Mit Social Media gegen Kriegsverbrecher?

Vortrag und Diskussion mit Ethnologin Dr. Barbara Meier zur „Kony 2012“-Kampagne

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Dr. Barbara Meier bei einem Gespräch mit dem Ältestenrat in Lagoro

Die umstrittene Internet-Kampagne „Kony 2012“ zur Ergreifung des ugandischen Rebellenchefs Joseph Kony steht im Mittelpunkt eines Vortrags von Ethnologin Dr. Barbara Meier am Mittwoch, 18. April, um 19.30 Uhr. Der Vortrag „'Kony 2012' - Mit Social Media gegen Kriegsverbrecher?“ findet im internationalen Zentrum der Universität Münster, in der „Brücke“, an der Wilmergasse 2 statt. Bei der Veranstaltung handelt es sich um eine Kooperation des Forschungsprojekts D11 „Die Lord's Resistance Army: Gewalt und Christentum in Ostafrika“ des Exzellenzclusters „Religion und Politik“ mit der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV).

Ethnologin Meier warnt vor negativen Folgen der Medien-Kampagne. Die Uganda-Expertin hält den in Netzwerken wie Twitter, Facebook und YouTube millionenfach angeklickten Videoclip für problematisch. Es sei gefährlich, wenn die USA, wie in der Kony-Kampagne der US-Organisation „Invisible Children“ gefordert, in Zentralafrika eingreifen würden. „Bisher haben die Rebellen in Uganda auf jede Militäraktion mit brutalen Rachefeldzügen reagiert“, sagt die Wissenschaftlerin.

„Der Bürgerkrieg im Land ist vorbei“, so Meier. „Die Menschen in Norduganda setzen längst auf friedliche Konfliktlösung und Vergangenheitsbewältigung statt auf Vergeltung.“ Gemeinsam mit Kirchen und Hilfsorganisationen habe sich auch „Invisible Children“ bislang um ein lokal verankertes Verfahren der Konfliktbeilegung bemüht. „In der Internet-Kampagne ist davon keine Rede mehr.“ Kony werde vielmehr als das personifizierte Böse inszeniert.

Der rund 30-minütige Videoclip über Kony und die Gräueltaten seiner „Widerstandsarmee des Herren“ („Lord’s Resistance Army“, LRA) ist Teil einer umstrittenen Kampagne der US-amerikanischen Organisation „Invisible Children“. Der Film unterschlägt nach Ansicht der Wissenschaftlerin die politischen, historischen und religiösen Hintergründe des Konflikts, der schon 1986 begonnen habe. So gebe es, anders als im Film dargestellt, kaum verlässliche Informationen über die LRA. Der Film spreche von 30.000 Kindersoldaten, verschweige aber, dass die Zahl sich auf 25 Jahre seit Bestehen der Widerstandsarmee beziehe. (bhe/vvm)