Claudia Hüffer dokumentiert die Außenanlagen der Alten Kirche Welbergen. Diese Kirche zählt zu den am besten erhaltenen romanischen Bauwerken im Münsterland.
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Kirchenkunst digital erfassen

Inventare zu den ersten 100 Kirchen und Kapellen im Bistum Münster fertiggestellt

Die Kunstgegenstände und Kulturgüter aus 100 Kirchen und Kapellen im Bistum Münster sind komplett digital erfasst. Das Team der Arbeitsstelle für Christliche Bildtheorie, Theologische Ästhetik und Bilddidaktik (ACHRIBI) hat dafür bereits 14.786 Datensätze in eine Datenbank aufgenommen. Insgesamt wird das Projekt Inventare aus mehr als 700 Kirchen registrieren.

Mit viel Forschungseifer haben die Wissenschaftler:innen die digitalen Inventare zu den ersten 100 Kirchen und Kapellen erstellt. Das ACHRIBI-Team hat bislang in 25 Pfarreien des nordrhein-westfälischen Bereichs des Bistums Münster 30.190 Fotografien erstellt sowie ältere (fotografische) Dokumentationen gesammelt und zugeordnet. Insgesamt handelt es sich um Daten im Umfang von 1,3 Terabyte. „Dafür nutzen wir das Datenbanksystem fylr in sehr enger und guter Zusammenarbeit mit der Universitäts- und Landesbibliothek Münster“, sagt Projektleiterin Carolin Hemsing.

In St. Lambertus in Ascheberg fotografiert Claudia Hüffer eine Station des Kreuzwegs nach der Vorlage von Joseph von Führich aus dem 19. Jahrhundert. Der Maler und Hochschullehrer wird auch der „Theologe mit dem Stifte“ genannt.
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Das digitale Inventar der Kirchenkunst erstellen die Forscher:innen in Zusammenarbeit mit der Gruppe Kunstpflege des Bischöflichen Generalvikariats. Erfasst werden Skulpturen, Gemälde, Altäre, Glas- und Wandmalereien, liturgische Ausstattung wie Goldschmiedearbeiten, Kreuzwege, Mobiliar und Paramente, also im Kirchenraum und in der Liturgie verwendete Textilien. Insgesamt soll Kunst aus mehr als 700 Kirchen und Kapellen erfasst werden. Das Drittmittel-Projekt ist auf sechs Jahre angelegt (2023 bis 2029).

Forschungsdatenbank künftig öffentlich zugänglich

Ein standardisiertes Verfahren wird die Objekte auch für die Forschung zugänglich machen. In den nächsten Jahren wird die Datenbank des Projekts so aufgebaut, dass die Forschungsdaten mit hochqualitativen bildlichen Darstellungen der einzelnen Objekte öffentlich zugänglich werden. „Dank Normierung nach internationalen Standards sind die einzelnen Datensätze beispielweise thematisch oder geographisch durchsuchbar – für ganz präzise Interessen wie niederrheinische Palmsonntags-Darstellungen oder moderne Glasmalerei im Münsterland“, berichtet Carolin Hemsing. Darüber hinaus sollen verschiedene digitale Vermittlungsangebote entstehen – beispielsweise virtuelle Ausstellungen zu bestimmten Themen oder einzelne Fälle von Rekonstruktionen ganzer Kirchenräume auf Basis von Drohnenaufnahmen.

Inventarisatorin Sabine Klingelhöffer vermisst in einem Pfarrhaus in Ascheberg eine Madonnenplastik.
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Schätze in Sakristeien entdecken

Die fünf Mitarbeiter:innen des Teams Inventarisierung haben den Bereich des Bistums regional unter sich aufgeteilt und suchen dort die Kirchen und Kapellen auf. In den Kreisdekanaten Steinfurt, Warendorf, Recklinghausen, Kleve, Wesel, Borken und Coesfeld sowie dem Stadtdekanat Münster erfassen sie systematisch mit den Pfarrern und Küster:innen das mobile Kunstgut in den Räumlichkeiten: Standort, Gattung, Künstler:in, Maße, Technik, Material, Beschreibung und Literatur werden zusammengetragen und durch Fotografien komplettiert. „Häufig tauchen in Kirchentürmen, verstaubten Kisten oder oberen Schubladen in Sakristeien Schätze auf, die seit Jahrzehnten kein Tageslicht erblickt haben. Solche Fundstücke sind natürlich eine besondere Freude für unsere Kunsthistoriker:innen“, unterstreicht Prof. Dr. Norbert Köster. Regelmäßig präsentiert das ACHRIBI-Team auf seiner Internetseite besondere Schätze, die es in den Kirchen des Bistums gefunden hat.

Text: Dagmar Thiel