
9:00 Der tötende Gott. Todeserfahrung und ihre Deutung in der Hebräischen Bibel Ed Noort, Groningen
9:45 Wenn Gott die Tötung fordert. Überlegungen zu Hinrichtung und Menschenopfer im Alten Testament Johannes Schnocks, Münster
11:00 Die Radikalisierung des Tötungsverbots im frühen Christentum Hermut Löhr, Münster
11:45 Henker – Engel – Würmer. Der gewaltsame Tod aus Sicht der Opfer (Apg 12) Knut Backhaus, München
14:30 Die Lust am Töten. Öffentliche Straf- und Hinrichtungsrituale und der Tod als Spektakel im kaiserzeitlichen Rom Johannes Hahn, Münster
Frühjüdische Schriften
15:15 Death Penalty in the Dead Sea Scrolls: from Halakah to Eschatology Eibert Tigchelaar, Leuven
16:30 Mord als Sakrileg. Zum Verständnis des Tötungsverbots bei Philo von Alexandrien J. Cornelis de Vos, Münster
17:15 Murder and Murder Prohibition in Josephus Silvia Castelli, Amsterdam
Samstag, 15. Januar
Rabbinische Schriften
9:00 „Niemand aber tue sich selbst ein Leid an“. Selbsttötung aus rabbinischer Sicht Regina Grundmann, Münster
9:45 „Vier Todesarten sind dem Gerichtshof übertragen…“. Die Todesstrafe in Texten des
rabbinischen Judentums
Therese Hansberger, Münster
Frühchristliche Schriften
11:00 „Wer das Schwert nimmt, der soll durchs Schwert umkommen…“ (Mt 26,52). Tradition und Rezeption des matthäischen Schwertworts Sebastian Fuhrmann, Münster
11:45 The Prohibition of Killing in the Ethics of the Church Fathers Anders-Christian Jacobsen, Aarhus
14:30 Ertrag und Ausblick