Kleine Münzen, große Bedeutung

Fotos

© Archäologisches Museum Münster/Yannick Oberhaus
  • © Archäologisches Museum Münster/Yannick Oberhaus
  • Die Arethusa-Schale, eine Leihgabe aus Göttingen
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  • Die stete und anhaltende Begeisterung für Sizilien von Literaten wie Johann Wolfgang von Goethe und Hermann Hesse belegt ein Büchertisch in der Ausstellung.
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  • Der Strom der Zeiten schlängelt sich durch die Ausstellung von der Steinzeit bis zu den Staufern.
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  • Dr. Katharina Martin, Münzkuratorin des Museums, und Dr. Helge Nieswandt, ehemaliger Kustos, bei den letzten Handgriffen
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  • Abguss des "Wagenlenkers von Delphi", einem Weihegeschenk des sizilischen Tyrannen Polyzalos von Gela. Quadrigen (Vierergespanne) gehörten zu den häufigsten Motiven auf sizilischen Münzen.
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  • Haupt der Gorgo Medusa, Abguss eines Reliefs auf einem Tempel in Selinunt. Als übelabwehrendes Zeichen ist auch auf zahlreichen sizilischen Münzen vertreten.
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  • Das Ensemble La Ninfea begleitete die Eröffnung mit Renaissance- und Barockmusik auf Original-Instrumenten.
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  • Prof. Christof Boehringer
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  • Hermann Twiehaus (links), einer der großzügigen Stifter sizilischer Münzen
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"Münzen sind der metallgewordene Albtraum jeder Ausstellung. Sie sind klein, sehen auf den ersten Blick alle gleich aus und eine Seite ist immer verdeckt", merkte Prof. Achim Lichtenberger, Direktor des Archäologischen Museums, bei der Eröffnung der Sonderausstellung "Szilien - Insel der Arethusa" gestern (7. November) halb scherz-, halb ernsthaft an. Und doch gehören Münzen zu den wichtigsten primären antiken Quellen. Schriften vermitteln nur ein indirektes Bild, Gebäude sind häufig zerstört und nur teilweise erhalten. Wer eintauchen will in die antike Welt, kommt an den kleinen Zahlungsmitteln nicht vorbei.

Das Archäologische Museum ist im Bereich Sizilien unvergleichlich breit aufgestellt. Das liegt auch an großzügigen Stiftern wie Hermann Twiehaus und Ingrid und Wolfgang Schulze, die gestern abend erleben durften, welche Wertschätzung ihren Sammlungen entgegengebracht wird. Durch ein sinnenanregendes Ausstellungskonzept und die Einbeziehung von Exponaten aus Bildhauerei, Architektur und Literatur wird deutlich, dass die sizilischen Münzen eng mit anderen Kunst- und Kulturformen verzahnt waren. Ein besonderes Beispiel dafür ist die so genannte "Arethusa-Schale", eine Leihgabe des Archäologischen Instituts der Universität Göttingen. Sie trägt, obwohl sie erst Jahrhunderte nach der Blütezeit der sizilischen Münzen in Kampanien entstanden ist, als Prägung eine Kopie einer Münze aus Syrakus.

Die Bedeutung von Münzen für die Geschichtswissenschaft beleuchtete der Göttinger Numismatiker Prof. Christof Boehringer in seinem Festvortrag anhand der so genannten "Sizilischen Expedition" von 415 bis 413 vor Christus und dem Syrakuser Tyrannen Dionysios I, der nach dem ersten Krieg gegen Karthago 405 vor Christus an die Macht kam. Wichtige Aufschlüsse über Wirtschaft und Kriegsverläufe - die Militäreinsätze kosteten Unsummen - können nicht nur die Abbildungen auf den Münzen geben, sondern auch Änderungen in Gewicht, Durchmesser oder Nominalwert.

"Numismatik macht Geschichte erfahrbar und begreifbar", so Prof. Eva Krems, Dekanin des Fachbereiches Geschichte/Philosophie. Hörbar wurde sie durch das Ensemble "La Ninfea" aus Bremen, das den Abend auf historischen Instrumenten begleitete und mit Beethovens "Wut über den verlorenen Groschen" oder einem barocken englischen Lied über die Quellnymphe Arethusa den thematischen Rahmen künstlerisch interpretierte.

Der Eintritt zu den Sonderausstellung, die bis zum 27. Februar 2026 zu sehen ist, ist frei. Im November finden an jedem Sonntag um 14.15 Uhr kostenlose Führungen statt.