

Ökumenik und Friedensforschung vereint
Heinz-Günther Stobbe (*1948) studierte Germanistik, Philosophie und katholische Theologie in Bamberg, Tübingen und Münster. Er war langjähriger Assistent am Lehrstuhl von Peter Lengsfeld, bei dem er 1977 mit der Dissertation „Hermeneutik als ökumenisches Problem. Kritische Auseinandersetzung mit der philosophischen Hermeneutik Hans-Georg Gadamers und ausgewählten Beispielen der katholischen Gadamer-Rezeption als Beitrag zu einer neu verstandenen ökumenischen Theologie“ promoviert wurde. Heinz-Günther Stobbe war maßgeblich an der Entstehung des von Peter Lengsfeld 1980 herausgegebenen Arbeitsbuchs „Ökumenische Theologie“ beteiligt. 1986 schloss er seine Habilitation ab, in der er viele der Diskussionen um systemische Herausforderungen der Ökumene aus der Zusammenarbeit mit Peter Lengsfeld aufnahm: „Kirchliche Strukturen, Ökumene und Weltfrieden. Studien zur ekklesiologischen Problematik in der theologischen Friedensforschung“. Zum ersten Mal wurde damit die systematisch-theologische Verbindung von ökumenischer Theologie und Friedensforschung aufgearbeitet, die sich auch durch die Konfrontation mit dem Golfkrieg und die aktive Teilnahme Stobbes an der kirchlichen Friedensarbeit aufdrängte. Die Verbindung von Friedensforschung und Ökumenik prägte sein weiteres wissenschaftliches Arbeiten und auch das Profil des Ökumenischen Instituts für die folgenden Jahre. 1986 wurde Stobbe an der Fakultät zum Professor für Theologische Propädeutik und drei Jahre später auf den Lehrstuhl für Ökumenik und Friedensforschung am Ökumenischen Institut berufen. 1996 wechselte Stobbe auf die Professur für Systematische Theologie und theologische Friedensforschung an die Universität Siegen, wo er 2013 in den Ruhestand verabschiedet wurde.
In seiner Tätigkeit am Ökumenischen Institut vernetzte sich das Ökumenische Institut zunehmend international. Gemeinsam mit Peter Lengsfeld war Stobbe 1978 maßgeblich an der Gründung der Societas Oecumenica, der Europäischen Gesellschaft für ökumenische Forschung, beteiligt und wurde ihr erste Sekretär. Die erste Konsultation, die große alle zwei Jahre stattfindende Konferenz der Societas, fand 1980 in Münster statt. Die Beiträge dieser ersten Konsultation wurden in einem Sammelband unter dem Titel „Theologischer Konsens und Kirchenspaltung“ von Peter Lengsfeld und Heinz-Günther Stobbe veröffentlicht.
Über viele Jahre brachte Stobbe seine wissenschaftliche Expertise in die friedensethischen Diskussionen der Kirchen ein. Er war mehrere Jahrzehnte Mitherausgeber der ökumenischen Zeitschrift UNA SANCTA und Mitglied im Beirat des Hamburger Instituts für Theologie und Frieden (ithf) und im wissenschaftlichen Beirat von Pax Christi. Als langjähriger Moderator für den Arbeitsbereich Frieden der Deutschen Kommission Justitia et Pax war er mit verantwortlich für die Konzipierung mehrerer friedensethischer Grundlagentexte, des Arbeitspapiers „Die Europäische Außen- und Sicherheitspolitik und der Russland-Ukraine-Konflikt“ (2018) sowie zuletzt das Dokument „Friede diesem Haus“ (2024). Stobbe selbst publizierte zahlreiche Beiträge zur ökumenischen Friedensethik und zum Zusammenhang von Ekklesiologie und der Friedensfähigkeit der Kirchen. Auch nach seinem Wechsel 1996 an die Universität Siegen blieb Heinz-Günther Stobbe der Münsteraner Fakultät verbunden.