Kathedrale und Istiqlal-Moschee in Jakarta
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Islam und Christentum in der Öffentlichkeit – deutsch-indonesischer Austausch an der Uni Münster

Internationale Konferenz vom 26. bis 28. Oktober mit Forschenden aus islamischer und christlicher Theologie, Religionswissenschaften, Politik- und Kulturwissenschaft sowie mit Vertretern aus Zivilgesellschaft und Verwaltung Indonesiens

Mit der öffentlichen Rolle von Islam und Christentum und ihrem Beitrag zur Demokratie in Indonesien befasst sich eine internationale Konferenz ab dem 26. September an der Universität Münster. „In Indonesien stehen islamische und christliche Gruppen ähnlich wie in Deutschland vor der Frage, wie sie die Demokratie fördern und mit Konflikten um Religion konstruktiv umgehen können“, sagen die evangelische Theologin und Religionswissenschaftlerin Simone Sinn und der islamische Theologe Mouhanad Khorchide vom Exzellenzcluster „Religion und Politik“, die die dreitägige Konferenz ausrichten. „Angesichts harter politischer Auseinandersetzungen und Fällen von Diskriminierung religiöser Minderheiten haben es sich muslimische und christliche Akteure in Indonesien zur Aufgabe gemacht, aktiv und gemeinsam für bessere rechtliche Bedingungen und ethische Werte einzutreten“, so Sinn. Die Konferenz bringt Forschende aus der islamischen und christlichen Theologie, den Religionswissenschaften, Politik- und Kulturwissenschaft sowie Vertreter von Zivilgesellschaft und Verwaltung aus dem südostasiatischen Land zum Austausch mit ihren Fachkolleginnen und Fachkollegen an die Uni Münster. In Indonesien wird an staatlichen, islamischen und christlichen Hochschulen intensiv zu kontroversen Fragen des gesellschaftlichen Wandels geforscht. 

Im Zentrum der Konferenz stehen Fragen zu Religion und Öffentlichkeit und Demokratie, aber auch islamische und christliche Perspektiven auf Umweltschutz, Religionsunterricht, Gender, LGBTIQ sowie der Austausch über die öffentliche Rolle von Religion in Deutschland. Mit über 191 Millionen Musliminnen und Muslimen ist Indonesien das Land mit der größten muslimischen Bevölkerung weltweit, daneben gibt es christliche, hinduistische, buddhistische, konfuzianische und indigene Glaubensgemeinschaften in dem Land.

Die englischsprachige Konferenz trägt den Titel „The Role of Islam and Christianity in Public Space. Perspectives from Indonesia and Germany“ (Die Rolle von Islam und Christentum im öffentlichen Raum. Perspektiven aus Indonesien und Deutschland) und findet statt vom 26. bis 28. September. Auf acht Panels sprechen die Expertinnen und Experten aus Indonesien und Deutschland auch über Fragen der Bibel- und Koran-Interpretation heute, über interreligiöse Dynamiken in Wissenschaft und Zivilgesellschaft sowie über den Einfluss theologischer und nicht-theologischer Religionsforschung auf Religionspolitik. Zu den Teilnehmerinnen und Teilnehmern zählt die Tochter des ehemaligen Staatspräsidenten und Vorsitzende der größten muslimischen Organisation Indonesiens, dem GUSDURian Netzwerk (GNI), Alissa Wahid, sowie der Politikwissenschaftler Professor Burhanuddin Muhtadi von der Staatlichen Islamischen Universität Syarif Hidayatullah Jakarta, der eine im Juli 2025 abgeschlossene Studie zu den Einstellungen von Muslimen in Indonesien zu Demokratie und Gleichberechtigung vorstellen wird. Erwartet werden außerdem der Rektor der Staatlichen Islamischen Hochschule Yogyakarta Professor Noorhaidi Hasan und der Vorsitzende der Gemeinschaft christlicher Kirchen in Indonesien Jacky Manuputty. Veranstalter der dreitägigen Konferenz sind das Centrum für Religionsbezogene Studien (CRS), das Zentrum für Islamische Theologie (ZIT), das Seminar für Religionswissenschaft und Interkulturelle Theologie sowie der Exzellenzcluster „Religion und Politik“ der Universität Münster.

Zur Veränderung der religiösen Landschaft in Deutschland sagt Sinn: „Das Christentum in Deutschland ist vielfältiger geworden, die muslimische Gemeinschaft wächst, gleichzeitig entwickeln Menschen religiöse und spirituelle Alltagspraktiken jenseits traditioneller Zugehörigkeiten.“ Ziel der Tagung sei es deshalb, die interdisziplinäre Zusammenarbeit in der Erforschung aktueller Veränderungen der religiösen und politischen Landschaft in Indonesien und Deutschland zu intensivieren und den wissenschaftlichen Austausch zwischen beiden Ländern zu stärken. Die Organisatoren wollen auf der Tagung auch eine Debatte über Bedeutung und Einfluss theologischer und nicht-theologischer Religionsforschung auf den gesellschaftlichen Diskurs und die Religionspolitik anstoßen. Dies soll künftig auf dem weltweit einzigartigen Campus der Theologien und Religionswissenschaft der Universität Münster fortgesetzt werden, wie Sinn hervorhebt. Der Campus wird ab 2026 die evangelische, katholische und islamische Theologie sowie die Religionswissenschaft an der Universität Münster zusammenbringen und eine der weltweit größten Forschungsbibliotheken zum Thema Religion beherbergen. (tec/pie)

Batik-Tuch mit Motiv aus dem indonesischen Schattentheater
© Simone Sinn
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Die Evangelisch-Theologische Fakultät der Universität Münster trauert um
Prof. em. Dr. Jörg Viktor Sandberger, der am 4. September 2025 im 98sten Lebensjahr verstarb.


Geboren am 15. August 1928 wuchs Viktor Sandberger in einem Pfarrhaus im schwäbischen Schwenningen auf. Er studierte nach der Rückkehr aus russischer Kriegsgefangenschaft von 1949 bis 1954 Evangelische Theologie in Göttingen und Tübingen, vor allem bei Friedrich Gogarten und Ernst Käsemann, die neben Rudolf Bultmann sein theologisches Denken entscheidend geprägt haben. Von 1957 bis 1959 war er Repetent am Theologischen Stift Tübingen und erteilte anschließend als Pfarrer im württembergischen Kirchendienst Religionsunterricht in Grundschulen und Gymnasien. Von 1964 bis 1972 war er Dozent am Seminar für Evangelische Theologie an der Pädagogischen Hochschule Wuppertal und wurde 1972 auf den Lehrstuhl für „Evangelische Theologie und ihre Didaktik (insbesondere Altes Testament)“ an der Pädagogischen Hochschule Westfalen-Lippe (Abteilung Münster) berufen. Mit der Integration dieser Hochschule in die (damalige) Westfälische Wilhelms-Universität Münster wechselte Jörg Sandberger an das Institut für Evangelische Theologie und ihre Didaktik an der Evangelisch-Theologischen Fakultät. 1993 wurde er emeritiert, blieb dem Fachbereich aber als Prüfer weiterhin verbunden.

1972 wurde er von der Theologischen Fakultät der Georg August-Universität Göttingen auf Grund einer Dissertation zum Thema „Pädagogische Theologie. Friedrich Niebergalls Praktische Theologie als Erziehungslehre“ summa cum laude zum Dr. theol. promoviert. In dieser Arbeit ist Sandberger der systematischen Beziehung zwischen dem existenziell-praktischen Charakter der Theologie und der theologischen Dimension der Praxis in Bildung, Erziehung und Unterricht nachgegangen, einer Thematik, die er in seiner akademischen Tätigkeit in fachwissenschaftlichen, fachdidaktischen, religionspädagogischen und unterrichtspraktischen Lehrveranstaltungen immer im Auge hatte. Ein weiterer wissenschaftlicher Schwerpunkt war das Verhältnis von Kunst (bildender Kunst und Musik) und religiöser Bildung. Besondere Aufmerksamkeit hat Sandberger auch dem Universitätsgottesdienst geschenkt. In der Universitätskirche hat er viele Predigten gehalten und Gottesdienste als Organist mitgestaltet. Bis zuletzt nahm er an den Universitätsgottesdiensten teil und pflegte seine Verbundenheit mit der Evangelisch-Theologischen Fakultät auf vielfache Weise, nicht zuletzt im intensiven theologischen Austausch im Kreis der Emeriti und mit aktiven Kolleginnen und Kollegen.

Jörg Sandberger hat viele Generationen von Studierenden geprägt und ihnen bibelwissenschaftlichen Anschub für ihr Berufsleben gegeben. Die Fakultät verliert einen liebenswerten Kollegen und bleibt ihm in Dankbarkeit verbunden. Unser Mitgefühl gilt seiner Ehefrau Rosine und seiner ganzen Familie.

Münster, den 9. September 2025

Prof. Dr. Arnulf von Scheliha
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Jan Raithel

Auszeichnung für Dissertation zur Talionsformel: Dr. Jan Raithel erhält Studienpreis von BCJ.Bayern

Dr. Jan Raithel, ehemaliger Promotionsstudent der Universität Münster bei Prof. Dr. Lutz Doering, wurde mit dem BCJ.Bayern-Studienpreis 2025 ausgezeichnet. Der Preis wird vom Verein zur Förderung des christlich-jüdischen Gesprächs in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern e.V. (BCJ.Bayern) für herausragende wissenschaftliche Arbeiten im Bereich des christlich-jüdischen Dialogs vergeben.
Raithel erhielt die Auszeichnung in der Kategorie »Universität II« für seine Dissertation mit dem Titel "Auge um Auge" … Eine Rezeptionsgeschichte der biblischen Talionsformel im Antiken Judentum. Die Arbeit untersucht, wie die bekannte Formel aus der Hebräischen Bibel in antik-jüdischen Texten – von den Schriftrollen vom Toten Meer bis zur frühen rabbinischen Literatur – interpretiert und rezipiert wurde. Dabei zeigt Raithel, dass die Formel historisch fast ausschließlich in juristisch-halachischen Kontexten rezipiert wurde und das Zitat in der Bergpredigt des Matthäus nicht der polemischen Kritik, sondern der paränetischen Auslegung des Rechtssatzes dient. Die Studie leistet damit einen wichtigen Beitrag zur differenzierten Wahrnehmung antik-jüdischer Rechtsdiskurse und zur interreligiösen Verständigung.
Die feierliche Preisverleihung fand am 6. Juli 2025 in der Nürnberger Kirche St. Martha statt.

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Antrittsvorlesung Jun.-Prof. Dr. Markus Rüsch

21. Mai 2025

Am 21. Mai 2025 hielt Markus Rüsch seine Antrittsvorlesung im Fach Religionswissenschaft zum Thema „Vom Text über Materialität zum digitalen Raum im Buddhismus: Religionswissenschaft im interdisziplinären Dialog“. Entlang des Vorlesungstitels machte Jun.-Prof. Dr. Rüsch deutlich, wie er seine Arbeit in Forschung und Lehre mithilfe von philologischen und religionsästhetischen Zugängen versteht und auf welche Weise diese Form der Religionswissenschaft Anschluss an verschiedene Disziplinen findet.

Der Amida-Buddhismus diente innerhalb des Vortrags als ein Beispiel, um im ersten Teil die Frage nach der Bedeutung eines „buddhistischen Kanons“ zu beantworten und intrareligiöse Diskurse zur Lehrauslegung nachzuzeichnen. Vor diesem Hintergrund wurden im zweiten Abschnitt materielle Aspekte des Buddhismus untersucht, wobei dieser Teil der Vorstellung von sechs Sinnesorganen (d.h. sehen, hören, riechen, schmecken, fühlen und denken) folgte und zu jedem Sinnesorgan einen materiellen Aspekt analysierte. Im abschließenden Teil wurden sowohl die Folge der Digitalisierung für die Materialität von Religionen untersucht als auch die Bedeutung von Werkzeugen der Digital Humanities anhand von digitalisierten Objekten aus Japan diskutiert.

Jun.-Prof. Dr. Rüsch plädierte in seiner Vorlesung für eine Religionswissenschaft, die sich sowohl mit der philologischen als auch ästhetischen Seite von Religionen beschäftigt, wobei diese beiden Aspekte nicht isoliert voneinander vorgestellt, sondern als sich gegenseitig beeinflussende Zugänge verstanden werden sollen.

Der Vortrag traf auf großes Interesse sowohl auf Seite des wissenschaftlichen Kollegiums als auch der Studierendenschaft aus verschiedenen Disziplinen wie der Religionswissenschaft, Evangelischen Theologie und Sinologie. Im Anschluss an die Vorlesung gab es bei einem Empfang im Gebäude der Evangelisch-Theologischen Fakultät die Möglichkeit zum informellen Austausch.

| „Junge Menschen machen Theologie – Mutig und beherzt Gott entdecken“
Foto Kirchentag
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Die Evangelisch-Theologische Fakultät Münster auf dem Kirchentag

Ein Team der Evangelisch-Theologischen Fakultät Münster hat am 1. Mai 2025 beim Kirchentag in Hannover einen Workshop im Zentrum Junge Menschen veranstaltet, um junge Menschen fürs Theologiestudium zu begeistern. Rund 20 Personen, von denen etwa zwei Drittel Schülerinnen und Schüler im Alter von 15 bis 18 Jahren waren, haben engagiert über den Zusammenhang von Erfahrung, Glaube und Theologie diskutiert.
Im Anschluss an einen kurzen Einstieg mit prägnanten Fragen in Zweiergruppen folgten persönliche Statements der Mitwirkenden zu unserem Glaubensweg und unserem Weg in die Theologie. Nach unseren Statements diskutierten wir in Kleingruppen über vier Zitate der Theologen Karl Barth, Martin Luther, Dietrich Bonhoeffer und Kenneth Mtata. Dies ermöglichte den Teilnehmenden über grundlegende theologische Fragen ins Gespräch zu kommen und eigene Überlegungen zum jeweiligen Thema anzustellen. Es ging um Fragen nach dem Bösen, nach der Bedeutung von engagiertem Handeln, nach dem Reich Gottes und das, woran man sein Herz hängt. Anschließend haben wir im Plenum gemeinsam die Relevanz von theologischer Auseinandersetzung für die christliche Existenz beleuchtet. Alles in allem war der Workshop ein großer Erfolg. Durch die gemischte Gruppe gab es sehr viel Beteiligung und viele tolle und spannende Gespräche. Auch nach dem Workshop haben sich noch einige über das Theologiestudium informiert und es ergab sich ein anregender Gedankenaustausch. Insgesamt war es nach unserer Auffassung für alle Anwesenden eine interessante und aufschlussreiche Stunde mit viel In und Output. Ein Format, dass auf jeden Fall für die Zukunft weiterverfolgt werden sollte.
Leo Neugebauer und Mailin Marsel (Studierende), mit Alexander Heindel und Professorin Dr.  Simone Sinn (Lehrende).
 

Qsranking2025
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Münsteraner Theologie unter den TOP 10 in Europa

Die Evangelische Theologie der Universität Münster gehört zu den besten in Europa: Im aktuellen QS World University Ranking belegt sie im Fachbereich „Theology, Divinity & Religious Studies“ Platz 9 in Europa, weltweit Rang 24 und in Deutschland Platz 3. Damit bestätigt Münster seine herausragende Stellung in der theologischen Forschung und Lehre – hinter Heidelberg und Tübingen, die in diesem Jahr die Plätze getauscht haben.

240619 Plakat Fotoausstellung
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Fotografische Dauerausstellung ab dem 27. Juni 2024
BEGEGNUNGEN MIT DEM ORTHODOXEN CHRISTENTUM IN GRIECHENLAND

Eröffnung der Dauerausstellung am 27. Juni 2024, Ev. Theol. Fakultät Münster

Eine Ausstellung mit Fotografien von Olya Gluschenko und Costis Drygianakis wird in Münster gezeigt.
Die Ausstellung wird von der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Münster in Zusammenarbeit mit der Volos Akademie für Theologische Studien organisiert und trägt den Titel "Begegnungen mit dem orthodoxen Christentum in Griechenland". Die Eröffnung der Dauerausstellung findet am Donnerstag, 27. Juni 2024 um 12 Uhr in der Evangelisch-Theologischen Fakultät (Universitätsstr. 13-17, 1. Stock) in Anwesenheit der Künstler statt. Die Ausstellung findet anlässlich der Konferenz "Orthodoxes Christentum und Identitätspolitik" statt, die vom Lehrstuhl für Orthodoxe Theologie der gleichen Universität in Zusammenarbeit mit der Volos-Akademie für Theologische Studien und anderen Organisationen weltweit organisiert wird.
Die Ausstellung umfasst Fotografien von Kirchen, Kapellen und Klöstern der Metropolis von Demetrias in Thessalien, Mittelgriechenland, die über einen Zeitraum von fast zwanzig Jahren (von Ostern 2005 bis Ostern 2024) aufgenommen wurden. Die beiden Fotografen versuchen, dieser im Allgemeinen übersehenen Welt Sichtbarkeit zu verleihen, indem sie nach der Schönheit suchen, die in den alltäglichen Details und in den ständigen Veränderungen des alten kirchlichen Erbes verborgen ist.
 

Die Evangelisch-Theologische Fakultät der Universität trauert um Jakob Wöhrle

Professor Dr. Jakob Wöhrle (Tübingen) ist am 25. März völlig überraschend verstorben. Wöhrle war nach seinem Studium in Bethel, Leipzig und Münster am Alttestamentlichen Seminar als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl von Professor Dr. Rainer Albertz von 2001-2008 tätig. Danach hatte er von 2008-2012 die Leitung des Projekts „Distinktion und Integration in der Gründungsurkunde Israels“ am Exzellenzcluster „Religion & Politik“ inne. Nach Promotion und Habilitation in Münster war er Heisenberg-Stipendiat und wurde 2014 Universitätsprofessor für Altes Testament an der Universität Oldenburg. Seit 2019 war er Professor für Altes Testament an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen.
Jakob Wöhrle hat vor allem durch seine großen Forschungsbeiträge zum Dodekapropheton und zur sozialgeschichtlichen Bedeutung des Pentateuchs internationale Beachtung gefunden. Als akademischer Lehrer war er ausgesprochen beliebt und hat durch sein freundliches und zugewandtes Wesen und seine lebendige und motivierende Art zu lehren zahlreiche Studierende für das Fach und für die Theologie begeistert.
Sein Tod kam plötzlich und vollkommen unerwartet. Es ist für seinen Lehrer Rainer Albertz und alle Kolleginnen und Kollegen ein unermesslicher Verlust. Wir teilen die Trauer mit seiner Frau Pfarrerin Stefanie Wöhrle und der Familie.
Die Evangelisch-Theologische Fakultät der Universität Münster gedenkt seiner in Trauer, Dankbarkeit und freundschaftlicher Verbundenheit.
Prof. Dr. Arnulf von Scheliha (Dekan)
Prof. Dr. Reinhard Achenbach und Prof. Dr. Christophe Nihan für das Alttestamentliche Seminar
 

Preisverleihung Helga Weippert Preis an Dr. Bruno Biermann

Helga-Weippert-Preis 2024 an Dr. Bruno Biermann verliehen

07. Dezember 2024

Der renommierte Helga-Weippert-Preis des Deutschen Vereins zur Erforschung Palästinas (DPV) ging in diesem Jahr an Dr. Bruno Biermann. Mit seiner Dissertation „Stamp Seals as Prism for the Gender History of the Southern Levant: Archaeological, Epigraphic, Iconographic and Exegetical Explorations“ hat Biermann einen herausragenden Beitrag zur Erforschung der Archäologie, Geschichte und Kultur Palästinas geleistet.

Dr. Bruno Biermann ist als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Münster im Fachbereich Altes Testament tätig.

Die prämierte Arbeit, eingereicht an der Theologischen Fakultät der Universität Bern, untersucht Roll- und Stempelsiegel als Schlüssel zur Geschlechtergeschichte der Südlichen Levante. Durch die Kombination von archäologischen, epigraphischen, ikonographischen und exegetischen Methoden beleuchtet Dr. Biermann die vielfältigen Rollen und Darstellungen von Geschlecht in der materiellen Kultur der Region. Seine Forschung verbindet biblisch-theologische Perspektiven mit ikonografischen und kulturhistorischen Ansätzen und setzt damit neue Maßstäbe, gerade in der methodischen Herangehensweise an die Fundgattung Glyptik.

Der mit 2.000 € dotierte Preis wurde 2024 zum zweiten Mal ausgeschrieben und würdigt herausragende Dissertationen oder Habilitationen zur Archäologie, Geschichte, Religion, Kultur und Landeskunde Palästinas. Er erinnert an die bedeutende Archäologin und Alttestamentlerin Helga Weippert (1943–2019), die die Erforschung Palästinas maßgeblich geprägt hat.

Mit der Auszeichnung von Dr. Biermann hebt der DPV die Relevanz interdisziplinärer Ansätze für das Verständnis der Südlichen Levante hervor und unterstreicht die Bedeutung des wissenschaftlichen Nachwuchses für die Weiterentwicklung der Palästinaforschung.

Die Preisverleihung fand im Rahmen der Jahrestagung des Deutschen Vereins zur Erforschung Palästinas vom 6.-8.12.2024 in Mainz statt.

Franz-Delitzsch-Tag 2024

2. Dezember 2024

„Nachkommenschaft Abrahams“. Ein angemessenes Paradigma zur Beschreibung des christlich-jüdischen Verhältnisses? - Dieser Frage ging Prof. Dr. Wolfgang Kraus am 2. Dezember 2024 in der Franz-Delitzsch-Vorlesung nach. Wolfgang Kraus ist Professor für Neues Testament an der Universität des Saarlandes in Saarbrücken und seit Jahrzehnten im christlich-jüdischen Dialog engagiert. In seinem Vortrag präsentierte er entscheidende Einsichten seiner intensiven exegetischen Beschäftigung mit Passagen aus dem Galater- und dem Römerbrief, in denen Paulus das Verhältnis zwischen Israel und nichtjüdischen Christusgläubigen anhand der Figur Abrahams und seiner Nachkommenschaft reflektiert. Der Vortrag machte deutlich, wie der genaue Blick auf sprachliche Details in diesen für die christliche Theologie so zentralen Texten zu einer neuen Sicht des christlich-jüdischen Verhältnisses führen kann. Zugleich betonte Wolfgang Kraus, dass die Aussagen des Paulus nicht einfach in die Gegenwart fortgeschrieben werden können, sondern hermeneutisch reflektiert werden müssen, da das christlich-jüdische Verhältnis heute in einer anderen Situation und vor anderen Fragen steht als zur Zeit des Paulus.

Bereits vor seinem Vortrag leitete Wolfgang Kraus am Nachmittag einen Workshop zum Thema „Konzeptionen von Kirche und Israel im Neuen Testament“. Sowohl im Plenum als auch in Kleingruppen erarbeiteten die Teilnehmer*innen interaktiv, wie Israel und die Gemeinde der Christusgläubigen in verschiedenen neutestamentlichen Schriften zueinander in Beziehung gesetzt werden und überlegten gemeinsam, was dies für das christlich-jüdische Verhältnis heute bedeuten kann. An dem Austausch nahmen nicht nur Studierende der Evangelisch-Theologischen Fakultät, sondern auch der Katholisch-Theologischen Fakultät sowie weitere Interessierte teil, die an Universitäten, in Kirchengemeinden, Schulen und anderen Orten des gesellschaftlichen Lebens tätig sind. Auch darin spiegelt sich die Vielfalt der Kontexte, in denen es wichtig ist, immer wieder neu über das Verhältnis von Christen und Juden nachzudenken und sich darüber auszutauschen.   

© ETF

Kirchenpräsidentin Dr. Karen Georgia Thompson von der United Church of Christ (USA) zu Gast in Münster

13.November 2024

Die Frage nach der Rolle der Kirche in den aktuellen gesellschaftlichen Veränderungsprozessen stand am 13. November 2024 im Mittelpunkt des öffentlichen Vortrags von Kirchenpräsidentin Dr. Karen Georgia Thompson. Der Vortrag war von höchster Aktualität, als er kurz nach den Präsidentschaftswahlen in den USA stattfand.

Thompson hielt ein engagiertes Plädoyer dafür, Hass zu überwinden und das Verbindende und Mitmenschliche zu suchen. In einer kritischen Auseinandersetzung mit den Auswirkungen des weißen christlichen Nationalismus machte sie deutlich, dass die Kirche in dreierlei Weise eine wichtige Rolle spielen sollte: pastoral, prophetisch und protestierend. 

„Die Kirche muss bereit sein, sich pastoral um diejenigen zu kümmern, deren Leben aus den Fugen gerät; sie muss bereit sein, prophetisch im Streben nach Gerechtigkeit für alle, die Mächtigen zur Wahrheit zu rufen und mit den Worten Jesu und in der Macht Gottes gegen eine Welt zu protestieren, in der Ungerechtigkeit und Unfriede salonfähig werden.“

Thompson war auf Einladung von Professorin Dr. Simone Sinn vom Seminar für Religionswissenschaft und Interkulturelle Theologie an die Evangelisch-Theologische Fakultät nach Münster gekommen. Grußworte sprachen Prodekanin Professorin Dr. Antje Roggenkamp sowie Landeskirchenrat Dr. Albrecht Philipps von der Evangelischen Kirche von Westfalen.

Nachruf zu Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Barbara Aland

10. November 2024

Die Evangelisch-Theologische Fakultät der Universität Münster trauert um Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Barbara Aland, die am 10. November 2024 im Alter von 87 Jahren verstarb. Sie war eine führende Expertin in neutestamentlicher Textforschung und Syrologie. Als Herausgeberin des „Nestle-Aland“ und „Greek New Testament“ prägte sie die wissenschaftliche Gemeinschaft und setzte wegweisende Studien zur Gnosis und platonischen Tradition um. Barbara Aland war eine inspirierende Lehrerin und genoss internationales Ansehen, ausgezeichnet unter anderem mit dem Bundesverdienstkreuz.

© Albin Hillert

Dr. Kenneth Mtata, Programmdirektor im Ökumenischen Rat der Kirchen, spricht über theologische Wurzeln und Perspektiven des ÖRK

22. Oktober 2024

Am 22. Oktober 2024 war Pfarrer Dr. Kenneth Mtata zu Gast in Münster, um einen öffentlichen Vortrag an der Evangelisch-Theologischen Fakultät zu halten. Er erinnerte daran, dass die Weltkonferenz für Praktisches Christentum, die 1925 in Stockholm stattfand, nach dem Grauen des Ersten Weltkriegs grundlegende ökumenische Perspektiven für Gerechtigkeit und Frieden entwarf.

Im Vorgriff auf das 100jährige Jubiläum im nächsten Jahr erläuterte er, wie der Ökumenischen Rat der Kirchen seine Mitgliedskirchen ermutigt, Theologien des Lebens, der Gerechtigkeit und des Friedens zu entwickeln. Er erläuterte, wie Kirchen angesichts von sozialen, politischen und ökonomischen Herausforderungen gemeinsam glaubwürdig Zeugnis geben können, sowohl in ihrem Handeln in der Welt, als auch in ihrem theologischen Arbeiten.

Mtata stammt ursprünglich aus Simbabwe und ist seit 2023 ÖRK-Programmdirektor für öffentliches Zeugnis und Diakonie. Er wurde von Professorin Dr. Simone Sinn vom Seminar für Religionswissenschaft und Interkulturelle Theologie nach Münster eingeladen.

© Alfred Krupp WIssenschaftskolleg Greifswald/ Vincent Leifer

Vergabe des 200. Alfried Krupp Fellowship an Prof. Dr. Eve-Marie Becker der Universität Münster

21. Oktober 2024

Am 21. Oktober 2024 stellte Prof. Dr. Eve-Marie Becker im Rahmen des Fellow-Days sich und ihr Projekt: „Jesus von Nazareth: Eine historische Biographie“ den Co-Fellows, dem Alfried Krupp Wissenschaftskolleg sowie den Mitgliedern der Universität Greifswald und der interessierten Öffentlichkeit vor. Prof. Becker forscht im akademischen Jahr 2024/2025 – von Oktober 2024 bis September 2025 – als Senior Fellow am Kolleg und hat damit die 200. Fellowship seit der dortigen Einrichtung des Fellow-Programmes im Jahre 2007 erhalten. Durch die Zusammenarbeit am Kolleg und mit den Fachkollegen vor Ort will Prof. Becker fachliche Verbindungen stärken und zugleich vom Austausch mit anderen Disziplinen profitieren. Prof. Dr. Thomas Klinger, Wissenschaftlicher Direktor des Alfried Krupp Wissenschaftskollegs Greifswald, betont das vielfältige Spektrum und die hohe Qualität der Gastforscher*innen im laufenden Fellow-Jahrgang. Es wird erwartet, dass die Fellow-Projekte zu ertragreichen Ergebnissen führen und die interdisziplinäre Zusammenarbeit inspirierende Impulse und langfristige Kooperationen ermöglicht. Prof. Becker selbst freut sich auch darüber, durch ihre Zeit in Greifswald wieder Verbindungen zum Ostseeraum aufnehmen zu können: Bevor sie 2018 nach Münster berufen wurde, war sie zwölf Jahre als Ordinaria für Neutestamentliche Exegese an der Universität Aarhus in Dänemark tätig.

Antrittsvorlesung Jun.-Prof. Dr. Katharina Schmidt

16. Oktober 2024

Am 16. Oktober 2024 hielt Katharina Schmidt ihre Antrittsvorlesung in dem neu an der Universität Münster etablierten Fach Biblische Archäologie zum Thema „Forschungen im Königreich Ammon: Neue Impulse für die Biblische Archäologie“. Im Mittelpunkt stand nicht nur die Vorstellung des neuen Ausgrabungsprojekts auf der Zitadelle von Amman, das „Amman Archaeological Project“ (ammap), sondern auch die grundlegende Frage, warum die Erforschung von Transjordanien von so großer Bedeutung für die Archäologie und Theologie ist.

Das Ausgrabungsprojekt, das unter Beteiligung von Münsteraner Studierenden in diesem Frühjahr begann, hat bereits bemerkenswerte Funde hervorgebracht, darunter zwei doppelgesichtige Statuen, die unter anderem auf die mögliche Existenz eines königlichen Palastes hinweisen – eine Hypothese, die in den kommenden Jahren noch weiter untersucht wird.

Dr. Schmidt betonte die besondere Bedeutung der Region Transjordanien für das Verständnis der biblischen Welt, insbesondere der Eisenzeit. Die oft vernachlässigte Perspektive Ammons sei entscheidend, um die komplexen Dynamiken der Levante und die Welt der biblischen Autoren umfassend zu begreifen.

Der Vortrag fand große Resonanz bei einem interdisziplinären Publikum aus den Bereichen Theologie, Archäologie, Altorientalistik und Geschichte, das wertvolle Impulse für die eigene Forschung mitnehmen konnte. Der anschließende Empfang hat den Abend gebührend abgerundet.