das Projekt 

Mercator-Modell

Eine gute bis sehr gute Sprachkompetenz ist im deutschen Bildungssystem entscheidend für einen erfolgreichen Bildungsweg. Zugewanderte Kinder und Jugendliche, für die Deutsch die Zweitsprache ist, sind jedoch oft mit den schulischen Anforderungen überfordert und erzielen somit im schulischen Bereich oder in vergleichenden Testverfahren schlechtere Ergebnisse als ihre muttersprachlichen Mitschüler:innen.

Die Stiftung Mercator hat 2004 mit dem Projekt "Förderunterricht für Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund" ein Förderkonzept vorgestellt, das auf den Bedarf eben dieser Schüler:innen ausgerichtet ist. Hierbei fördern Lehramtsstudierende Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund sowohl sprachlich als auch fachlich, um die vorhandenen Defizite auszugleichen. Dahinter steckt das bildungspolitische Anliegen, zur Chancengleichheit an deutschen Schulen beizutragen. Auf den Einsatz werden die Studierenden in zusätzlichen Seminaren an ihren Hochschulen vorbereitet. Der vierstündige Förderunterricht findet wöchentlich in Kleingruppen statt und wird mit einem Honorar vergütet.

 

© KI Warendorf

Das Konzept berücksichtigt dabei gleich zwei Zielgruppen: Zum einen erhalten Kinder- und Jugendliche mit Migrationshintergrund an ihren Schulen ein zusätzliches Förderangebot, das sprachliche und fachliche Aspekte vereint. Mittlerweile ist empirisch belegt, dass die Teilnehmer:innen des Förderunterrichts ihre schulischen Leistungen deutlich verbessern können. Zum anderen sammeln die teilnehmenden Lehramtsstudierenden schon während ihres Studiums praktische Unterrichtserfahrungen in mehrsprachigen Lerngruppen, die im Rahmen der Universitätsseminare durch theoretisches Wissen ergänzt werden. Seit 2004 ist das Projekt bundesweit an verschiedenen Standorten durchgeführt worden. An der Universität Münster besteht es bis heute.

Durch den Förderunterricht 
traue ich mich mehr!" - "Ich habe keine Ankst was falsch zu machen. Danke" - "Ich rede besser Deutsch, weil ich Förderunterricht habe." - "Die Lehrer sind immer nett und verlieren nie die Hoffnung."
Das Projekt aus der Perspektive von Schülerinnen und Schüler
"Das DaZ-Projekt ist zu einem wichtigen Bestandteil in meinem Studium geworden, da ich die Möglichkeit bekomme, neben dem Studium regelmäßig Unterrichtspraxis und Erfahrungen zu sammeln und ich dabei meine eigene Lehrerpersönlichkeit weiterentwickeln kann. Außerdem hilft mir die Arbeit in den Kleingruppen dabei, die Schülerinnen und Schüler in ihrer Vielfalt und Individualität besser wahrzunehmen."
Das Projekt aus der Sicht von Studierenden

Mercator-Projekt in Münster

Das Mercator-Projekt blickt an der Universität Münster auf eine ungewöhnlich lange Geschichte zurück. 2010 eingeführt wurde es bis 2013 durch die Stiftung Mercator finanziert und in Kooperation zwischen der Abteilung Sprachdidaktik des Germanistischen Instituts und dem Schulamt des Kreises Warendorf nach dem Mercator-Modell (vgl. oben) strukturell erarbeitet und durchgeführt. Durch die Weiterfinanzierung des Kreises Warendorf konnte die Kooperation 2013 glücklicherweise erneuert werden. Seitdem wird das Projekt in enger Zusammenarbeit mit dem Kommunalen Integrationszentrum Warendorf koordiniert und stellt heute ein Vorbild für andere Städte und Kreise dar. Seit Oktober 2018 besteht zusätzlich eine Kooperation mit dem Kreis Coesfeld. Die Projektkoordination übernimmt hier das Kommunale Integrationszentrum Coesfeld.

 

© Herbst

Das Projekt setzt sich in Münster aus verschiedenen Bausteinen zusammen. Diese folgen einem Zeitplan (vgl. Abb. oben), der sich an denjenigen der Universität sowie der Schulen orientiert. Zunächst durchlaufen die Studierenden ein Vorbereitungsseminar, welches sie auf die Fördertätigkeit vorbereitet, die sie mit Beginn eines neuen Schul(halb-)jahres an einer Schule im Kreis Warendorf oder Coesfeld aufnehmen. Während die Studierenden Förderunterricht an den Partnerschulen bis zum Schul- oder Halbjahresende erteilen, werden sie durch das Begleitseminar unterstützt und auf der Grundlage einer Hospitation durch die Seminarleiterin beraten.

 

Vorbereitungsseminar

Im Rahmen des Vorbereitungsseminars werden die Studierenden darauf vorbereitet, Förderunterricht in Deutsch als Zweitsprache (DaZ) oder Fremdsprache (DaF) an Grundschulen und weiterführenden Schulen zu erteilen. Das Vorbereitungsseminar wird momentan in jedem Sommer- und Wintersemester angeboten.

Seminarinhalte:

  • Ein- und mehrsprachiger Spracherwerb
  • Linguistische Grundlagen des Deutschen als Zweit- und Fremdsprache
  • Grundlagen der Sprachdiagnostik
  • Didaktik des Deutschen als Zweit- und Fremdsprache
  • Sprachfördermöglichkeiten in Kleingruppen
Das Seminar ist im Fach Deutsch in allen sprachwissenschaftlichen und sprachdidaktischen Lehrveranstaltungen des BA-2-Fach, BA-HRGe, BA-BK und BA-G (ausgenommen Grundlagenveranstaltungen) anrechenbar. Die Anrechnungsmöglichkeiten werden zu Beginn des Seminars individuell besprochen und in QISPOS eingetragen.

Förderunterricht

Mit der Teilnahme am Projekt verpflichten sich die Studierenden zu einer einjährigen Fördertätigkeit im Anschluss an das Vorbereitungsseminar, d.h. jeweils mit Beginn eines neuen Schul(halb-)jahres. Sie werden hierfür auf verschiedene Schulen in den Kreisen Warendorf und Coesfeld verteilt und können nach Möglichkeit und entsprechend ihres Studienziels eine spezifische Schulform wählen. Aktuell stehen Grundschulen, Hauptschulen, Sekundarschulen, Gesamtschulen und Gymnasien zur Auswahl. Der Förderunterricht umfasst wöchentlich vier Schulstunden, findet in Kleingruppen statt und wird momentan mit 18,- € pro Unterrichtsstunde vergütet.

Um eine angemessene Förderung zu gewährleiten, erstellen die Studierenden auf Grundlage einer Anfangsdiagnostik (u.a. Profilanalyse nach Grießhaber, C-Tests, Selbsteinschätzungsbögen) individuelle Förderpläne. Aus den hier festgehaltenen Förderzielen ergeben sich spezifische Fördermaßnahmen, die von den Studierenden je Fördereinheit dokumentiert werden. Die Wirksamkeit dieser Maßnahmen wird abschließend durch eine Abschlussdiagnostik überprüft.

Die Seminarleiterin begleitet den Einsatz an den Schulen durch Hospitationen, Sprechstunden und das Begleitseminar. Eine weitere Stütze stellt die eigens für das Projekt eingerichtete Bibliothek dar, die den Studierenden eine Vielzahl an Materialien aus dem DaZ- und DaF-Bereich für den Einsatz im Unterricht bietet.

Die Lehrtätigkeit kann in Kombination mit dem Begleitseminar als Berufsfeldpraktikum angerechnet werden.

Begleitseminar

Im Begleitseminar werden die Inhalte aus dem Vorbereitungsseminar vertieft. Dabei steht insbesondere der Austausch und die Reflexion der Unterrichtserfahrungen im Zentrum. Darüber hinaus werden mit den Studierenden weitere Themen abgestimmt, die als besonders relevant für die eigene Unterrichtspraxis empfunden werden.
Das Seminar wird im Sommer- und Wintersemester angeboten und von den Absolvent:innen des Vorbereitungsseminars besucht.

Mögliche Seminarinhalte:

  • Bildungs- und Fachsprache
  • Aussprachetraining
  • Alphabetisierung
  • Interkulturelle Kompetenz
  • Kollegiale Fallberatung
  • Umgang mit sprachlichen Fehlern der Schüler:innen
  • Ermutigung 'schwieriger' Schüler:innen
Zusammen mit der Fördertätigkeit kann das Begleitseminar als Berufsfeldpraktikum angerechnet werden.

Informationen zum Anmeldeverfahren finden Sie auf der Startseite.