Veranstaltungen im Sommersemester 2010


Vorlesungen:

PROF. DR. THOMAS GROßBÖLTING
081570 Einführungsvorlesung: Einführung in die neuere Geschichte
Mi 16-18, Raum: PC 07

Die Vorlesung gibt einen Überblick über die Grundfragender Neueren und Neuesten Geschichte und stellt die wichtigsten Teildisziplinen der Neuzeitforschung vor. Sie bietet eine Ergänzung zu den Proseminaren, die an ausgewählten Themen exemplarisch in die Arbeitsweise der Neueren und Neuesten Geschichte einführen. Die einzelnen Teilgebiete der Neueren und Neuesten Geschichte werden jeweils von Fachvertretern vorgestellt, so dass auch ein Porträt der in Münster vertretenen Forschungseinrichtungen entsteht.

Literatur: Winfried Schulze, Einführung in die Neuere Geschichte, Stuttgart 4. Aufl. 2002; Christoph Cornelißen, Geschichtswissenschaften. Eine Einführung, Frankfurt/M. 2000; Gabriele Metzler, Einführung in das Studium der Zeitgeschichte, Paderborn 2004.

PD DR. SABINE MECKING
081638 Vorlesung: Zwischen Stolz und Verunsicherung: Das Deutsche Kaiserreich
Do 10-12

Die Debatten um das Deutsche Kaiserreich, 1871 gegründet und 1918 untergegangen, begannen bereits unmittelbar nach der Reichsgründung und halten bis heute an. Die Vorlesung vermittelt einen Überblick über Grundlage seiner Errichtung, innere Entwicklungen sowie historische Wirkungen des Reiches. Stellen ältere Studien zum Kaiserreich häufig eher rückständige und anachronistische Züge heraus, unterstreichen jüngere Arbeiten sehr viel stärker die dynamischen und ,modernen' Elemente. Dabei war das Deutsche Reich beides: rückständig und fortschrittlich, unbeweglich und dynamisch. Entsprechend gilt es in der Vorlesung die Ambivalenz der gesellschaftlichen Entwicklungen zwischen vielfältiger Modernisierung und traditionalen Aspekten zu beleuchten, die den Zeitgenossen das Gefühl von Stolz und Verunsicherung zugleich vermittelten. Vor dem Hintergrund von Wandel und Beharrung werden politische Fragen, soziale Bewegungen und kulturelle Phänomene dargelegt.

Literatur: Sven Oliver Müller/Cornelius Torp (Hg.): Das Deutsche Kaiserreich in der Kontroverse, Göttingen 2009; Sebastian Conrad/Jürgen Osterhammel: Das Kaiserreich transnational. Deutschland in der Welt 1871-1914, Göttingen 2004; Thomas Nipperdey: Deutsche Geschichte 1866-1918, Bd. 1 und 2, München 1990/1992.

PROF. DR. HANS-ULRICH THAMER
081623 Vorlesung: Museen in Deutschland im 19. und 20. Jahrhundert
Mo 14-16, Beginn: 12.04.2010

Mit dem Museums- und Ausstellungsboom der letzten dreißig Jahre ist auch das Interesse an der historischen Museumsforschung gewachsen. Die verschiedenen Museumsgattungen, vom Kunstmuseum bis zum Technik- und Geschichtsmuseum, und das boomende Ausstellungswesen werden im Zusammenhang mit ihren jeweiligen wissenschaftlichen Fachdisziplinen, aber auch in ihrer jeweiligen Sammlungsgeschichte und ihrer öffentlichen-kulturpolitischen Funktion diskutiert. Dazu gehört auch der Zusammenhang von Museum und Nation bzw. nationaler und regionaler Identitätsstiftung.
Die Vorlesung möchte die Kulturgeschichte deutscher Museen vom ausgehenden 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart vorstellen und diese sowohl in den europäischen Kontext wie in die Entwicklung einzelner fachwissenschaftlicher Zusammenhänge stellen. Dabei sollen auch die Bedeutung von privaten Stiftungen in ihrem Verhältnis zur staatlichen und kommunalen Museumspolitik und der Funktionswandel von Museen in der Öffentlichkeit beachtet werden.

Literatur: Barbara Mundt: Das deutsche Kunstgewerbemuseum im 19. Jahrhundert, München 1974; James J. Sheehan: Geschichte der deutschen Kunstmuseen. Von der fürstlichen Kunstkammer zur modernen Sammlung, München 2002; Gottfried Korff ( hg. Von M. Eberspächer): Museumsdinge, deponieren, exponieren, Köln 2002; Ekkehard Mai/ Peter Paret (Hg.) Sammler, Stifter und Museen. Kunstförderung in Deutschland im 19. und 20. Jahrhundert, Köln 1993.

Proseminar:

CHRISTOPH LORKE
081805 Proseminar Einführung in das Studium der neueren Geschichte: Antisemitismus und Judenverfolgung im Dritten Reich
Do 12-16, Raum: SP 04, Schlossplatz 4, 1. OG

Lange vor dem Beginn des Dritten Reiches hatten antisemitische Agitatoren Konjunktur, waren Ressentiments gegen Juden in Deutschland verbreitet. Mit der nationalsozialistischen Machtübernahme wurde der Antisemitismus Staatsdoktrin und kulminierte auf unvorstellbare Weise in der Shoah – der systematischen Ermordung der europäischen Juden.
Die Veranstaltung richtet sich an Studierende der unteren Semester. Im Seminar sollen sie mit den grundlegenden Methoden und Techniken der Neuesten Geschichte und Zeitgeschichte vertraut gemacht werden. Hierfür sind umfangreiche praktische Übungsanteile vorgesehen. Für einen Leistungsnachweis sind neben einer regelmäßigen und aktiven Teilnahme ein Referat, das Bestehen einer Klausur sowie das Verfassen einer Hausarbeit erforderlich.

Empfohlene Literatur zur Einführung: Aly, Götz: „Endlösung“. Völkerverschiebung und der Mord an den europäischen Juden, Frankfurt/ Main 32005. Benz, Wolfgang: Der Holocaust, München 72008. Ders.: Geschichte des Dritten Reiches, München 32005. Ders. (Hg.): Lexikon des Holocaust, München 2002. Longerich, Peter: "Davon haben wir nichts gewusst!" Die Deutschen und die Judenverfolgung 1933–1945, München 2007. Ders.: Politik der Vernichtung. Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden 1933–1945, München 2007. Pohl, Dieter: Verfolgung und Massenmord in der NS-Zeit, 1933–1945, Darmstadt 22008 Thamer, Hans-Ulrich, Der Nationalsozialismus, Stuttgart 2002. Wildt, Michael: Geschichte des Nationalsozialismus, Göttingen 2008.

Kurse:

PROF. DR. FRANZ-WERNER KERSTING
081881 Kurs: Die Welt als Stadt? Kulturgeschichte der Stadt-Land-Beziehungen im 20. Jahrhundert
Do 18-20, Raum: S 33 (Ü04) Beginn: 2. Vorlesungswoche

Nach einer aktuellen UN-Statistik wohnen mittlerweile weltweit zum ersten Mal in der Geschichte mehr Menschen in Städten als auf dem Land. Gleichzeitig werden der „Untergang des Dorfes“ (Geert Mak) und das "Verschwinden" der jahrhundertealten "Kulturdifferenz" zwischen Stadt und Land diagnostiziert - "technisch, kulturell, architektonisch" (Hermann Lübbe). Doch sind wir heute infolge der Agrar-, Verkehrs- und Lebensstilrevolution seit den 1950er und 1960er Jahren sowie im Zeichen von Globalisierung und Internet („global village“) tatsächlich am Ende dörflich-ländlicher Gesellschaft im traditionellen Sinne angekommen? Gibt es nicht nach wie vor spezifisch "ländliche" Sozialstrukturen, Handlungsmuster, Selbst- und Fremdbilder? Und hat nicht auch der städtisch-urbane Blick auf Land und Dorf als soziales „Gegenüber“ noch Bestand?
Der Kurs wirft diese und weitere aktuelle Fragen auf und rückt sie gleichzeitig in eine historische Dimension. Er möchte einen Überblick über die Stadt-Land-Geschichte und -Debatte im 20. Jahrhundert bieten und dabei vor allem die (bislang vernachlässigte) wechselseitige Erfahrung und Wahrnehmung der historischen Akteure/innen auf dem Land und in der Stadt beleuchten. Arbeitstechnisch soll sich in jeder Sitzung ein einführender Überblick oder ein Kurzreferat mit der gemeinsamen Diskussion ausgewählter Quellen- und Forschungstexte verbinden. Aber auch Film- und Fotomaterial wird zur Analyse und Veranschaulichung des Themas eingesetzt. U.a. wird der Dokumentarfilm von Robert Krieg und Monika Nolte „Ein Dorf in Europa“ (Italien/Deutschland 2007) gezeigt.
Der Kurs wird über OpenUSS online begleitet (Quellen/Texte, Themenplan, Auswahlbibliografie usw.).

Literatur: Miriam Dobson/Benjamin Ziemann (Hg.), Reading Primary Sources. The Interpretation of Texts from 19th and 20th Century History, London 2008 (= Routledge Guides to Using Historical Sources); Antonia Maria Humm, Auf dem Weg zum sozialistischen Dorf? Zum Wandel der dörflichen Lebenswelt in der DDR und der Bundesrepublik 1952-1969, Göttingen 1999; Franz-Werner Kersting, Stadt-Land-Beziehungen in Westfalen im 20. Jahrhundert. Entgrenzung – Erfahrung – Kommunikation, in: Westfälische Forschungen 57 (2007), S. 483-508 (mit weiterführender Literatur); Wolfgang Schiffer, Bäuerinnen-Bilder. Fotografien aus 50 Jahren Land- und Hauswirtschaft, hg. v. Josef Mangold/Gisbert Strotdrees, Münster-Hiltrup 2008; Menschen vom Lande. [Der Fotograf] Ignaz Böckenhoff, hg. u. mit Texten versehen v. Volker Jakob/Ruth Goebel, Essen 2002; Adelheid von Saldern (Hg.), Stadt und Kommunikation in bundesrepublikanischen Umbruchszeiten, Stuttgart 2006; Klaus Tenfelde, Die Welt als Stadt? Zur Entwicklung des Stadt-Land-Gegensatzes im 20. Jahrhundert, in: Friedrich Lenger/ders. (Hg.), Die europäische Stadt im 20. Jahrhundert. Wahrnehmung – Entwicklung – Erosion, Köln u.a. 2006, S. 233-264; Clemens Zimmermann/Karl-Friedrich Bohler (Hg.), Themenschwerpunkt „Das Dorf im Suburbanisierungsprozess“, in: Zeitschrift für Agrargeschichte und Agrarsoziologie 57 (2009), Heft 2.

DR. DANIEL SCHMIDT
081877 Kurs: Politische Parteien in Europa im 19. und 20. Jahrhundert
Di 10-12

Im Verlauf des 19. Jahrhunderts bildeten sich in den europäischen Staaten mehr oder weniger stabile Parteiensysteme heraus, deren politische Bedeutung stetig wuchs. Schließlich entwickelten sich die Parteien zu wesentlichen Elementen politischer Repräsentation. Im Rahmen des Kurses wird dieser Prozess im Mittelpunkt stehen, wobei ein Schwerpunkt auf der Frage liegen wird, welche Parteimodelle entstanden und gegebenenfalls wieder verschwanden. Ziel der Lehrveranstaltung ist es, in die zentralen Themenfelder der europäischen Parteiengeschichte einzuführen. Für den Erwerb eines Leistungsnachweises sind regelmäßige aktive Teilnahme und das Bestehen einer Abschlussklausur erforderlich.

Einführende Literatur: Beyme, Klaus von: Parteien in westlichen Demokratien, München 1982. LaPalombara, Joseph/Weiner, Myron (Hg.): Political Parties and Political Development, Princeton 1966. Lipset, Seymour M./Rokkan, Stein (Hg.): Party Systems and Voter Alignments. Cross-National Perspectives, London/New York 1967. Lösche, Peter: Kleine Geschichte der deutschen Parteien, Stuttgart u.a. 1993. Ritter, Gerhard A. (Hg.): Deutsche Parteien vor 1918, Köln 1973.

Hauptseminare:

PD DR. SABINE MECKING
082065 Hauptseminar: Politik, Skandal und Medien im Wilhelminischen Deutschland
Do 14-16, Raum: S 6

Wilhelm II. wurde bereits während seiner Regierungszeit -- häufig spöttisch -- als Reise- und Redekaiser bezeichnet. Die Presse thematisierte die öffentlichen Auf- und Fehltritte des Kaisers ausführlich. Dabei stehen Politik und Medien in einem äußerst komplexen Verhältnis zueinander: Von Anbeginn ihres Aufkommens sind Medien Objekte obrigkeitlicher Kontrolle und Steuerung gewesen. Aber auch umgekehrt haben die Medien versucht, soweit sie sich aus staatlich-politischer Umklammerung zu lösen vermochten, die Politik zu überwachen und zu beeinflussen. In dem Seminar soll dem komplexen Verhältnis von Politik und Medien im Kaiserreich anhand verschiedener Skandalfelder wie z.B. Korruption, Kolonialismus, Ehebruch oder Homosexualität auf die Spur gekommen werden.

Literatur: Daniel Gossel; Medien und Politik in Deutschland und den USA. Kontrolle, Konflikt und Kooperation vom 18. bis zum frühen 20. Jahrhundert, Stuttgart 2009; Frank Bösch: Öffentliche Geheimnisse. Skandale, Politik und Medien in Deutschland und Großbritannien 1880-1914, München 2009; Clemens Zimmermann (Hg.), Politischer Journalismus, Öffentlichkeit und Medien im 19. und 20. Jahrhundert, Ostfildern 2006.

PD DR. SABINE MECKING
082084 Hauptseminar: Protest in der Bundesrepublik: Ereignisse, Themen und Akteure
Mi 10-12, Raum: Johannisstr. 12, H 18

Protest ist mehr als eine Randerscheinung, kollektiver öffentlicher Protest ist spätestens seit den 1970er Jahren zum legitimen Ausdruck politischer Partizipation in der bundesrepublikanischen Gesellschaft geworden. Obgleich mit vielen sozialen und politischen Protesten konfrontiert, ist unser Wissen über die zeitliche, räumliche und thematische Verteilung sowie über Voraussetzungen und Wirkungen von Protesten immer noch erstaunlich gering. Im Rahmen der Analyse ausgewählter öffentlicher Protestereignisse in der Bundesrepublik wird im Seminar nach Vorbedingungen und Ursachen, den treibenden und tragenden Kräften sowie nach der Rezeption und den Folgen des Protests gefragt.

Literatur: Roland Roth/Dieter Rucht (Hg.), Die sozialen Bewegungen in Deutschland seit 1945. Ein Handbuch, Frankfurt/New York 2008; Geschichte im Westen 22 (2007): Themenband Protest und Gewalt in der Region.

PROF. DR. HANS-ULRICH THAMER
082103 Hauptseminar II: Geschichte in Museen und Ausstellungen
Di 14-16, Raum: Johannisstr. 12, H 18, Beginn: 13.04.2009

Am Beispiel aktueller Ausstellungsprojekte sollen die Möglichkeiten und Grenzen der Vermittlung historischen Wissens in Ausstellungen und Museen behandelt werden. Geplant ist eine mehrtägige Exkursion nach Berlin, um in den dortigen Geschichtsmuseen das Museum als einen historischen Lernort, aber auch in seiner Aufgabe des Sammelns, Bewahrens und des Exponierens zu erfahren und zu erörtern. Dazu werden die Grundlagen In einem Einführungsteil in herkömmlicher Seminarform gelegt, um dann vor Ort in kleinen Gruppen einen Einstieg in die Museumspraxis zu bekommen. Aus der besonderen Seminarform ergibt sich eine Beschränkung auf 25 Teilnehmer.

Literatur: Olaf Hartung (Hg.): Museum und Geschichtskultur. Ästhetik-Politik- Wissenschaft, Bielefeld 2006; Gottfried Korff (hg. Von M. Eberspächer): Museumsdinge, deponieren, exponieren, Köln 2002; Monika Flacke: Geschichtsausstellungen. Zum ‚Elend der Illustration„, in: Bild/Geschichte. Festschrift für Horst Bredekamp. Hg. Von P. Helas, M. Polte, C. Rückert und B. Uppenkamp, Berliin 2007, S.481-490; Hans-Ulrich Thamer: Sonderfall Zeitgeschichte? Die Geschichte des 20. Jahrhunderts in historischen Ausstellungen und Museen, in: Zeithistorische Forschungen 4.Jg, 2007/1-2, S.167-177.

Oberseminar/Masterseminar:

PROF. DR. HANS-ULRICH THAMER
082160 Oberseminar: Die intellektuelle Gründung der Bundesrepublik. Zur politischen Kultur der 1950er und 1960er Jahre
Mi 10-12 Uhr, Raum: S 033 (Ü 4), Beginn: 14.04.2010

Zur Beschreibung des Weges der frühen Bundesrepublik von ihrer institutionellen Gründung 1949 bis hin zur Durchsetzung einer pluralistisch- demokratischen politischen Kultur in den späten 1960er Jahren hat sich inzwischen der Begriff der „intellektuellen“ oder „zweiten“ Gründung etabliert. Der Prozess der Fundamentalliberalisierung vollzog sich auf der Ebene der Intellektuellen-Diskurse, aber auch auf anderen kulturellen Ebenen: in Medien und Parteien, in Wissenschaft und Kirchen, Literatur und bildender Kunst. Das Seminar will an ausgewählten Beispielen diesen Entwicklungen nachgehen.

Literatur: Clemens Albrecht / Günther Behrmann/ Michael Bock / Harald Homann/ Friedrich Tenbruck: Die intellektuelle Gründung der Bundesrepublik. Eine Wirkungsgeschichte der Frankfurter Schule, Frankfurt/Main 1999; Jens Hacke: Philosophie der Bürgerlichkeit. Die liberalkonservative Begründung der Bundesrepublik, Göttingen 2006; Franz-Werner Kersting/ Jürgen Reulecke / Hans-Ulrich Thamer (Hg.): Die Zweite Gründung der Bundesrepublik. Generationswechsel und intellektuelle Wortergreifungen 1955-1975, Stuttgart 2009.

Übungen:

SEBASTIAN FELZ
082249 Einführungsübung zur Vorlesung: Einführung in die Neuere und Neueste Geschichte
Fr 10-12, Raum: S 043 (F 10)

JOHNANNA HENRICH
082562 Übung: Präsentation von Zeitgeschichte in deutschen Museen
Mi 10-12

Historische Ausstellungen und historische Museen erfreuen sich trotz schwindender Kulturetats nach wie vor großer Beliebtheit. Heute mehr denn je müssen sie den Spagat zwischen historisch-politischem Bildungsauftrag und massenwirksamer Unterhaltung halten. Im Rahmen der Übung soll die zeitgeschichtliche Museumslandschaft in Deutschland betrachtet werden, insbesondere in Berlin (DHM). Dabei stehen Museen mit dem thematischen Schwerpunkt deutscher Geschichte der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts im Fokus. In Gruppenarbeit werden verschiedene Ausstellungs-Konzepte unter die Lupe genommen. Dabei soll untersucht werden, wie Museen des 21. Jahrhunderts ihre traditionellen Aufgaben, Sammeln, Bewahren, Dokumentieren, Forschen, Präsentieren, Vermitteln in einem Zeitalter zunehmender virtueller und multimedialer Konkurrenz wahrnehmen.

Literatur: Hartung, Olaf (Hg.), Museum und Geschichtskultur. Ästhetik – Politik - Wissenschaft, Bielfeld 2006. Czech, Hans-Jörg, Deutsche Geschichte in Bildern und Zeugnissen. Ziele und Strukturen der ständigen Ausstellung, in: Ottomeyer, Hans – Czech Hans-Jörg (Hgg.), Deutsche Geschichte in Bildern und Zeugnissen, Berlin – Wolfratshausen 2007, 10-19.

DR. MARTIN KNAUER
082778 Übung: „Historische Bildforschung – Visual History“: Methodische und praxisrelevante Probleme beim Umgang mit bildlichen Quellen
Do 16-18

Bilder, bildliche Inszenierungen und visuelle Repräsentationen werden für die Geschichtswissenschaft immer wichtiger. Insbesondere Probleme der Intermedialität sowie des Kultur- und Symboltransfers erfordern spezielle historische Bildkompetenz. In der Übung sollen zunächst aktuelle Methoden historischer Bildforschung diskutiert werden. In einem zweiten Schritt gilt es epochenübergreifend anhand ausgewählter Beispiele (Druckgrafik, Plakat, Malerei, Architektur, Fotografie) Interpretationen zu versuchen und den historischen Quellenwert herauszuarbeiten.

Literatur: Jens Jäger/Martin Knauer (Hg.): Bilder als historische Quellen? Dimension der Debatten um historische Bildforschung, Paderborn u.a. 2009; Jens Jäger; Fotografie und Geschichte (Historische Einführungen, 7), Frankfurt a.M. 2009; Gerhard Paul (Hg.): Visual history. Ein Studienbuch, Göttingen 2006; Heike Talkenberger: Von der Illustration zur Interpretation: Das Bild als historische Quelle, in: Zeitschrift für historische Forschung, Bd. 21 (1994), S. 289-313.

THOMAS KÖHLER
082213 Der „Ruhrkrieg“ 1920–1923
Mi 16-18, Beginn: 2. Vorlesungswoche

Als Reaktion auf den Kapp-Lüttwitz-Putsch entbrannte in der Region des Ruhrgebietes Widerstand von links. Aus den Arbeiterwehren formierte sich die etwa 50.000 Mann starke „Rote-Ruhr-Armee“, die bis Ende März 1920 das gesamte Ruhrgebiet unter ihre Kontrolle brachte, bevor paramilitärische und staatliche Einheiten den Aufstand blutig niederschlugen.
Die Übung analysiert die Gewaltdimensionen zwischen linken Aufständischen und rechtsnationalen Freikorps und Reichswehreinheiten in der Anfangsphase der Weimarer Republik zwischen der Novemberrevolution 1918 und dem passiven Widerstand 1923. Desweiteren wird in erinnerungskultureller Perspektive die posthume Konstruktion des Geschichtsbildes eines übergreifenden „Ruhrkrieges“ im Gesamtzeitraum 1920-1923 in den Blick genommen.

Literatur: Eliasberg, George: Der Ruhrkrieg von 1920, Bonn 1976; Krumeich, Gerd (Hg.): Der Schatten des Weltkrieges. Die Ruhrbesetzung 1923, Essen 2004;; Schulze, Hagen: Freikorps und Republik 1918-1920, Boppard am Rhein 1969.

THOMAS KÖHLER
082395 Übung zur Einführungsvorlesung: Einführung in die Neuere und Neueste Geschichte
Mo 18-20, Raum: Fürstenberghaus Ü 108 (S 104)

THOMAS KÖHLER
082400 Übung zur Einführungsvorlesung in die Neuere und Neueste Geschichte
Di 8-10, Raum: Fürstenberghaus F 3 (S 153)

THOMAS KÖHLER
082414 Übung zur Einführungsvorlesung in die Neuere und Neueste Geschichte
Di 12-14, Raum: Johannisstr. 12, H 17

PD DR. SABINE MECKING/DR. YVONNE WASSERLOOS
082194 Übung: Tönende Macht: Musik als historische Quelle
Mi 16-18, Raum: S 153 (F 3)

Musik gilt als Ausdruck des individuell Emotionalen, kann aber genauso öffentlich zu repräsentativen Zwecken verwendet werden. In dieser interdisziplinär ausgerichteten Übung soll Musik sowohl als Produkt und Spiegel staatlich-ideologischer Maßgaben und gesellschaftlicher Prozesse als auch als gesellschaftlich Einfluss nehmende Impulskraft betrachtet werden. Es ist von Interesse, wie politische und gesellschaftliche Zielvorstellungen und Vorgaben über Musik eingeleitet und verbreitet werden bzw. entsprechende Umbrüche und Ereignisse musikalisch verarbeitetet werden. Ebenso soll analysiert werden, inwieweit sich die Rezeption konkreter Musikwerke vor dem Hintergrund verschiedener politischer Ideologien und kultureller Identitäten verändert. Die Übung richtet sich gleichermaßen an Studierende der Geschichts- wie der Musikwissenschaft. Die Teilnehmerzahl ist auf max. 25 Studierende beschränkt.

Literatur: Tillmann Bendikowski/Sabine Gillmann/Christian Jansen/Markus Leniger/Dirk Pöppmann (Hg.): Die Macht der Töne. Musik als Mittel politischer Identitätsstiftung im 20. Jahrhundert, Münster 2003; Fred K. Prieberg: Musik und Macht, Frankfurt a.M. 1991.

DR. DANIEL SCHMIDT
082558 Übung: Die Erinnerung an die beiden Weltkriege in den europäischen Gesellschaften
Do 10-12

Kriege haben ein langes erinnerungskulturelles Nachleben. Nicht nur während, auch nach einem Krieg gibt es in den betroffenen Gesellschaften – oftmals widerstreitende – Versuche, dem Massensterben Sinn und Bedeutung zu verleihen, es gegebenenfalls auch zu instrumentalisieren. Sieger und Verlierer stehen dabei vor jeweils unterschiedlichen Herausforderungen. Am Beispiel der beiden Weltkriege des 20. Jahrhunderts sollen im Rahmen dieser Übung symbolische und ästhetische Formen der Erinnerungskultur, z. B. Helden- und Totenkult, Traditionsstiftung, Gedenktage, Denkmäler etc., analysiert werden. Im Zentrum der Lehrveranstaltung steht dabei der doppelte – internationale und diachrone – Vergleich.

Einführende Literatur:Cornelißen, Christoph/Klinkhammer, Lutz/Schwentker, Wolfgang (Hg.): rinnerungskulturen. Deutschland, Italien und Japan seit 1945, Frankfurt a. M. 2003. Dülffer, Jost/Krumeich, Gerd (Hg.): Der verlorene Frieden. Politik und Kriegskultur nach 1918, Essen 2002. Winter, Jay: Sites of Memory, Sites of Mourning. The Great War in European Cultural History, Cambridge 1995.

DR. RÜDIGER SCHMIDT
082505 Übung: Otto von Bismarck – Gedanken und Erinnerungen
Mi 16-18, Raum: S 042 (F 9)

Otto von Bismarcks Lebenserinnerungen, deren ersten beiden Bände 1898 erschienen sind, nehmen seit jeher einen besonderen Rang in der politischen Memoirenliteratur ein. Der Versuch einer Lebensbilanz geriet dem demissionierten Reichskanzler zur Streitschrift, ja zur Abrechnung, in der sich der Rückblick auf ein jahrzehntelanges politisches Wirken u.a. mit einer pointierten Polemik gegen die Politik der nachbismarckschen Ära verband. Neben der quellenkritischen Lektüre der ‚Gedanken und Erinnerungen’ ist beabsichtigt, am Beispiel des Lebens und politischen Wirkens Otto v. Bismarcks Grundlinien der preussisch-deutschen Innen- und Aussenpolitik von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis an die Wende zum 20. Jahrhundert herauszuarbeiten.

Literatur: Otto von Bismarck, Gedanken und Erinnerungen, München 2007/Verlag Herbig (zur Anschaffung empfohlen); Lothar Gall, Bismarck. Der weiße Revolutionär, Frankfurt a.M./Berlin/Wien 1980 (mehrere Auflagen); Otto Pflanze, Bismarck, Bd. 1: Der Reichsgründer, Bd. 2: Der Reichskanzler, München 2008.