Michael Pfister und Matthias Daufratshofer halten Promotionsvortrag beim Actus Academicus

Die Wissenschaftlichen Mitarbeiter gaben beim erstmals wieder in Präsenz stattfindenden Festakt Einblicke in kirchenhistorische Entdeckungen in den vatikanischen Archiven

Am Freitag, 15. Juli, fand in der Aula der KSHG der Actus Academicus der Katholisch-Theologischen Fakultät statt. In der erstmals wieder in Präsenz stattfindenden Veranstaltung, die mit einem Gottesdienst in der Überwasser-Kirche begann, wurden die Promovierenden sowie die weiteren Absolventen und Absolventinnen für ihre Leistungen geehrt.

Nach einem Grußwort von Dekan Prof. Dr. Johannes Schnocks nahmen die Wissenschaftlichen Mitarbeiter Dr. Michael Pfister und Dr. Matthias Daufratshofer vom Seminar für Mittlere und Neuere Kirchengeschichte die Anwesenden in ihrem Promotionsvortrag mit auf eine Reise in die Geheimarchive des Vatikans. Unter dem Titel „Von Menschenaffen und Priesterwerkzeugen. Kirchenhistorische Entdeckungen in den vatikanischen Archiven“ stellten sie die Ergebnisse ihrer Dissertationen vor und gaben Einblicke in die Vatikanischen Weichenstellungen für Theologie und Kirche Mitte des 20. Jahrhunderts.

Dr. Matthias Daufratshofer und Dr. Michael Pfister neben dem Rednerpult
Dr. Matthias Daufratshofer (links) und Dr. Michael Pfister
© KTF/Frenz

Michael Pfister ging der Frage nach, wie sich die Haltung der katholischen Kirche zur Evolutionstheorie in den 1920er und 1930er Jahren entwickelte. Als Beispiel diente ihm der deutsche Jesuit, Alttestamentler und Rektor des Päpstlichen Bibelinstituts Augustin Bea (1881-1968). Seine verschiedenen Tätigkeitsfelder zwischen Hörsaal und Vatikan, Wissenschaft, kirchlicher Buchzensur, Kirchenpolitik und ersten Kontakten jenseits des katholischen Tellerrands zeigen, wie Augustin Bea die vielfältigen Gestaltungsräume einer Karriere als Theologieprofessor im Schatten des Vatikans bereitwillig nutzte. Der biographische Zugang ermöglichte Michael Pfister Einblicke in die Entwicklungen katholischer Theologie vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965).

Dr. Matthias Daufratshofer stellte Ergebnisse aus seiner Forschung zu Franz Hürth SJ (1880–1963) und dessen Rolle als päpstlicher Ghostwriter vor. Er analysierte die Beteiligung des deutschen Jesuiten bei der Entstehung der Apostolischen Konstitution „Sacramentum ordinis“ Piusʼ XII. von 1947 und stellte das „päpstliche Lehramt auf den Prüfstand der Geschichte“. Für seine Dissertation wertete Matthias Daufratshofer bislang unbekannte Akten aus dessen Privatnachlass sowie neu zugängliche Quellen aus den vatikanischen Archiven. Die Zuhörer wurden im Vortrag nach Rom, ins Machtzentrum der katholischen Kirche, mitgenommen, und konnten gewissermaßen über die Schulter des päpstlichen Ghostwriters blicken.

Aufgrund der Corona-Pandemie musste der Actus in den letzten beiden Jahren ausfallen. Um die Promotionen quasi „öffentlich“ nachzuholen, wurden die Namen und Titel der Arbeiten, die in den vergangenen Semestern nicht geehrt werden konnten, vom Dekan verlesen. Zwei weitere Arbeiten sind in dieser Zeit am Seminar für Mittlere und Neuere Kirchengschichte vollendet worden, und zwar die Studie von Dr. David Gabriel Krebes über „Das Konsistorium und Kardinalat in der Frühen Neuzeit“ und die Arbeit von Dr. Sarah Röttgers über „‚Vitare confusionem - die Verwirrung vermeiden‘. Die Reform der Äbtissinnenweihe nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil“. Daneben fungierte Prof. Dr. Wolf als Zweitgutachter im Promotionsverfahren von Dr. Christian Antonius Föller über „Religiöse Andersdenkende in der Sowjetunion während des Kalten Krieges. Orthodoxe Christen in der Auseinandersetzung mit ihrer Kirchenleitung und Staatsführung“.

Nach der Ehrung der Absolventen und Absolventinnen konnten die Gäste im Foyer bei Getränken den Festakt ausklingen lassen und miteinander ins Gespräch kommen.