
Islam und Christentum in der Öffentlichkeit – deutsch-indonesischer Austausch an der Uni Münster
Internationale Konferenz vom 26. bis 28. Oktober mit Forschenden aus islamischer und christlicher Theologie, Religionswissenschaften, Politik- und Kulturwissenschaft sowie mit Vertretern aus Zivilgesellschaft und Verwaltung Indonesiens
Mit der öffentlichen Rolle von Islam und Christentum und ihrem Beitrag zur Demokratie in Indonesien befasst sich eine internationale Konferenz ab dem 26. September an der Universität Münster. „In Indonesien stehen islamische und christliche Gruppen ähnlich wie in Deutschland vor der Frage, wie sie die Demokratie fördern und mit Konflikten um Religion konstruktiv umgehen können“, sagen die evangelische Theologin und Religionswissenschaftlerin Simone Sinn und der islamische Theologe Mouhanad Khorchide vom Exzellenzcluster „Religion und Politik“, die die dreitägige Konferenz ausrichten. „Angesichts harter politischer Auseinandersetzungen und Fällen von Diskriminierung religiöser Minderheiten haben es sich muslimische und christliche Akteure in Indonesien zur Aufgabe gemacht, aktiv und gemeinsam für bessere rechtliche Bedingungen und ethische Werte einzutreten“, so Sinn. Die Konferenz bringt Forschende aus der islamischen und christlichen Theologie, den Religionswissenschaften, Politik- und Kulturwissenschaft sowie Vertreter von Zivilgesellschaft und Verwaltung aus dem südostasiatischen Land zum Austausch mit ihren Fachkolleginnen und Fachkollegen an die Uni Münster. In Indonesien wird an staatlichen, islamischen und christlichen Hochschulen intensiv zu kontroversen Fragen des gesellschaftlichen Wandels geforscht.
Im Zentrum der Konferenz stehen Fragen zu Religion und Öffentlichkeit und Demokratie, aber auch islamische und christliche Perspektiven auf Umweltschutz, Religionsunterricht, Gender, LGBTIQ sowie der Austausch über die öffentliche Rolle von Religion in Deutschland. Mit über 191 Millionen Musliminnen und Muslimen ist Indonesien das Land mit der größten muslimischen Bevölkerung weltweit, daneben gibt es christliche, hinduistische, buddhistische, konfuzianische und indigene Glaubensgemeinschaften in dem Land.
Die englischsprachige Konferenz trägt den Titel „The Role of Islam and Christianity in Public Space. Perspectives from Indonesia and Germany“ (Die Rolle von Islam und Christentum im öffentlichen Raum. Perspektiven aus Indonesien und Deutschland) und findet statt vom 26. bis 28. September. Auf acht Panels sprechen die Expertinnen und Experten aus Indonesien und Deutschland auch über Fragen der Bibel- und Koran-Interpretation heute, über interreligiöse Dynamiken in Wissenschaft und Zivilgesellschaft sowie über den Einfluss theologischer und nicht-theologischer Religionsforschung auf Religionspolitik. Zu den Teilnehmerinnen und Teilnehmern zählt die Tochter des ehemaligen Staatspräsidenten und Vorsitzende der größten muslimischen Organisation Indonesiens, dem GUSDURian Netzwerk (GNI), Alissa Wahid, sowie der Politikwissenschaftler Professor Burhanuddin Muhtadi von der Staatlichen Islamischen Universität Syarif Hidayatullah Jakarta, der eine im Juli 2025 abgeschlossene Studie zu den Einstellungen von Muslimen in Indonesien zu Demokratie und Gleichberechtigung vorstellen wird. Erwartet werden außerdem der Rektor der Staatlichen Islamischen Hochschule Yogyakarta Professor Noorhaidi Hasan und der Vorsitzende der Gemeinschaft christlicher Kirchen in Indonesien Jacky Manuputty. Veranstalter der dreitägigen Konferenz sind das Centrum für Religionsbezogene Studien (CRS), das Zentrum für Islamische Theologie (ZIT), das Seminar für Religionswissenschaft und Interkulturelle Theologie sowie der Exzellenzcluster „Religion und Politik“ der Universität Münster.
Zur Veränderung der religiösen Landschaft in Deutschland sagt Sinn: „Das Christentum in Deutschland ist vielfältiger geworden, die muslimische Gemeinschaft wächst, gleichzeitig entwickeln Menschen religiöse und spirituelle Alltagspraktiken jenseits traditioneller Zugehörigkeiten.“ Ziel der Tagung sei es deshalb, die interdisziplinäre Zusammenarbeit in der Erforschung aktueller Veränderungen der religiösen und politischen Landschaft in Indonesien und Deutschland zu intensivieren und den wissenschaftlichen Austausch zwischen beiden Ländern zu stärken. Die Organisatoren wollen auf der Tagung auch eine Debatte über Bedeutung und Einfluss theologischer und nicht-theologischer Religionsforschung auf den gesellschaftlichen Diskurs und die Religionspolitik anstoßen. Dies soll künftig auf dem weltweit einzigartigen Campus der Theologien und Religionswissenschaft der Universität Münster fortgesetzt werden, wie Sinn hervorhebt. Der Campus wird ab 2026 die evangelische, katholische und islamische Theologie sowie die Religionswissenschaft an der Universität Münster zusammenbringen und eine der weltweit größten Forschungsbibliotheken zum Thema Religion beherbergen. (tec/pie)
