Wissensraum, Materialität und Dynamiken des Transfers um 1700. Die Klebebandsammlung des Prinzen Eugen von Savoyen

Im Mittelpunkt des DFG-Projekts steht die rund 280 Klebebände umfassende Grafiksammlung von Prinz Eugen von Savoyen (1663–1736), die ab 1717 in Paris von Jean Mariette und seinem Sohn Pierre-Jean kompiliert, in Wien gebunden und als Teil der Bibliothek im Wiener Stadtpalais des Prinzen aufbewahrt und präsentiert wurde. Mit diesem beeindruckenden Konvolut von Klebebänden (1737 von Karl VI. für die kaiserliche Hofbibliothek erworben, seit 1920 in der Albertina), das im Gegensatz zu vielen anderen Sammlungen ungewöhnlich gut erhalten geblieben ist, liegt für die Vormoderne ein sehr umfangreiches und höchst differenziertes fürstliches Sammlungskonzept von überragender Bedeutung vor.
Die bisher nur in Einzelstudien bearbeitete Sammlung soll im Rahmen des Projekts erstmals systematisch erschlossen werden, wobei das Hauptaugenmerk der Zeit unter Prinz Eugen und damit dem ursprünglichen Zustand der Klebebände gilt. Neben der Materialität und Befundsicherung werden die immanenten Ordnungskriterien der Einzelbände und der Kollektion insgesamt untersucht. Analysiert werden soll insbesondere das Verhältnis zwischen den nach Schulen (Œuvres) und den nach Sachgebieten (Recueils par Matières) sortierten Bänden. Die umfangreiche Bibliothek und die weiteren Sammlungen Prinz Eugens werfen darüber hinaus die Frage nach der performativen Wissenserzeugung und der zeitgenössischen Rezeption auf. Anhand der Klebebandsammlung sollen zudem Mechanismen und Dynamiken des europäischen Kultur- und Wissenstransfers erforscht werden.
Das Projekt wird in enger Zusammenarbeit mit der Albertina in Wien durchgeführt, die eine Auswahl an Bänden digitalisieren wird.

Projektleitung: Prof. Dr. Eva-Bettina Krems
Projektmitarbeiterinnen: Dr. Anne Bloemacher, Dr. Annette Kranz
Projektstart: Sommer 2025

© Wien, Albertina, HB 11, Giulio Romano
© Wien, Albertina, Klebeband aus der Sammlung Prinz Eugen