„Guck uns einfach zu!“ - Lernen durch Beobachtung Anderer bei Kindern im Kindergartenalter

Ergebnisse aus den Kitas

Im November und Dezember 2014 waren wir in verschiedenen Kitas in Münster, um mit einigen Kindern eine kleine Studie durchzuführen.
Dabei interessierte uns die Frage, wie Kinder im Alter von 4 bis 5 Jahren ihre Umwelt wahrnehmen und wie dies ihr Lernverhalten beeinflusst: Können sich Kinder z.B. selbständig durch Beobachtung die Regeln eines Spiels erschließen? Und welche Rolle spielt dabei der Wahrnehmungsstil der Kinder?
Dank Ihrer Unterstützung konnten wir mit insgesamt 42 Kindern aus 3 verschiedenen Münsteraner Kitas spielerische Aufgaben durchführen. Unter anderem haben wir den Kindern kleine Bilderrätsel gezeigt, wie z.B. hier rechts zu sehen, auf denen die Kinder entdecken sollen, was sich auf einem Bild (im Vergleich zum Originalbild) alles verändert hat.
Außerdem konnten die Kinder zwei Studentinnen beim Spielen von drei kleinen Brettspielen mit unterschiedlichen Schwierigkeitsstufen beobachten. Die Kinder sollten sich dabei die Regeln der unbekannten Spiele selbständig erschließen, d.h. sie sollten rein durch Beobachtung der beiden Spielerinnen die Regeln lernen. Anschließend wurden die Spiele zusammen mit dem Kind gespielt. Hierbei wollten wir herausfinden, wie sich die unterschiedlichen Wahrnehmungsstile auf das Regel-Lernen der Kinder auswirken.
Nachfolgend finden Sie einen kurzen Überblick der wichtigsten Ergebnisse.

Die wichtigsten Ergebnisse in Kürze:

  • Die Kinder waren sehr gut darin Veränderungen an den Bildern zu erkennen (ca. 60% aller Veränderungen wurden erkannt).
  • Die Kinder unterschieden sich in ihrem Wahrnehmungsstil, d.h. manchen Kindern vielen vor allem Veränderungen an Objekten im Vordergrund des Bildes auf (analytischer Wahrnehmungsstil), während anderen Kinder stärker Veränderungen im Hintergrund des Bildes auffielen (holistischer Wahrnehmungsstil).
  • Schon 4- und 5-jährige Kinder konnten in ca. 70 % der Fälle die beobachteten Spielregeln korrekt anwenden.
  • Die Kinder lernten am besten wenn ihre Aufmerksamkeit zuvor gelenkt wurde, d.h. wenn es den Hinweis gab: „Guck uns beim Spielen bitte zu. Du kannst hier was lernen! Wir spielen dann gleich das Spiel mit dir zusammen!“ (Schwierigkeitsstufe 1). Die Kinder konnten allerdings auch dann die Spielregeln gut lernen, wenn sie nicht explizit zur Beobachtung des Spiels aufgefordert wurden (Schwierigkeitsstufe 2) oder wenn sie beim Spiel aufpassen und parallel etwas anderes machen sollten, nämlich ein Bild ausmalen (Schwierigkeitsstufe 3).
  • Je älter die Kinder waren, desto häufiger konnten sie die Spielzüge korrekt ausführen, d.h. umso besser haben sie die Spielregeln gelernt. Jungen und Mädchen waren gleich gut beim Lernen der Spielregeln.
  • Kinder mit einem holistischen Wahrnehmungsstil, konnten auch dann die Spielregeln relativ gut lernen, wenn sie parallel etwas anderes machen sollten (Bild ausmalen; Schwierigkeitsstufe 3) im Vergleich zu Kindern mit einem analytischen Wahrnehmungsstil.

Hätten Sie’s gedacht?
Wir finden die Befunde sehr spannend. Falls Sie weitere Fragen haben, können Sie sich gerne bei uns melden (beobachtungslabor@uni-muenster.de).

Weitere Informationen zu den durchgeführten Aufgaben, den Hintergründen und den Ergebnissen erhalten Sie durch einen Klick auf die Poster auf der rechten Seite, die die Studierenden für eine Präsentation in der Universität angefertigt haben: