Wie lösen Kita-Kinder ihre Konflikte mit Gleichaltrigen?

In einer Kita ist viel los: Es wird gespielt, gebastelt, gebaut, geturnt und immer wieder auch gestritten. Diese kleinen Konflikte, die unausweichlich zwischen Gleichaltrigen entstehen und wichtig für die Entwicklung sind, haben wir uns in dieser Studie genauer angeschaut. Dabei hat uns vor allem interessiert, wie Kinder ihre Streitigkeiten untereinander lösen. Denn im Laufe des Vorschulalters entwickeln Kinder wichtige sozial-emotionale Fähigkeiten, die ihnen dabei helfen, Lösungen zum beiderseitigen Vorteil zu finden.
Wir haben uns gefragt: Wie wirkt sich das Verhalten der streitenden Kinder, welches die Bedürfnisse des jeweils anderen Kindes mehr oder weniger berücksichtigt, auf die Konfliktlösung aus? Und welchen Einfluss hat die Fähigkeit der Kinder, soziale Situationen „lesen“ und verstehen zu können?

Was wurde gemacht?

In verschiedenen Kitas in und um Münster wurde der Kita-Alltag für mehrere Tage und mehrere Stunden pro Tag aus verschiedenen Perspektiven aufgenommen. Dabei konnten wir einige Konflikte zwischen Gleichaltrigen beobachten (insgesamt 792), die wir uns anschließend systematisch genauer angesehen haben. Darüber hinaus sahen einige Kinder Bildergeschichten und beantworteten Fragen zu ihrem Verständnis sozialer Situationen.

Das kam raus!

Wie erwartet konnte ein Konflikt eher im Sinne beider Beteiligten gelöst werden, wenn beide Kinder versuchten, die Wünsche des anderen Kindes mit einzubeziehen. Gleichzeitig konnte dieses „fremdorientierte“ Verhalten eines der beiden Kinder auch dazu führen, dass dieses Kind einen Konflikt verlor und der/die andere seine/ihre Wünsche durchsetzte. Vor allem jüngere Kinder gingen in solchen Konflikten mit ungleichen Lösungen wahrscheinlicher leer aus, während ältere Kinder, die mehr an ihre eigenen Wünsche dachten, sich behaupten konnten. Letzteres zeigte sich entgegen unseren Erwartungen, nach denen ältere Kinder bessere sozial-emotionale Fähigkeiten haben und sich daher sozial verträglicher verhalten. Mögliche Erklärungen könnten sein, dass ungleich alte Kinder wahrscheinlicher nicht miteinander befreundet sind, sich Kinder jedoch wohlwollender gegenüber Freunden verhalten. Zudem könnten ältere Kinder ihre Machtposition als älteres Kind im Konflikt mit jüngeren Kindern eher ausnutzen. Ebenfalls unerwartet war, dass die Fähigkeit, soziale Situationen zu verstehen, keinen Einfluss auf die Konfliktlösung hatte. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Verhalten sowie das Alter der Kinder die Lösung von Konflikten unter Gleichaltrigen entscheidend beeinflussen.

Bei Interesse schicken wir Ihnen gerne die Studie:

Hermens, H. J., Döge, P., Lüken, L. M., Silkenbeumer, J., & Kärtner, J. (2025). Outcomes of dyadic peer conflicts — Associations with age, social understanding, and other-oriented conflict resolution strategies. Zeitschrift für Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie.

Wir bedanken uns recht herzlich bei allen Familien und Kitas, die bei dieser Studie mitgemacht haben!