Ernst-Hellmut-Vits-Preis an Prof. Dr. Dr. h.c. Ute Frevert verliehen

Universitätsgesellschaft Münster ehrt Historikerin für wegweisende Forschung


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© UG – Peter Leßmann
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Für ihre wegweisenden Arbeiten hat die international angesehene Historikerin Prof. Dr. Dr. h.c. Ute Frevert am 12. Oktober den mit 20.000 Euro dotierten Ernst-Hellmut-Vits-Preis 2020 der Universitätsgesellschaft Münster erhalten. Aufgrund der Coronapandemie war im vergangenen Jahr entschieden worden, die Preisverleihung in das Jahr 2021 zu verlegen.

Prof. Dr. Dr. h.c. Ute Frevert nahm die Auszeichnung bei einer Feierstunde im münsterschen Schloss entgegen. Ihr wissenschaftlicher Fokus liegt seit über 10 Jahren auf der „Geschichte der Gefühle“, womit sie einen Forschungsbereich gründete, der die Gefühle der einzelnen Menschen und die innerhalb von Gemeinschaften genauer untersucht. Die sogenannte Emotionsgeschichtsforschung wurde wesentlich von Frau Frevert geprägt und ist von sozialer Verantwortung gezeichnet.

Der Rektor der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU), Prof. Dr. Johannes Wessels und Dr. Paul-Josef Patt, Vorstandsvorsitzender der Universitätsgesellschaft Münster, begrüßten die Gäste und würdigten die Preisträgerin. Die Laudatio hielt Prof. Dr. Ulrich Pfister, Professor für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der neueren und neuesten Zeit und Mitglied des Exzellenzclusters „Religion und Politik“ an der WWU Münster.

Für die musikalische Begleitung sorgte das Nanyrianan-Celloquartett der Musikhochschule der WWU Münster bestehend aus Maria Luís Duarte, Constanza Besoain, Renan Moreira und Rafael Gaspar.

Ute Freverts Forschungen mit den Schwerpunkten in Sozial-, Kultur- und Politikgeschichte der Moderne, Geschichte der Gefühle und Geschlechtergeschichte wurden in 19 Monografien, 14 Herausgeberschaften sowie einer Vielzahl von Aufsätzen veröffentlicht. Darüber hinaus ist sie Mitherausgeberin der Zeitschrift „Geschichte und Gesellschaft“. Besonders hervorzuheben ist die Ehrendoktorwürde der Universität Tampere (Finnland) im Jahr 2018, die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes der 1. Klasse im Jahr 2016 und der Leibniz-Preis der DFG im Jahr 1998.

Die Erkenntnisse aus der Wissenschaft nutzt Ute Frevert, um Stellung zu aktuellen Ungewissheiten und Themen zu beziehen. Als Beispiel sind dabei die Verrohung im gesellschaftlichen und politischen Umgang miteinander oder die Wirkmacht öffentlicher Demütigung zu nennen. In dem im Jahre 2019 veröffentlichten Buch „Kapitalismus, Märkte und Moral“ wirft sie die Frage auf, inwieweit moralische Gefühle wie Solidarität, Empathie, Fairness und Gerechtigkeit die kapitalistische Ordnung herausfordern und transformieren können.

Mit der Verleihung des Vits-Preises würdigt die Universitätsgesellschaft die herausragenden Leistungen von Frau Frevert als Historikerin und Sozialwissenschaftlerin. In der Rolle des „public intellectual“ beteiligt sie sich regelmäßig an öffentlichen Debatten und bringt dabei ihre Erkenntnisse aus der Forschung ein. Immer wieder vertritt Ute Frevert eine Position für Würde, Freiheit und Selbstbestimmung des Einzelnen und zeigt die Bedeutung von Handlungsspielräumen und -möglichkeiten unserer Gesellschaft als Ganzes auf.

Pressemitteilung WWU

Prof. Dr. Dr. h.c. Ute Frevert – Lebenslauf:
Ute Frevert (geb. 1954) studierte von 1971-1977 Geschichte und Sozialwissenschaften an der Universität Münster, der Universität Bielefeld sowie an der School of Economics in London. Auf die Promotion im Jahr 1982 folgte 1989 die Habilitation für das Fach Neuere Geschichte an der Universität Bielefeld. Es folgten Professuren für Neuere Geschichte an der Freien Universität Berlin, Neuere und Neuste Geschichte an der Universität Konstanz, Allgemeine Geschichte mit besonderer Berücksichtigung des 19./20. Jahrhunderts an der Universität Bielefeld und die Tätigkeit als Professorin für Deutsche Geschichte an der Yale University in den USA. Seit 2008 ist Professorin Frevert Wissenschaftliches Mitglied der Max-Planck-Gesellschaft und Direktorin am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin. Darüber hinaus ist sie aktuell Mitglied im Kuratorium des Van Leer Jerusalem Institute Israel, des Stiftungsrats der Körber Stiftung sowie Vorsitzende des Universitätsrats Konstanz.

Ernst-Hellmut-Vits-Preis
Der Ernst-Hellmut-Vits-Preis ist mit 20.000 Euro die höchstdotierte Auszeichnung der Universitätsgesellschaft Münster. Benannt ist er nach Ernst Hellmut Vits, langjähriger Vorsitzender der Gesellschaft zur Förderung der WWU. Er wird in zweijährigem Turnus verliehen. Im Wechsel wird ein Beitrag aus dem Bereich der Naturwissenschaften und Medizin sowie aus den Geisteswissenschaften gewählt. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft, die Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften, der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft, jeder Fachbereich der Universität Münster sowie der Vorstand und das Kuratorium der Universitätsgesellschaft Münster sind berechtigt, preiswürdige Beiträge vorzuschlagen. Preisträger waren bisher unter anderem Martin Hellwig, François Diederich, Dietmar Willoweit, Stefan W. Hell, Renate Mayntz, Wolf Singer, Günther Patzig, Otto D. Creutzfeld, Carl Friederich von Weizsäcker und Alfred Müller-Armack.