Veranstaltungen im Wintersemester 2012/2013
Proseminar:
CHRISTOPH LORKE
081931 Proseminar: Einführung in das Studium der Neueren und Neuesten Geschichte: Zwischen „Dynamischen Zeiten“ und Stagflation. Die sechziger und siebziger Jahre (trans)national
Mo 12-14 und 14-16, Räume bitte dem HISLSF entnehmen!!!, Beginn: 15.10.2012
Die markanten Eckdaten des Betrachtungszeitraumes sind schnell gefunden: Mauerbau 1961, Studentenproteste und „Prager Frühling“ 1968, Mondlandung 1969, der Zusammenbruch von Bretton Woods und „Ölschock“ 1973, KSZE-Schlussakte von Helsinki, Terrorismus u.v.a.m. In dieser spannungsreichen Umbruchzeit führten längerfristige gesellschaftliche, politische und kulturelle Entwicklungslinien zu einem Wandel, kam es zum Ende der stabilen Nachkriegsordnung mit politökonomischen Normen und kulturellen Orientierungsmustern. Stichworte wie Protestbewegung und „Neue Soziale Bewegungen“, Massenmedialisierung und Liberalisierungsprozesse, Pluralisierung der Wertorientierungen und Lebensstile prägten diese oft ambivalente Zeit des Wandels, zeitgleich wuchs die Unsicherheit durch Globalisierung und nachlassendes Wirtschaftswachstum, der Überdehnung des Sozialstaats und einem Ansteigen sozialer Ungleichheit. Was waren die Ursachen, Antriebskräfte und die Folgen dieser Entwicklung? Wie wurden die vielfältigen Problemlagen politisch verarbeitet, welche Krisenregimes etablierten sich? Diese und weitere Fragen werden am Beispiel einzelner Gesellschaftssegmente untersucht. Dabei liegt der Fokus auf Bundesrepublik und DDR, zwischen denen nicht erst nach Willy Brandts „Neuer Ostpolitik“ vielfältige verflochtene Entwicklungslinien existierten. Gleichzeitig sollen verschiedene der oben aufgeführten Aspekte im Vergleich mit anderen Nationalgesellschaften beleuchtet werden.
Im Seminar werden die Studierenden ferner mit den grundlegenden Methoden und Techniken der Neueren und Neuesten Geschichte vertraut gemacht. Hierfür sind umfangreiche praktische Übungsanteile vorgesehen. Für einen Leistungsnachweis sind neben einer regelmäßigen und aktiven Teilnahme das Halten eines Referats, das Bestehen einer Klausur sowie das Verfassen einer Hausarbeit erforderlich.
Literatur: Doering-Manteuffel, Anselm/ Raphael, Lutz: Nach dem Boom. Perspektiven auf die Zeitgeschichte seit 1970, Göttingen 2008; Frei, Norbert: 1968. Jugendrevolte und globaler Protest, München 2008 Hobsbawm, Eric: Das Zeitalter der Extreme. Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts, Wien 1995; Jarausch, Konrad H. (Hg.): Das Ende der Zuversicht? Die siebziger Jahre als Geschichte, Göttingen 2008; Rödder, Andreas: Die Bundesrepublik Deutschland 1969-1990, München 2004; Schildt, Axel/ Siegfried, Detlef: Dynamische Zeiten. Die 60er Jahre in den beiden deutschen Gesellschaften, 2. Aufl, Hamburg 2003; Wolfrum, Edgar: Die 70er Jahre. Republik im Aufbruch, Darmstadt 2007.
Kurs:
DR. RÜDIGER SCHMIDT
081999 Kurs: Die Geschichte der neuzeitlichen Stadt im Überblick
Mo 18-20, Raum bitte dem HISLSF entnehmen!!!, Beginn: 2. Vorlesungswoche
Schon seit längerer Zeit haben in der Geschichtswissenschaft der Alltag und lebensweltlich dimensionierte Kontexte, kulturell geprägte Dispositionen und kleinräumige Untersuchungsebenen vermehrt die Aufmerksamkeit der Forschung auf sich gezogen. Hat dieser in der Fachöffentlichkeit nicht widerspruchs- und kritiklos erfolgte Trend zur Mikrohistorie auch die an die Stadtgeschichte gerichteten Fragestellungen in spezifischer Weise verändert, so hat die moderne Urbanisierungsforschung in einer tendenziell gegenläufigen, eher strukturorientierten Perspektive die sich aus dem Modernisierungsprozess des 19. Jahrhunderts ergebenden demographischen, industriell-gewerblichen und sozialpolitischen Verwerfungen in den Blick genommen, für die die Stadt in gewisser Weise den Ausgangs- und Endpunkt zugleich bildete. Wie kaum eine andere Teildisziplin der Geschichtswissenschaft hat die Stadtgeschichtsforschung darum verschiedene historiographische Richtungen und Impulse auf sich vereinigt und dabei auch von intensiver erforschten Gegenstandsbereichen der Sozialgeschichte – etwa der Geschichte des Bürgertums – profitiert. Das Seminar will längsschnittartig Grundlinien der Entwicklung aufzeigen, aber auch an ausgesuchten Beispielen die Knotenpunkte der einschlägigen Forschung thematisieren.
Literatur: Klaus Gerteis, Die deutschen Städte in der Frühen Neuzeit. Zur Vorgeschichte der ‚bürgerlichen Welt’, Darmstadt 1986. Wolfgang R. Krabbe, Die deutsche Stadt im 19. und 20. Jahrhundert, Göttingen 1989. Horst Matzerath, Urbanisierung in Preußen 1815-1914, Stuttgart/Mainz 1985. Jürgen Reulecke, Geschichte der Urbanisierung in Deutschkand, Frankfurt a.M. 1985. Heinz Schilling, Die Stadt in der Frühen Neuzeit, München 1993.
Übungen:
MARKUS GOLDBECK
082426 Übung zur Vorlesung: Einführung in die Neuere und Neueste Geschichte
Mo 16-18, Raum bitte dem HISLSF entnehmen!!!
Abgestimmt auf die Inhalte der Vorlesung werden in dieser Übung wichtige Texte zur Neueren und Neuesten Geschichte gelesen. Die Studienleistung besteht in Exzerpten zu diesen Texten sowie einem Essay.
Literatur: Iggers, Georg G.: Geschichtswissenschaft im 20. Jahrhundert. Ein kritischer Überblick im internationalen Zusammenhang, Göttingen 2007.
MARKUS GOLDBECK
082430 Übung zur Vorlesung: Einführung in die Neuere und Neueste Geschichte
Di 12-14, Raum bitte dem HISLSF entnehmen!!!
Abgestimmt auf die Inhalte der Vorlesung werden in dieser Übung wichtige Texte zur Neueren und Neuesten Geschichte gelesen. Die Studienleistung besteht in Exzerpten zu diesen Texten sowie einem Essay.
Literatur: Iggers, Georg G.: Geschichtswissenschaft im 20. Jahrhundert. Ein kritischer Überblick im internationalen Zusammenhang, Göttingen 2007.
DR. DANIEL SCHMIDT
082608 Übung: Zwischen Novemberrevolution und Märzrevolution. Das Ruhrgebiet 1918- 1920
Mo 8-10, Raum bitte dem HISLSF entnehmen!!!, Beginn: 2. Semesterwoche
Das Ruhrgebiet war ein Zentrum der revolutionären und konterrevolutionären Ereignisse der Jahre 1918 bis 1920. Im Mittelpunkt der Übung stehen die Geschehnisse in der schwerindustriellen Schlüsselregion Deutschlands zwischen der Streikbewegung des Jahres 1918, der Novemberrevolution, den politisch-sozialen Auseinandersetzungen des Jahres 1919 sowie schließlich der Märzrevolution 1920, die als eine der größten Aufstandsbewegungen in der deutschen Geschichte zu gelten hat. Ein Schwerpunkt wird auf den unterschiedlichen Akteuren Parteien, Räte, Gewerkschaften, Unternehmen, Exekutive/Militär sowie der überwiegend unorganisierten Bevölkerung liegen. Im Rahmen der Übung sollen sich einzelne Arbeitsgruppen auf der Basis unveröffentlichter Quellenbestände insbesondere des Landesarchivs NRW, Abteilung Westfalen, mit verschiedenen Teilaspekten des Themas befassen und ihre Ergebnisse präsentieren.
Literatur: Eliasberg, George: Der Ruhrkrieg von 1920, Bad Godesberg 1974; Führer, Karl Christian u.a. (Hg.): Revolution und Arbeiterbewegung in Deutschland 1918–1920, Essen 2010; Hartewig, Karin: Das unberechenbare Jahrzehnt. Bergarbeiterfamilien im Ruhrgebiet 1914 bis 1923, München 1996; Lucas, Erhard: Märzrevolution im Ruhrgebiet. Vom Generalstreik gegen den Militärputsch zum bewaffneten Arbeiteraufstand März-April 1920, 3 Bde., Frankfurt a. M. 1970-1978; Theweleit, Klaus: Männerphantasien. 2 Bde., Frankfurt a. M. 1977/78.
DR. ALEXANDER KRAUS/DR. DANIEL SCHMIDT
082316 Übung: Vor dem Zechensterben. Ein Publikationsprojekt zum schwarzen Gold Gelsenkirchens
Di 14-16, Raum bitte dem HISLSF entnehmen!!!, Beginn: 2. Vorlesungswoche
Das Jahr 2000 brachte das Ende – zwar nicht unseres Planeten, aber doch einer kleinen Welt im Großen: Ende April erfolgte die Schließung der Zeche Hugo, die letzten 3.000 Kumpel Gelsenkirchens wurden verlegt, umgeschult oder nach dem Sozialplan „in die Anpassung“ geschickt. Und das in einer Stadt, die sich seit der Entdeckung der Steinkohle im Ruhrgebiet in den 1840er Jahren fast eineinhalb Jahrhunderte über das „schwarze Gold“ definierte, in der Zwischenkriegszeit gar Europas Steinkohlestandort Nummer 1 war. In der Übung, die in Kooperation mit dem Institut für Stadtgeschichte Gelsenkirchen realisiert wird, soll über die einstmals vierzehn Zechen der Stadt ein visuell ansprechendes populärwissenschaftliches Buch aus studentischer Feder geschrieben werden, das eine Wissensgeschichte der Kohle, exemplarische Oral History-Interviews mit ehemaligen Beschäftigten sowie Standortbiographien der Zechen anhand einzelner zentraler Ereignisse umfasst. Die einzelnen Arbeitsschritte von der Themenwahl über die Quellenrecherche, der Einarbeitung in den Forschungsstand, dem Konzipieren und Schreiben der Texte bis hin zu ihrer Überarbeitung werden dabei gemeinsam begangen. Das Buch wird im Klartext Verlag erscheinen. Die Übung wird an mindestens drei Terminen in Gelsenkirchen stattfinden – bitte berücksichtigen Sie die Fahrzeiten bei Ihrer Semesterplanung!
DR. RÜDIGER SCHMIDT
082756 Übung: Geschichtstheorie – historische Hermeneutik, Strukturalismus, postmoderne Intentionen
Mi 16-18, Raum bitte dem HISLSF entnehmen!!!, Beginn: 2. Vorlesungswoche
Hat die Geschichtswissenschaft der Gegenwart noch ein Zentrum – oder erzeugt sie ihre Fragestellungen und Erkenntnisse unter dem Eindruck postmoderner Ansätze nur noch in einem ‚System’ von Echos (Deleuze)? An der Wende zu den neunziger Jahren hatte die französische Annales E.S.C. ihrem Unbehagen über die erkenntnistheoretischen Qualitäten des Strukturalismus Ausdruck gegeben, woanders wurde unter dem Eindruck der weltpolitischen Wende von 1989/90 kühn das ‚Ende der Geschichte’ (Fukuyama) verkündet. Es scheint prima facie so, als habe man sich nach dem Abschied von den ‚Meta-Erzählungen’ (J.F. Lyotard) jedenfalls implizit darüber verständigt, dass umfassende Reflexionen über die Vergangenheit nicht mehr zu machen seien. In einer folgenreichen Umorientierung hat die Geschichtswissenschaft ihr Interesse für das Subjektive, für die diskursive und symbolische Realitätsaneignung, für Kommunikation und Erinnerung entdeckt, wobei die Außengrenzen des Fachs längst nicht mehr eindeutig definierbar sind. Schon seit einiger Zeit beschreibt die Geschichtswissenschaft ihre Erkenntnisfortschritte in turns, dem cultural turn, dem linguistic turn, dem visual und dem spatial turn etc. Die ‚klassische’ Leitkategorie der Gesellschaft scheint vor diesem Hintergrund nicht mehr eindeutig fassbar zu sein und in einem heterogenen ‚System’ von (Selbst)Beobachtungen zu zerfließen. Das Seminar behandelt einleitend ältere Paradigmen der geschichtstheoretischen Debatte, um im Anschluss die o.a. neueren Fragestellungen und Probleme zu thematisieren.
Literatur: Doris Bachmann-Medick, Cultural Turns. Neuorientierungen in den Kulturwissenschaften, Reinbek 2006. Christoph Conrad/Martina Kessel (Hg.), Geschichte schreiben in der Postmoderne. Beiträge zur aktuellen Diskussion, Stuttgart 1994. François Dosse, Geschichte des Strukturalismus, 2 Bde., Hamburg 1997. Karl-Georg Faber, Theorie der Geschichtswissenschaft, München 41978. Reinhart Koselleck, Artikel ‚Geschichte’, in: Otto Brunner/Werner Conze/Reinhart Koselleck (Hg.), Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 2, Stuttgart 1975, S. 647-715. Lutz Raphael, Geschichtswissesnchaft im Zeitalter der Extreme. Theorien, Methoden, Tendenzen von 1900 bis zur Gegenwart, München 2003.
