© Nikolas Funke

Nikolas Funke


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E-Mail:      nikolasfunke@uni-muenster.de

 

Sprechzeiten: Nach Vereinbarung

 

  • Berufsweg

    2017-2019 BRIHC Research Fellow an der University of Birmingham.
    2014-2017 Leverhulme Early Career Fellow, University of Birmingham.
    2013-2014 Teaching Fellow in Modern History, University of St Andrews.
    2012-2013 Past & Present Postdoctoral Research Fellow, Institute of Historical Research, London.
    2007-2012 Associate Tutor, University of Sussex

     


    Bildungsweg

    2012 University of Sussex, DPhil: ‘Religion and the Military in the Holy Roman Empire c.1500-1650’.
    2006 University of Sussex, MA in Early Modern History: ‘Debating Demonic Possession in Early
    Modern Europe’.
    2005

    RWTH Aachen, Magister Artium in Anglistischer Sprachwissenschaft, anglistischer
    Literaturwissenschaft und Geschichte.
    Titel der Magisterarbeit: ‘Linguistic Aspects of Early Country Music, 1920s-1950s’.

    1998 Abitur am Freiherr-vom-Stein Gymnasium, Oberhausen-Sterkrade,
    anschließend Zivildienst im AWO Kinderheim Dinslaken-Hiesfeld.
    1979 Geboren in Oberhausen-Sterkrade.

     

  • Forschungsschwerpunkte

     

    • Religionsgeschichte
    • Kulturgeschichte des Militärs in der Frühen Neuzeit
    • Konfessioneller Konflikt, Zusammenleben und Indifferenz
    • Geschichte der Gewalt
    • ‚Devianz‘ und Konformität
    •  Magisches Denken und magische Praxis

     

  • Habilitationsprojekt

    Die neuere Frühneuzeitforschung zeigt deutlich, dass konfessionell heterogene Gemeinden, in denen Angehörige unterschiedlicher Bekenntnisse überwiegend friedlich miteinander lebten, in ganz Europa verbreitet waren. Wir müssen uns also von der Vorstellung verabschieden, dass Konfessionskonflikte unausweichlich waren, sobald Protestanten auf Katholiken trafen. Der Drang, die Gemeinschaft von protestantischen ‚Ketzern‘ oder den Objekten ‚papistischen Aberglaubens‘ zu reinigen, führte nur selten dazu, dass Gewalt auch wirklich ausbrach. Religiöse Konflikte waren vielmehr atypische Risse im sozialen Geflecht von Gemeinden, denen es ansonsten gelang, das aus der konfessionellen Heterogenität erwachsende Konfliktpotential zu kontrollieren.

    Die alleinige Konzentration auf die atypischen Gewaltausbrüche führt zu einer schwerwiegenden Verzerrung unserer historischen Wahrnehmung: die Vergangenheit erscheint uns weitaus gewalttätiger als sie es war. Um solche Fehlwahrnehmungen zu korrigieren, müssen Konfliktepisoden expliziter ins Verhältnis zu den langen friedlichen Phasen gesetzt werden, in denen Menschen ihre konfessionellen Differenzen verhandeln, überbrücken oder ignorieren konnten. Wenn es nun aber keinen Automatismus des Konflikts in gemischtkonfessionellen Kontexten gab, stellt sich die dringende Frage, unter welchen Umständen Konfession zu einem Problem wurde und warum in manchen Gemeinden ‚Religionshändel‘ ausbrachen, während diese anderorts erfolgreich vermieden wurden.
    Um hierauf Antworten zu finden, muss stärker als bislang betont werden, dass Frieden, Toleranz und Konflikt von Menschen ‚gemacht‘ wurden. Die Hauptthese des Habilitationsprojektes ist, dass soziale Beziehungen komplexer und vielschichtiger untersucht werden müssen, um die Dynamiken und Grenzen des konfessionellen Miteinanders besser nachvollziehen zu können. Frühneuzeitliche Menschen waren nicht in all ihren sozialen Begegnungen und Beziehungen primär Protestanten oder Katholiken und die Konfession zum allentscheidenden Identitätsmerkmal zu erklären, verkennt die Tatsache, dass das Bekenntnis zwar wichtig, aber letztlich auch nur eine soziale Kategorie unter mehreren war. Je nach Situation gewann oder verlor die Konfession an Bedeutung im Alltag. Um erklären zu können warum in einer bestimmten multikonfessionellen Gemeinde zu einem bestimmten Zeitpunkt ein konfessioneller Konflikt ausbrach, wenn dieser über Jahre oder Jahrzehnte verhindert werden konnte, müssen die vielschichtigen Dynamiken des sozialen Lebens besser verstanden werden.
    Soziale Beziehungen sind zudem stark emotional geprägt und ein Ziel des Projektes ist es auch, die Emotionengeschichte konsequent weiterzuführen und Gefühle nicht nur einer Diskursanalyse zu unterziehen, sondern sie als oft entscheidende historische Faktoren ernst zu nehmen. Gerade in Konfliktsituationen sind Sympathie, Antipathie, Angst, Vertrauen oder Frustration ausschlaggebend für die Bereitschaft, Kompromisse zu finden oder es auf eine Eskalation ankommen zu lassen. Man kann Barbara Rosenweins Model der ‚emotional community’ daher durchaus wörtlich nehmen, wenn es darum geht, die Wechselwirkungen zwischen historischen Ereignissen, Entwicklungen und den Menschen, die sie erlebten und formten, zu untersuchen.
    Diese Thesen sollen am Beispiel des konfessionellen Zusammenlebens am Niederrhein, besonders in der Stadt Wesel getestet werden. In Wesel lebten seit den 1530er Jahren Katholiken, Lutheraner und Wiedertäufer. Ab den 1550er Jahren trafen immer mehr verfolgte Calvinisten aus England und später vor allem den Niederlanden in der Stadt ein. Das Zusammenleben der Konfessionen gestaltete sich zwar nicht immer spannungsfrei, aber friedlich. Für zwei Generationen verhandelten die Weseler ihre konfessionellen Unterschiede überaus erfolgreich, bis im Winter 1599/98 die zutiefst traumatisierende Erfahrung militärischer Bedrohung durch die Spanische Armee das sozio-religiöse Gefüge in der Stadt bis in den Kern schädigte. Zeitlich wird sich daher das Projekt auf die Jahrzehnte um 1600 konzentrieren, da man hier die Zerstörung eines gut funktionierenden, toleranten Sozialgefüges und die anschließende Zersplitterung der Stadtgemeinschaft in immer unversöhnlichere konfessionelle Fraktionen nachvollziehen kann.