Fundstücke

Hier präsentieren wir regelmäßig besondere Schätze, die unserem Team begegnen.
© ACHRIBI | ML

Unser Mitarbeiter Michael Langer berichtet:

Die spannendsten Funde bei der Inventarisierung sind nicht immer die großen Kunstschätze. Manchmal sind es auch Objekte, die eigentlich nicht existieren dürften. Ein Beispiel ist dieses Ziborium aus Aluminium in St. Gertrudis in Horstmar.

Ziborien sind kelchähnliche Gefäße mit einem abnehmbaren Deckel, die der Aufbewahrung geweihter Hostien dienen. Da es sich bei den gewandelten Hostien nach katholischer Überzeugung um den Leib Christi handelt, bestehen Ziborien traditionell aus edlen Metallen. Üblicherweise sind sie aus vergoldetem Silber gefertigt und oftmals reich verziert.

Eine im Inneren des Ziboriums verwahrte Notiz brachte in diesem speziellen Fall die Erklärung: Im Jahr 1928 notierte Pfarrdechant Friedrich Rulle (Pfarrdechant in Horstmar 1919–1933), man habe das Ziborium zur Zeit der Inflation (wohl zwischen 1914 und 1923), angeschafft und in der Kirche genutzt. Es handelte sich also offensichtlich um eine Notlösung.

Derartige Notlösungen sind in der Tat nicht neu. Beispielsweise sind Fälle bekannt, in denen Gemeinden während des Dreißigjährigen Kriegs im 17. Jh. durch Plünderungen der Soldateska ihr liturgisches Gerät verloren und keine Möglichkeit hatten, kurzfristig adäquaten Ersatz zu beschaffen. Aus der Not heraus wurde in solchen Fällen mit einer Ausnahmeerlaubnis liturgisches Gerät aus unedlem Material wie Zinn geschaffen und genutzt, bis man sich wieder Objekte aus Gold und Silber leisten konnte. So war es auch in Horstmar, wo man wohl vor 1928 ein neues und geeignetes Ziborium erwerben konnte.

© ACHRIBI | ML