Digitale Zugänge und Kanäle gering literalisierter Erwachsener

Im Folgenden erfahren Sie, über welche Zugänge und Kanäle gering literalisierte Erwachsene das Internet nutzen.

Um mehr zu erfahren, klicken Sie auf die jeweiligen Fragen.

  • Genutzte technische Geräte

    Welche technischen Geräte nutzen gering literalisierte Erwachsene?

    Personen mit Lese- und Schreibschwierigkeiten nutzen eine große Bandbreite an Geräten und setzen diese auch gezielt ein, um den Umgang mit Schrift im Alltag zu erleichtern.

    In unseren Interviews mit gering literalisierten Personen zeigt sich, dass alle unserer 31 Befragten über ein internetfähiges Gerät verfügen. Davon nutzen 29 tatsächlich auch das Internet in ihrem Alltag. Das Handy ist dabei das Medium, das fast allen Befragten zur Verfügung steht und insbesondere dazu genutzt wird, schriftlichen Anforderungen im Alltag zu begegnen.

    Neben dem Handy sind auch einige andere internetfähige Geräte, wie Tablets und Laptops für die mobile Nutzung oder auch der PC zu Hause, in Gebrauch. Weitere Geräte (Smart-TV, Smartwatch, Spielekonsole oder Thermomix) kommen zudem in Einzelfällen zur Anwendung.

    Das Handy nimmt nicht nur im Bereich der allgemeinen Internetnutzung eine zentrale Rolle ein, einige Befragte nennen ebenfalls Gründe, warum sich dieses Medium besonders eignet, um den Alltag mit geringer Literalität zu bewältigen. So kann beispielsweise schriftliche Kommunikation umgangen werden, indem lieber telefoniert wird. Des Weiteren werden Diktier- und Vorlesefunktionen für das Verfassen und Lesen von Texten oder die Möglichkeit, Apps und Internetseiten per Sprachbefehl zu öffnen, genutzt. Auf einen Laptop wird hingegen gerne bei umfangreicheren schriftlichen Anforderungen oder auch zum Lernen zurückgegriffen.

    Die technische Ausstattung, um über digitale Ansprachewege erreicht werden zu können, steht den meisten befragten gering literalisierten Erwachsenen also zur Verfügung.

  • Zugänge zum Internet
    © Projekt DiAnA

    Wie greifen gering literalisierte Erwachsene auf das Internet zu?

    Zu Hause, bei der Fahrt mit der Bahn oder im Lieblingscafé – es kann an vielen Orten auf das Internet zugegriffen werden. Doch welche Zugänge stehen gering literalisierten Erwachsenen zur Verfügung und werden auch tatsächlich von ihnen genutzt?

    In unseren Interviews zeigt sich, dass bei den Befragten kaum Internetzugangsprobleme bestehen. Nur eine von 30 Personen gibt an, keinen Internetzugang zu haben. Die deutliche Mehrheit nutzt mobile Daten oder das eigene WLAN. Ein Teil nutzt zudem auch fremdes WLAN bzw. öffentliche Hotspots.

    Einzelne Zugangsprobleme resultieren aus finanziellen Hürden, wie beispielsweise fehlendem Guthaben für mobile Daten.

    Insgesamt haben gering literalisierte Erwachsene also in der Mehrheit Zugriff auf das Internet und können damit auch potenziell durch digitale Ansprache erreicht werden. Dabei unterliegt der Zugang jedoch teilweise Einschränkungen, beispielsweise durch das Abhängigkeitsverhältnis bei der Nutzung von fremdem WLAN oder durch begrenzte finanzielle Ressourcen.

  • Häufig genutzte Apps und Internetseiten

    Welche Apps und Internetseiten nutzen gering literalisierte Erwachsene?

    Ob WhatsApp, YouTube, TikTok oder (eBay) Kleinanzeigen – Personen mit Lese- und Schreibschwierigkeiten sind auf vielfältigen Apps und Seiten im Internet unterwegs.

    Unsere Interviews mit gering literalisierten Personen zeigen eine große Bandbreite an Apps und Internetseiten, die im Alltag oder auch im Beruf genutzt werden. Diese lassen sich den Bereichen Kommunikation, Information, Shopping und Finanzen sowie soziale Medien zuordnen.

    Wie auch in der Gesamtbevölkerung (Initiative D21 e. V. 2022, S. 24), ist WhatsApp der meistgenutzte Messengerdienst bei den befragten gering literalisierten Erwachsenen. 28 der 31 Befragten nutzen diese App für ihre Kommunikation. Auch E-Mail-Programme werden trotz höherer Textlastigkeit von der Mehrheit der Befragten im Alltag verwendet.

    Für Informationen sind Google und seine weiteren Dienste wie Google Maps die meistgenutzten Plattformen. Im Bereich Shopping und Finanzen greift die Mehrheit der Befragten auf (eBay) Kleinanzeigen zurück, einige Befragte nutzen aber auch Dienste zum Onlinebanking oder zum Onlineshopping.

    Im Bereich der sozialen Medien erfreut sich das Videoportal YouTube großer Beliebtheit durch die Befragten, die deutliche Mehrheit ist auf dieser Internetseite anzutreffen. Auch Facebook, Instagram und TikTok sind für die Befragten relevante soziale Medien und werden jeweils von etwa einem Drittel der Personen genutzt.

    Es wird also insgesamt deutlich, dass die Zielgruppe der gering literalisierten Erwachsenen im digitalen Raum präsent ist und über verschiedene Apps und digitale Dienste erreicht werden kann. Die Breite und Auswahl der genutzten Apps und Internetseiten unterscheidet sich dabei nicht grundlegend von der Gesamtbevölkerung (Initiative D21 e. V. 2022, S. 24; Beisch & Koch 2021, S. 493)– interessant ist jedoch ein Blick auf die Art und Weise, wie gering literalisierte Erwachsene diese Apps und Internetseiten nutzen.

    Möchten Sie etwas darüber erfahren, wie gering literalisierte Erwachsene digitale Anforderungen bewältigen oder wofür gering literalisierte Erwachsenen diese Apps und Internetseiten nutzen? Dann klicken Sie hier.

     

    Literatur

    Beisch, N. & Koch, W. (2021). 25 Jahre ARD/ZDF-Onlinestudie: Unterwegsnutzung steigt wieder und Streaming/Mediatheken sind weiterhin Treiber des medialen Internets. Media Perspektiven (10/2021), S. 486-503. Zuletzt abgerufen am 09.01.2024 von https://www.ard-media.de/media-perspektiven/publikationsarchiv/2021/detailseite-2021/25-jahre-ard-zdf-onlinestudie-unterwegsnutzung-steigt-wieder-und-streaming-mediatheken-sind-weiterhin-treiber-des-medialen-internets

    Initiative D21 e. V. (2022). D21-Digital-Index 2020/2021. Jährliches Lagebild zur Digitalen Gesellschaft. Zuletzt abgerufen am 09.01.2024 von https://initiatived21.de/publikationen/d21-digital-index/2020-2021

  • Häufig genutzte Apps und Internetseiten – Vergleiche nach der Erstsprache
    © Projekt DiAnA

    Welche Apps und Internetseiten nutzen gering literalisierte Erwachsene? – Vergleich nach der Erstsprache

    Gering literalisierte Erwachsene verwenden in ihrem Alltag eine Vielzahl an Apps und Internetseiten, doch nicht jeder Dienst wird von allen Personen aus dieser Zielgruppe gleich viel genutzt.

    In unserem Projekt haben wir auch untersucht, ob gering literalisierte Erwachsene mit deutscher Erstsprache bestimmte Apps und Internetseiten in anderer Häufigkeit nutzen als Personen mit nicht-deutscher Erstsprache. Dabei konnten wir sehen, dass es nicht entscheidend ist, ob eine Person eine andere Erstsprache als Deutsch hat, sondern ob sie in dieser anderen Erstsprache literalisiert ist, also ausreichend lesen und schreiben kann.

    Denn fast alle Apps und Internetseiten werden häufiger durch Personen genutzt, die in einer anderen Sprache als Deutsch lesen und schreiben können. Besonders deutlich ist dieser Unterschied bei den sozialen Netzwerken Facebook und Instagram. Außerdem werden auch WhatsApp, YouTube und Google von allen Personen genutzt, die in einer anderen Sprache literalisiert sind.

    Gering literalisierte Erwachsene, die in einer anderen Sprache als Deutsch lesen und schreiben können, nutzen also häufiger unterschiedliche Apps und Internetseiten in größerem Umfang. Sie können ihre Lese- und Schreibfähigkeiten in anderen Sprachen dafür einsetzen, sich besser im digitalen Raum zurechtzufinden, indem sie beispielsweise Übersetzungsfunktionen nutzen, um sich deutschsprachige Inhalte zu erschließen oder die Sprachmenüs in Apps und auf Internetseiten umstellen. Damit ist eine anderssprachige Literalisierung eine zentrale Ressource für die Internetnutzung.

    Für den Umfang der Nutzung von Apps und Internetseiten ist es daher wichtiger, ob eine Person grundsätzlich literalisiert ist oder nicht, als ob sie im Deutschen literalisiert ist.

Das zugrunde liegende Forschungsprojekt wurde im Rahmen der Nationalen Dekade für Alphabetisierung und Grundbildung mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung unter dem Förderkennzeichen W1477FO gefördert. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung liegt bei den Autor*innen.

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