Veranstaltungen im Sommersemester 2013


Vorlesung:

PROF. DR. THOMAS GROßBÖLTING
081739 Vorlesung: Einführung in die Neuere und Neueste Geschichte
Mi 16-18, Raum: F 2, Beginn: 10.04.2013

Die Vorlesung wendet sich an Studienanfänger wie auch an diejenigen, die über die Basis, die Grundlagen und die Ausrichtung des Faches nachdenken wollen: Warum eigentlich ist die Betrachtung der Vergangenheit "Wissenschaft"? Und wie lässt sich der mit dieser Vokabel formulierte Anspruch einlösen? Was bedeutet "Objektivität" in dem Moment, wenn unsere Arbeit auch gebunden ist an gegenwärtiges Orientierungsbedürfnis? Wie bemessen wir nicht zuletzt die Grenzen dessen, was wir von der Vergangenheit rekonstruieren können? Diese und andere methodische Grundfragen des Faches werden in der Vorlesung ebenso aufgegriffen wie auch Argumentationsformen und Arbeitsweisen des Historikers entwickelt und erklärt werden. Zugleich soll in Kooperation mit weiteren Kolleginnen und Kollegen des Fachs in die Grundfragen und Forschungsprobleme eingeführt werden, die die Frühe Neuzeit, die Neuzeit und die Zeitgeschichte beschäftigt haben: die Kommunikationsrevolution in der FNZ, der Übergang von der ständischen zur Klassengebundenen Gesellschaft, Modernisierung als Konzept und seine Bestreitung, die Gründung der Nationalstaaten, Diktatur und Demokratie... und vieles mehr. Ziel der Vorlesung ist es, eine grundlegende Orientierung zu vermitteln, die vor allem als Basis der Spezialisierung im weiteren Studium dienen kann. Ergänzend zur Veranstaltung selbst werden begleitende Übungen angeboten, in denen das Wissen vertieft und angewendet werden kann.

Einführende Literatur: Auf dem Markt gibt es eine ganze Reihe von Einführungswerken. Es empfiehlt sich, eines dieser Bücher mit dem Ziel durchzuarbeiten, eigenes Nachdenken und vor allem Fragen zu entwickeln.

Kurs:

DR. RÜDIGER SCHMIDT
081959 Kurs: Die Weimarer Republik
Mo 18-20, Raum: F 4, Beginn: 2. Vorlesungswoche

Wenngleich die Weimarer Republik als eine der am besten erforschten Epochen der deutschen Geschichte gilt, hat die Beschäftigung der Historiographie mit der ersten deutschen Republik kaum an Bedeutung verloren. Dabei hat sich inzwischen ein bedeutender Perspektivenwechsel der Forschung ergeben, indem sich deren Fokus inzwischen weniger auf das Anfang und Ende bzw. die sog. Geburtsfehler und das Scheitern der Republik richtet, sondern Weimar viel mehr als „Epoche eigener Art“, ja als Höhepunkt der „klassischen Moderne“ (Peukert) beschrieben wird. Mit der Weimarer Republik verbindet man heute ebenso politische Radikalisierung wie kulturelle Avantgarde, es werden die ökonomisch-sozialen Begleiterscheinungen und Folgen der industriegesellschaftlichen Modernisierung ebenso thematisiert wie der Durchbruch zur soziokulturellen Moderne. Im Rahmen des Seminars ist beabsichtigt, nach einem Überblick über die großen Linien der politischen Geschichte der Weimarer Republik vor allem die Diskussionszusammenhänge der jüngeren Forschung zu thematisieren.

Literatur zur Einführung: Dieter Gessner, Die Weimarer Republik (= Kontroversen um die Geschichte), Darmstadt 2002; Peter Hoeres, Die Kultur von Weimar. Durchbruch der Moderne, Berlin 2008; Hans Mommsen, Aufstieg und Untergang der Republik von Weimar 1918-1933, Berlin 1998; Detlev J. K. Peukert, Die Weimarer Republik. Krisenjahre der klassischen Moderne, Frankfurt a.M. 1987; Hagen Schulze, Weimar. Deutschland 1917-1933 (= Die Deutschen und ihre Nation, Bd. 4), Berlin 1982; Heinrich August Winkler, Weimar 1918-1933. Die Geschichte der ersten deutschen Demokratie, München 1998.

Eine Anmeldung für die Kurse der Mittelalterlichen sowie der Neueren und Neuesten Geschichte erfolgt in der ersten Sitzung der Veranstaltung!

Hauptseminare:

PROF. DR. THOMAS GROßBÖLTING/DR. RÜDIGER SCHMIDT
082109 Hauptseminar: Der Erste Weltkrieg und wir
Di 14-16, Raum: F 3, Beginn: 16.04.2013

2014 jährt sich der Beginn des Ersten Weltkriegs zum hundertsten Mal. Man muss kein Prophet sein um vorherzusagen, dass sich politische und gesellschaftliche Institutionen in aller Welt überschlagen werden, dieses historischen Ereignisses zu gedenken: „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“, aber auch der Anlass für erste (wenn auch wenig effektive) Versuche zur internationalen Friedenssicherung. Schon diese wenigen Hinweise zeigen, dass mit der Unterzeichnung des Waffenstillstandes am 11. Novembers 1918 der Krieg militärisch zwar aufhörte, aber in seinen gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Wirkungen noch lange nicht beendet war. Bis heute gilt er beispielsweise in England und Frankreich als „der große Krieg“. In Deutschland waren es nicht zuletzt die Verwerfungen und Radikalisierungen des Ersten Weltkriegs, die das Scheitern der Weimarer Republik und den Aufstieg Hitlers (mit) erklären können. Selbst in die internationale Politik der jüngsten Jahrzehnte – sei es die aktuelle Euro- und Bankenkrise, sei es der Jugoslawienkrieg der 1990er Jahre – spielte die Erinnerung an diese militärische Auseinandersetzung hinein. Angesichts dieses großen Widerhalls verfolgt das Seminar ein doppeltes Ziel: Neben einer knappen Einarbeitung in den Ersten Weltkrieg selbst soll es darum gehen, die verschiedenen (geschichts)politischen Thematisierungen, Wirkungen und Deutungen zu rekonstruieren und zu analysieren. Das Vorhaben setzt bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern eine große Neugierde wie auch die Bereitschaft zu viel Lektüre voraus, da wir uns nicht nur zeitlich weit erstrecken müssen, sondern auch in verschiedene nationale und regionale Thematisierungen des Ersten Weltkriegs ausgreifen wollen.

Eine erste thematische Orientierung ermöglicht das folgende Webangebot: http://www.1914-1918-online.net wie auch die online verfügbare Ausgabe der Zeithistorischen Forschungen 2004; http://www.zeitgeschichte-online.de/md=EWK-Inhalt.

Aufgrund der begrenzten Teilnehmerzahl ist eine Anmeldung im Sekretariat der Neueren und Neuesten Geschichte II (Raum 137) vom 14.01.2013 bis zum 01.02.2013 sowie vom 18.03.2013 bis zum 12.04.2013 jeweils montags bis freitags von 11 bis 13 Uhr erforderlich.

PROF. DR. CHRISTIAN JANSEN/DR. MASSIMILIANO LIVI
082094 Hauptseminar: Staatlichkeit in Italien im 20. Jahrhundert
Mi 16-18, Raum: F 029

Das Seminar geht der Frage nach, warum und in welcher Hinsicht sich in Italien eine spezifische Staatlichkeit entwickelt hat. Mit der Entscheidung für eine zentralistische Staatsstruktur, die kurz nach der Nationalstaatsgründung gefallen war, belastet, versuchte versuchte der Liberale Giovanni Giolitti das Land das parlamentarisch-klientelistische System ohne moderne politische Parteien auf eine breitere Legitimationsbasis zu stellen. Dagegen entstand eine nationalistische Opposition, der die italienische Staatlichkeit als zu schwach nach außen empfand – als „proletarische Nation“ unterdrückt, als kleinbürgerliche „Italietta“ verspottet. Diese Opposition, die zu den Wurzeln des Faschismus gehörte, erwartete vom Krieg eine Erneuerung Italiens. Als diese ausblieb und das Land vor einer sozialistischen Revolution zu stehen schien, entmachtete die liberale Monarchie sich selbst und rief Mussolini als starken Mann, der die Staatsbildung vorantreiben sollte. Wie er das versuchte und inwiefern es gelungen ist, bildet den ersten Schwerpunkt des Seminars. Der zweite zentrale Aspekt wird die Nachkriegsordnung unter der als Kmopromiss zwischen Christdemokraten und Kommunisten ausgehandelten Verfassung von 1948 sein. Warum überlebten Strukturmerkmale wie Klientelismus, Lokalismus, Familiarismus, kurzlebige Regierungen etc. aus dem 19. Jahrhundert bis zum Ende der Ersten Republik (1993/94)? Warum ließ sich in einigen Regionen das staatliche Gewaltmonopol bis heute nicht durchsetzen? Welche Rolle spielt eine anarchische, staatsfeindliche Mentalität der Bevölkerung?

Literatur: Cotta, Maurizio and Luca Verzichelli, Political Institutions in Italy, Oxford, 2007. Ginsborg, Paul: History of Contemporary Italy. Society and Politics; 1943–1988, Penguin Books, London [u.a.] 1990. Jansen, Christian: Italien seit 1945. Vandenhoeck/UTB Göttingen 2007 (kann beim Autor für 8 € erworben werden). McCarthy, Patrick (ed.), Italy Since 1945, Oxford University Press, Oxford-New York 2000. Rörig, Karoline et al. (Hg.): Länderbericht Italien. Bundeszentrale für politische Bildung Bonn 2012 (kann für 4,50 € bei der Bundeszentrale für politische Bildung bestellt werden).

Aufgrund der begrenzten Teilnehmerzahl ist eine Anmeldung im Sekretariat der Neueren und Neuesten Geschichte III (Raum 138) vom 14.01.2013 bis zum 01.02.2013 sowie vom 18.03.2013 bis zum 12.04.2013 jeweils montags bis freitags von 10 bis 12 Uhr erforderlich.

Oberseminare/Masterseminare:

PROF. DR. HEIKE BUNGERT/PROF. DR. THOMAS GROßBÖLTING
082204 Oberseminar/Masterseminar: Deutschland und die USA
Di 16-18, Raum: F 104, Beginn: 16.04.2013

Deutschland und die USA waren im 19. und 20. Jahrhundert vielfältig miteinander verbunden. Bis heute sind die beiden Staaten und Gesellschaften einander Vorbild und Bündnispartner ebenso wie Schreckbild und (meist ideeller) Gegner. Wie "der Ami" und "der Deutsche" sind, meinen viele sehr genau zu wissen, zu den unterschiedlichen Anlässen löst diese Frage immer wieder erregte Debatten aus. Das Seminar nimmt die aktuelle Bezogenheit der Bundesrepublik auf die USA und den (deutlich weniger ausgeprägten) umgekehrten Blick zum Anlass, nach der Beziehungs- und Verflechtungsgeschichte der beiden Nationen zu schauen. Die damit thematisierten Felder bilden ein breites Spektrum ab und erstrecken sich von der Massenmigration in die USA, der Flucht vor den Nationalsozialisten und dem akademischen (Personal)austausch über antideutsche Stimmungen bzw. (Anti)Amerikanismus bis hin zu den internationalen Beziehungen vom Kaiserreich bis zum Ende der DDR oder den Verflechtungen zwischen sozialen Bewegungen oder kulturellen Strömungen in beiden Ländern.

Einführende Literatur: Trommler, Frank/Shore, Elliott (Hg.), The German-American Encounter: Conflict and Cooperation between Two Cultures 1800-2000. New York: Berghahn Books, 2001; Trommler, Frank/McVeigh, Joseph (Hg.), America and the Germans, 2 Bde. Philadelphia: University of Pennsylvania Press, 1985; Mauch, Christof/Patel, Kiran Klaus (Hg.), Wettlauf um die Moderne: Die USA und Deutschland seit 1890. Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung. 2008.

Aufgrund der begrenzten Teilnehmerzahl ist eine Anmeldung im Sekretariat der Neueren und Neuesten Geschichte II (Raum 137) vom 14.01.2013 bis zum 01.02.2013 sowie vom 18.03.2013 bis zum 12.04.2013 jeweils montags bis freitags von 11 bis 13 Uhr erforderlich.

PROF. DR. FRANZ-WERNER KERSTING
082219 Oberseminar/Masterseminar: Psychiatrie und Gesellschaft im 20. Jahrhundert
Do 18-20, Raum: F 104, Beginn: 18.04.2013

Sowohl die Situation der psychisch Kranken und geistig Behinderten selbst wie auch der medizinische und öffentliche Umgang mit ihnen können zu den grundlegenden Indikatoren des Sozial- und Wertegefüges einer Gesellschaft gerechnet werden. Infolge der traditionellen Stigmatisierung von Menschen mit Behinderungen erlaubt die Analyse psychiatrischer Institutionen, Praktiken und Debatten gleichzeitig Rückschlüsse auf den Umgang mit sozialen Minderheiten und Randgruppen. Sie kann deshalb auch als ein Gradmesser für die Durchsetzung und Achtung von Menschen- und Bürgerrechten dienen.
In diesem Sinne beschäftigt sich das Masterseminar aus psychiatriehistorischer und auch international vergleichender Sicht mit der deutschen Gesellschaftsgeschichte des 20. Jahrhunderts: vom ersten massenhaften „Hungersterben“ hinter Anstaltsmauern im Ersten Weltkrieg über die Reformtendenzen der Weimarer Zeit („aktivere Krankenbehandlung“, „offene Fürsorge“) sowie die Praxis und Langzeitwirkung der NS-Medizinverbrechen (Zwangssterilisation, „Euthanasie“-Morde,„Nachkrieg“ in den Anstalten, „Vergangenheitsbewältigung“) bis hin zu der Psychiatriereform seit den „1968er“ Jahren und einem Ausblick auf neuerliche aktuelle Problemlagen (Zunahme psychischer Erkrankungen, „demographischer Wandel“, „Migration“ und „transkulturelle Psychiatrie“). Es geht um die Perspektiven der Akteure – und Täter – aus Verwaltung, Ärzteschaft und Pflegepersonal, aber auch um die leidvollen Erfahrungen von Patienten, Opfern und betroffenen Familien. Arbeitstechnisch soll sich in jeder Sitzung ein einführendes Kurzreferat mit der gemeinsamen Diskussion ausgewählter Quellen- und Forschungstexte verbinden. Aber auch Film- und Fotomaterial wird zur Analyse und Veranschaulichung des Themas eingesetzt.
Vorgesehen ist ferner eine Tagesexkursion zur vormaligen westfälischen „Provinzialheilanstalt“ und heutigen „LWL-Klinik“ Warstein (mit „Psychiatrie-Museum“).

Literatur: Helen Bömelburg, Der Arzt und sein Modell. Porträtfotografien aus der deutschen Psychiatrie 1880 bis 1933, Stuttgart 2007; Cornelia Brink, Grenzen der Anstalt. Psychiatrie und Gesellschaft in Deutschland 1860-1980, Göttingen 2010; Heinz Faulstich, Hungersterben in der Psychiatrie 1914-1949, Freiburg/Br. 1998; Marijke Gijswijt-Hofstra u.a. (Hg.), Psychiatric Cultures Compared. Psychiatry and Mental Health Care in the Twentieth Century: Comparisons and Approaches, Amsterdam 2005; Franz-Werner Kersting, Abschied von der „totalen Institution“? Die westdeutsche Anstaltspsychiatrie zwischen Nationalsozialismus und den Siebzigerjahren, in: Archiv für Sozialgeschichte 44 (2004), S. 267-292; ders./Hans-Walter Schmuhl (Hg.), Quellen zur Geschichte der Anstaltspsychiatrie in Westfalen. Bd. 2: 1914-1955, Paderborn u.a. 2004; Lebensunwert. Paul Brune. NS-Psychiatrie und ihre Folgen. Ein Film von Robert Krieg und Monika Nolte. DVD-Produktion (mit Begleitheft) des LWL-Medienzentrums für Westfalen, Münster 2005; Maike Rotzoll u.a. (Hg.), Die nationalsozialistische „Euthanasie“ - Aktion „T4“ und ihre Opfer. Geschichte und ethische Konsequenzen für die Gegenwart, Paderborn u.a. 2010.

Aufgrund der begrenzten Teilnehmerzahl ist eine Anmeldung im Sekretariat der Neueren und Neuesten Geschichte II (Raum 137) vom 14.01.2013 bis zum 01.02.2013 sowie vom 18.03.2013 bis zum 12.04.2013 jeweils montags bis freitags von 11 bis 13 Uhr erforderlich.

Übungen:

MARKUS GOLDBECK
082333 Übung zur Vorlesung: Einführung in die neuere und neueste Geschichte
Mo 16-18, Raum: ES 24

Abgestimmt auf die Inhalte der Vorlesung werden in dieser Übung wichtige Texte zur Neueren und Neuesten Geschichte gelesen. Die Studienleistung besteht in Exzerpten zu diesen Texten sowie einem Essay.

Literatur: Iggers, Georg G.: Geschichtswissenschaft im 20. Jahrhundert. Ein kritischer Überblick im internationalen Zusammenhang, Göttingen 2007.

Anmeldung über ein Verteilverfahren: Wahlgang: Montag, 14.01.2013, 10.00 Uhr bis Donnerstag, 31.01.2013, 12.00 Uhr, an der Aufsicht der Bibliothek (Keller, Fürstenberghaus). Bekanntgabe der Ergebnisse im Bereich der Neueren und Neuesten Geschichte: Donnerstag, 31.01.2013, nachmittags (am "Schwarzen Brett" des Historischen Seminars).

MARKUS GOLDBECK
082348 Übung zur Vorlesung: Einführung in die neuere und neueste Geschichte
Do 16-18, Raum: F 33

Abgestimmt auf die Inhalte der Vorlesung werden in dieser Übung wichtige Texte zur Neueren und Neuesten Geschichte gelesen. Die Studienleistung besteht in Exzerpten zu diesen Texten sowie einem Essay.

Literatur: Iggers, Georg G.: Geschichtswissenschaft im 20. Jahrhundert. Ein kritischer Überblick im internationalen Zusammenhang, Göttingen 2007.

Anmeldung über ein Verteilverfahren: Wahlgang: Montag, 14.01.2013, 10.00 Uhr bis Donnerstag, 31.01.2013, 12.00 Uhr, an der Aufsicht der Bibliothek (Keller, Fürstenberghaus). Bekanntgabe der Ergebnisse im Bereich der Neueren und Neuesten Geschichte: Donnerstag, 31.01.2013, nachmittags (am "Schwarzen Brett" des Historischen Seminars).

DR. MASSIMILIANO LIVI
082534 Übung: Die italienische Verfassung und die Gründung der Republik
Mo 16-18, Raum: 0421/KthIV, Beginn: 15.04.2013

Die Wahlen zur verfassunggebenden Versammlung am 2. Juni 1946 – die ersten mit allgemeinem Wahlrecht für Männer und Frauen – bescherten den Italienern nach dem Regime Mussolinis eine Vielfalt an politischen Kulturen, die nach dem Regime wieder aktiv waren und innerhalb und außerhalb der Nationalversammlung eine rege Debatte über das zukünftige italienische Demokratiemodell animierten. Man war sich allerdings über die Wichtigkeit zweier Themenschwerpunkte in der Diskussion einig: Den Antifaschismus und der Zentralität der pluralistischen Werte des Humanismus. Ab dem 1. Januar 1948 folgte die Geschichte der Verfassung der Entwicklung des politischen Systems Italiens in der Zeit der Republik: Dem Prozess der praktischen Umsetzung und der Einsetzung aller Organe und Institute von 1955 bis in die siebziger Jahre folgte in der zweiten Hälfte der Neunziger eine Reihe von Reformen, die teilweise das Resultat ihrer grundsätzlichen Infragestellung in den Jahrzehnten zuvor waren. Im Kurs wird zunächst die Geschichte der italienischen verfassunggebenden Versammlung im Kontext des Übergangs vom Regime zur Demokratie unter die Lupe genommen. Hierzu wird der Focus auf den zentralen Themen der damaligen Debatte liegen – wie etwa Freiheit, Religion, Bildung und Arbeit. Zudem werden die politischen Auswirkungen der Verfassung auf die Entwicklung der Republik anhand von Quellen und Literatur untersucht. Von den Teilnehmern des Kurses wird die Bereitschaft zur Vorbereitung der einzelnen Sitzungen erwartet sowie dass sie sich autonom mit den unterschiedlichen Themen beschäftigen und diese durch Recherche, Referate und Diskussionen im Kurs thematisieren.Vorkenntnisse in der italienischen Sprache als auch in der italienischen Geschichte sind nicht erforderlich. Vor Anfang des Kurses empfiehlt sich jedoch folgende Lektüre:

Literatur: Christian Jansen: Italien seit 1945, Göttingen 2007. Ginsborg, Paul: History of Contemporary Italy. Society and Politics; 1943–1988, London [u.a.] 1990. McCarthy Patrick (ed.), Italy Since 1945, Oxford-New York 2000. Clark, Martin, Modern Italy, Harlow, 2008 (S. 363-417). Cotta, Maurizio and Luca Verzichelli, Political Institutions in Italy, Oxford, 2007.

CHRISTOPH LORKE
082553 Übung: Film und Fernsehen als Quellen zur DDR-Geschichte. Vom Nutzen und Nachteil audiovisueller Überlieferung
Mo 14-16, Raum: F 102

Agitation, Propaganda, Manipulation, Instrumentalisierung, Indoktrinierung – denkt man an Medien der DDR, so sind es vor allem jene Schlagworte, die in der „geschlossenen Gesellschaft“ bei der Produktion und Rezeption von Film und Fernsehen prägend waren. Beide Medien spielten eine wichtige Rolle bei der Entwicklung eines „sozialistischen Bewusstseins“, lautete zumindest das erklärte Ziel der Staats- und Parteiführung. Doch die individuelle Aneignung fiel mitunter völlig anders aus, insbesondere nach dem Mauerbau und einem stärkeren Rückzug ins Private. Die Übung hat zum Ziel, die unterschiedlichen Gattungen filmischer Darstellung der DDR zu untersuchen: Formen und Strukturen, Themen und Wirkungsmechanismen, Reichweite und Grenzen ausgewählter Beispiele aus Film und Fernsehen sollen nicht nur eingehend betrachtet, sondern auch nach ihrem jeweils spezifischen Quellenwert für die Auseinandersetzung mit der DDR-Geschichte befragt werden. In verschiedenen thematischen Blöcken sollen zum einen Überblickskenntnisse vermittelt werden, zum anderen werden diese durch exemplarische Analysen der entsprechenden Quellen diskutiert. Die Übung biete eine tour d’horizon von DEFA-Filmen über Unterhaltungssendungen, Kriminalfilme, Nachrichtenformate und Magazine hin zur Sportberichterstattung und dem „Westfernsehen“ zwischen Mauerbau und Mauerfall. In der Veranstaltung sollen Studierende – gern auch der unteren Fachsemester – mit den grundlegenden Methoden und Techniken Fernseh- und Filmanalyse vertraut gemacht werden. Für einen Studiennachweis ist neben einer regelmäßigen und aktiven Teilnahme, einer gründlichen Vorbereitung (Quellen- und Textlektüre) das Halten eines Referats erforderlich; ein Leistungsnachweis kann durch eine zusätzliche Klausur erworben werden (90. Min.). Die Teilnehmeranzahl ist auf 25 Studierende begrenzt. Die Einschreibung erfolgt durch Anmeldelisten, die im Sekretariat des Lehrstuhls für Neuere und Neueste Geschichte vom 21.01.2013-07.02.2013 ausliegen.

Empfohlene Literatur zur Einführung: Beutelschmidt, Thomas: Kooperation oder Konkurrenz? Das Verhältnis zwischen Film und Fernsehen in der DDR, Berlin 2009; Eichinger, Barbara/ Stern. Frank (Hg.): Film im Sozialismus - die DEFA, Zürich 2009; Dittmar, Claudia/ Vollberg, Susanne (Hg.): Die Überwindung der Langeweile? Zur Programmentwicklung des DDR-Fernsehens 1968 bis 1974, Leipzig 2002; Gersch, Wolfgang: Szenen eines Landes. Die DDR und ihre Filme, Berlin 2006; Hickethier, Knut: Das Fernsehen der DDR, in: Wie im Westen, nur anders: Medien in der DDR, in: Zahlmann, Stefan (Hg.); Wie im Westen, nur anders, Berlin 2010, S. 119-130; Meyen, Michael: Denver Clan und Neues Deutschland : Mediennutzung in der DDR, Berlin 2003; Riederer, Günter: Film und Geschichtswissenschaft. Zum aktuellen Verhältnis einer schwierigen Beziehung, in: Paul, Gerhard (Hg.): Visual History. Ein Studienbuch, Göttingen 2006, S. 96-113; Steinmetz, Rüdiger/Viehhoff, Reinhold: Deutsches Fernsehen Ost. Eine Programmgeschichte des DDR-Fernsehens, Berlin 2008.

Aufgrund der begrenzten Teilnehmerzahl ist eine Anmeldung im Sekretariat der Neueren und Neuesten Geschichte II (Raum 137) vom 14.01.2013 bis zum 01.02.2013 sowie vom 18.03.2013 bis zum 12.04.2013 jeweils montags bis freitags von 11 bis 13 Uhr erforderlich.

CHRISTOPH LORKE
082549 Übung: "...wissen wir durch die Massenmedien." Eine Einführung in die Analyse von Zeitungstexten (19. und 20. Jahrhundert)
Mo 10-12, Raum: F 6

Die Geschichtswissenschaft wendet sich seit wenigen Jahren verstärkt massenmedialen Quellen zu. Die Übung widmet sich der Bedeutung und Ausdifferenzierung des Mediums „Zeitung“ vom Kaiserreich bis in die unmittelbare Gegenwart. Neben der historischen Entwicklung von Zeitungen im Hinblick auf ihre Erscheinungsform, Charakteristik, Verbreitung, Nutzung und Wirkung, soll insbesondere die Bedeutung (und Brisanz) jener Quellen für die geschichtswissenschaftliche Arbeit ausgelotet werden. Unausweichlich stößt man auf das Bonmot Niklas Luhmanns, wonach Massenmedien den entscheidenden Einfluss auf die Konstruktion von Realität hätten. Nach grundlegenden Begriffsklärungen und der Behandlung wesentlicher kommunikations- und medienwissenschaftlicher Modelle sollen Zeitungen in ihrer Bedeutung in den verschiedenen Etappen der neueren und neuesten deutschen Geschichte erörtert werden: Mediale Eigenheiten des Kaiserreichs, aus der Zeit des Nationalsozialismus oder im geteilten Deutschland sollen dabei durch praktische Anwendungsbeispiele analysiert werden. Mithilfe der Recherchemöglichkeiten im Zeitungs- und Pressearchiv der WWU Münster sollen Studierende der Einführungs- und Vertiefungsphase mit den wesentlichen Methoden und Techniken der Analyse von Zeitungen als historische Quelle vertraut gemacht werden. Für einen Studiennachweis ist neben einer regelmäßigen und engagiert-aktiven Teilnahme das Halten eines Referats erforderlich, das u.a. einen eigenständig bearbeiteten Quellkorpus vorstellen und diskutieren soll. Ein Leistungsnachweis kann durch eine zusätzliche Klausur erworben werden (90 Min.). Die Teilnehmeranzahl ist auf 25 Studierende begrenzt. Die Einschreibung erfolgt durch Anmeldelisten, die im Sekretariat des Lehrstuhls für Neuere und Neueste Geschichte vom 21.01.2013-07.02.2013 ausliegen.

Empfohlene Literatur zur Einführung: Bösch, Frank: Mediengeschichte. Vom asiatischen Buchdruck zum Fernsehen, Frankfurt am Main 2011; Böhn, Andreas/ Seidler, Andreas: Mediengeschichte. Eine Einführung, Tübingen 2008; Faulstich, Werner: Mediengeschichte. Von 1700 bis ins 3. Jahrtausend, Göttingen 2006; ders.: Die Mediengeschichte des 20. Jahrhunderts, München 2012; Hickethier, Knut: Mediengeschichte, in: Rusch, Gebhard (Hg.): Einführung in die Medienwissenschaft. Konzeptionen, Theorien, Methoden, Anwendungen. Wiesbaden 2002, S.171-188; Holzweißig, Gunter: Die schärfste Waffe der Partei. Eine Mediengeschichte der DDR, Köln 2002; Wilke, Jürgen: Grundzüge der Medien- und Kommunikationsgeschichte, Köln 22008; ders. (Hg.): Mediengeschichte der Bundesrepublik Deutschland, Bonn 1999.

Aufgrund der begrenzten Teilnehmerzahl ist eine Anmeldung im Sekretariat der Neueren und Neuesten Geschichte II (Raum 137) vom 14.01.2013 bis zum 01.02.2013 sowie vom 18.03.2013 bis zum 12.04.2013 jeweils montags bis freitags von 11 bis 13 Uhr erforderlich.

DR. DANIEL SCHMIDT
082500 Übung: Wegbereiter des Nationalsozialismus – Personen, Organisationen, Netzwerke des völkisch-antisemitischen Aktivismus 1919-1933
Mi 8-10, Raum: F 104, Beginn: 2. Semesterwoche

Die Übung befasst sich mit jenen Personen, Gruppen und Netzwerken, die während der Weimarer Republik die völkisch-antisemitische, antirepublikanisch-revanchistische, militant-nihilistische Subkultur bildeten. Der Fokus liegt also auf individuellen und kollektiven Akteuren, die den Aufstieg des Nationalsozialismus organisierten, auch wenn sie selbst nicht unbedingt Teil der NS-Bewegung waren oder wurden. Im Mittelpunkt des Interesses stehen erstens die individuellen Akteure – Männer und Frauen –, die sich in unterschiedlichen organisatorischen Zusammenhängen aus einer rechtsextremen politischen Haltung heraus gegen die Weimarer Republik stellten. Zweitens sollen die organisatorischen Zusammenhänge selbst, also die Sozialisationsagenturen der Akteure, thematisiert werden, z. B. die Freikorpsbewegung, rechte Geheimbünde und Terrororganisationen, völkische Splitterparteien, aber auch universitäre Gruppierungen und intellektuelle Zirkel. Drittens befasst sich die Lehrveranstaltung mit denjenigen Ereignissen und Orten, die bei der Konstituierung der Bewegung eine zentrale Rolle spielten, also beispielsweise mit den Kämpfen im Baltikum, im Ruhrgebiet und in Oberschlesien, aber auch mit den ostelbischen Landgütern, die in den 1920er Jahren zu Rückzugsorten und Schutzzonen der paramilitärischen Bewegung wurden. Der Gegenstand der Übung wird im Herbst 2013 auch auf einer Tagung verhandelt, die das Institut für Stadtgeschichte Gelsenkirchen organisiert. Im Rahmen der Lehrveranstaltung sollen Studierende nicht nur an das Thema, sondern auch an diese Tagung herangeführt werden.

Einführende Literatur: Breuer, Stefan: Die Völkischen in Deutschland. Kaiserreich und Weimarer Republik, Darmstadt 2008; Campbell, Bruce B.: The SA generals and the Rise of Nazism, Lexington/Kentucky 1998; Gerwarth, Robert: The Central European Counter-Revolution: Paramilitary Violence in Germany, Austria and Hungary after the Great War, Past and Present 200 (2008), S. 175-209; Gumbel, Emil J.: Verschwörer. Beiträge zur Geschichte und Soziologie der deutschen nationalistischen Geheimbünde seit 1918, Wien 1924; Lohalm, Uwe: Völkischer Radikalismus. Die Geschichte des Deutschvölkischen Schutz- und Trutzbundes, Hamburg 1970; Sauer, Bernhard: Schwarze Reichswehr und Fememorde. Eine Milieustudie zum Rechtsradikalismus in der Weimarer Republik, Berlin 2004; Schmidt, Daniel: Der SA-Führer Hans Ramshorn. Ein Leben zwischen Gewalt und Gemeinschaft (1892–1934), in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 60 (2012), S. 201-235; Schulze, Hagen: Freikorps und Republik 1918-1920, Boppard 1969; Streubel, Christiane: Radikale Nationalistinnen. Agitation und Programmatik rechter Frauen in der Weimarer Republik, Frankfurt/M., New York 2006.

Kolloquium:

PROF. DR. HEIKE BUNGERT/PROF. DR. THOMAS GROßBÖLTING/JUN. PROF. DR. ISABEL HEINEMANN/PROF. DR. CHRISTIAN JANSEN/PROF. DR. FRANZ-WERNER KERSTING
082678 Kolloquium: Deutschland und die USA
Mi 18-20, Raum: F 33, Beginn: 10.04.2013

In dem Forschungskolloquium werden Themen der deutschen und der US-amerikanischen Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts diskutiert. Dabei werden nationale und internationale ForscherInnen eingeladen, die ihre Projekte zu Verflechtungen, Beziehungen, Perzeptionen, aber auch und Kontrasten zwischen Deutschland und den USA vorstellen. Das genaue Programm des Kolloquiums wird zu Beginn des Semesters bekannt gegeben.