(A2-9) Normative Krise und religiöse Zugehörigkeit im Italien der 1960er und 1970er Jahre

Projektseiten A13
„Don Basilio“, Januar 1947

Ausgehend von der Analyse der in den 1950er Jahren aufgekommenen Debatte um den Widerspruch (die sogenannte „Anomalie“) zwischen dem Verfassungsprinzip der Religions- und Gewissensfreiheit (Artikel 8) und der andauernden Privilegierung der Katholischen Kirche durch die Aufnahme der Lateranverträge von 1929 in die italienische republikanische Verfassung (Artikel 7), stellt die historische Untersuchung der Reformdebatte über die Novellierung des Konkordates zwischen italienischem Staat und Vatikan in der Zeit von 1948 bis 1984 den Kern des Projekts A13  Politische Moderne und Katholische Kirche in der „ersten Republik“ Italiens: Die politische und kulturelle Debatte um die Novellierung des Konkordates dar.

Ausgangspunkt des Projekts ist die Beobachtung, dass sich in der wissenschaftlichen Rezeption und Aufarbeitung des vierzigjährigen Reformprozesses die meisten (historischen) Studien hauptsächlich auf die institutionelle Dimension der Infragestellung des Konkordates beziehungsweise auf den parlamentarischen und diplomatischen Werdegang der Novellierung konzentrieren. Im Projekt A2-9 wird der Blick daher verstärkt auf die Mesoebene der Gesellschaft gerichtet. Untersucht werden neben den institutionellen politischen Akteuren auch autonome (unter anderem katholische), den Parteien und den kirchlichen Hierarchien gegenüber kritisch eingestellte Gruppierungen. Denn als Protagonisten der Debatte taten sich nicht nur Aktivisten der Partito Radicale, Kommunisten, Sozialisten und Antiklerikale hervor, sondern zudem weite Teile der katholischen demokratischen Öffentlichkeit (ACLI, CISL, FUCI, und die „Gruppierungen des Dissens“). Deren differente und alternative Deutungen des bis 1984 bestehenden Systems der Durchsetzung normativer Vorgaben der Katholischen Kirche, sowie ihre kritische Haltung zur Unabhängigkeit des Staates vom Vatikan sollen in dem Projekt analysiert werden.


Das Projekt ist Teil der Arbeitsplattform E Differenzierung und Entdifferenzierung und der Koordinierten Projektgruppe Sozialformen des Religiösen in der Zweiten Moderne (seit den 1960er Jahren).

Teilprojekt (Monographie): In between Marx and Jesus: The atypical proposal for democracy of the Italian Christian-Left

In the last years of the fascist regime parts of the Italian Catholics came up with proposals for how they could participate directly in a future democracy. These proposals were aimed at overcoming the political marginality that characterized the Catholics since the establishment of the Italian state. One of the most significant suggestions was made by the Vatican when advocating the forming of a united Catholic party, the Democrazia cristiana (DC), which then ruled Italy for half a century. However, there were other religiously oriented political movements that also gained political and intellectual importance within the catholic world. Those movements took a critical stance towards the polarizing positions of the Vatican/DC and the PCI, and hence participated in the debate about post-fascist Italy by handing in their own proposals for democracy and social progress. The most important one of these alternative Christian-oriented political groups was the so-called Christian Left (Sinistra cristiana).


Das Projekt ist Teil der Arbeitsplattform E Differenzierung und Entdifferenzierung und der Koordinierten Projektgruppe Sozialformen des Religiösen in der Zweiten Moderne (seit den 1960er Jahren).