„Den Roten zu schwarz, den Schwarzen zu rot“

Tagung über Walter Dirks im Kontext der deutschen und europäischen Geschichte

Programm der Tagung „Den Roten zu schwarz, den Schwarzen zu rot“

Programm

Mit dem linkskatholischen Publizisten und Intellektuellen Walter Dirks (1901-1991) befasst sich eine Tagung des Exzellenzclusters „Religion und Politik“ in Kooperation mit der Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) und der Gerda-Henkel-Stiftung. „Als präziser Beobachter und scharfzüngiger Zeitgenosse agierte Dirks zwischen den und jenseits der sich rasch etablierenden weltanschaulichen, politischen und religiösen Strömungen in Deutschland“, wie die Veranstalter, die Historiker Prof. Dr. Thomas Großbölting, PD Dr. Klaus Große Kracht und Benedikt Brunner vom Exzellenzcluster sowie Dr. Meik Woyke von der FES in einer Ankündigung der Tagung schreiben. Zeitlebens hätte Dirks für sich in Anspruch genommen, gleichermaßen gläubiger Katholik und überzeugter Sozialist zu sein. Nicht nur in dieser Hinsicht saß Dirks zwischen den Stühlen. „Den Roten zu schwarz und den Schwarzen zu rot“ – so hat er sich selbst einmal beschrieben.

In dieser Außenseiterstellung, die Dirks nur allzu oft auch in den anderen Wirkungsfeldern seines Lebens einnahm, liegt nach Angaben der Veranstalter auch der große Reiz einer historischen Auseinandersetzung mit ihm begründet. Die Versöhnung von Sozialismus und Christentum, ein „dritter Weg“ in einem geeinten Europa zwischen den Blöcken, der Anspruch auf eine Radikalisierung der katholischen Kirche im Sinne der biblischen Botschaft – in diesen und vielen weiteren Facetten habe Walter Dirks in seinem publizistischen und politischen Wirken Themenfelder berührt, die in der politischen Kultur der Bundesrepublik zum Teil zwar diskutiert wurden, aber letztlich keine Realisierung erfuhren. Im „unzeitgemäßen“ Denken und Wirken von Walter Dirks konzentrierten sich daher verschiedene, aufgrund ihrer Erfolglosigkeit heute zumeist vergessene Varianten und Alternativen zur „Erfolgsgeschichte Bundesrepublik“.

Die Tagung soll anhand der Biographie von Walter Dirks Schneisen in die intellektuelle Landschaft Deutschlands und Europas in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts schlagen, vergessene Anstöße aufnehmen und nach den Kontexten seines Wirkens fragen, das in vielerlei Hinsicht quer zum politischen, kulturellen und religiösen Lagerdenken seiner Zeit stand. Sie findet am 24. und 25. April in der Friedrich-Ebert-Stiftung Bonn statt. (exc/bhe)

Tagung „,Den Roten zu schwarz, den Schwarzen zu rot.‘ Walter Dirks im Kontext der deutschen und europäischen Geschichte“, 24. und 25. April 2014
Friedrich-Ebert-Stiftung Bonn
Bonner Haus
Godesberger Allee 149
53175 Bonn

Programm

Donnerstag, 24. April 2014

14:00-14:15 Begrüßung und Einführung in das Tagungsthema Meik Woyke, Thomas Großbölting
14:15-18:00 Sektion I: Die intellektuelle Gründung der Bundesrepublik Moderation: Thomas Großbölting
Keynote: Betrachtungen über die intellektuelle Gründung der Bundesrepublik Alexander Gallus, Chemnitz
Diskussion
Ein Außenseiter? Dirks in der frühen Bundesrepublik Friedrich Kießling, Erlangen
Dirks und die Friedensbewegung Friedhelm Boll, Bonn
Diskussion
18:00 Zeugen des Jahrhunderts. Walter Dirks im Gespräch mit Ingo Hermann (ZDF-Produktion 1981)

Freitag, 25. April 2014

09:30-12:30 Sektion II: Zwischen Religion und Politik. Linkskatholizismus in Deutschland und Europa Moderation: Klaus Große Kracht
Keynote: Der westeuropäische Linkskatholizismus von den 1920ern bis zu den 1970ern Gerd-Rainer Horn, Paris
Diskussion
„Wehrlos vor dem Faschismus“ – Faschismusanalyse und Vergangenheitsbewältigung als Lebensaufgabe Benedikt Brunner, Münster
Dirks und der Christliche Sozialismus in der Bundesrepublik Claudia Hiepel, Duisburg/Essen
Diskussion
13:30-16:30 Sektion III: Ein Europa der Dritten Wege? Moderation: Benedikt Brunner
Keynote: Europa zwischen West und Ost. Deutsche Linksintellektuelle auf der Suche nach dem Dritten Weg Dominik Geppert, Bonn
Diskussion
Europa-Konzepte bei Dirks und Kogon Jens Flemming, Kassel
„Frankreich ist uns in vielem voraus“. Dirks’ Blick in den anderen Westen Klaus Große Kracht, Münster
Abschlussdiskussion