Geister im Bürgerkrieg

Dokumentarfilm der Ethnologin Dr. Barbara Meier über Uganda feiert Premiere in Münster

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Dr. Barbara Meier beim Gespräch mit einer Gruppe Ältester.

In die unsichtbare Welt der afrikanischen Geister führt ein Film der Ethnologin Dr. Barbara Meier, der am Montag, 10. Mai, um 18 Uhr im Münsteraner Programmkino „Cinema“ Premiere feiert. „Fighting Spirits – Geister (be)kämpfen“ zeigt die Rituale, mit denen die Menschen in Norduganda, die Acholi, nach 24 Jahren Bürgerkrieg wilde Geister bekämpfen und ihre Ahnen um Hilfe bitten. „Letztlich führen die Menschen Tod, Vertreibung und die Traumatisierung der Gesellschaft auf den Einfluss bestimmter Geister zurück“, berichtet Meier.

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Die Ethnologin bespricht mit einer Gesprächspartnerin der Acholi die Kamerabedienung.

Der Film entstand am Exzellenzcluster „Religion und Politik“ der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU). Er ist mit deutschen Untertiteln unterlegt. Die Wissenschaftlerin kommentiert nicht, sondern lässt die Menschen selbst zu Wort kommen. Karten gibt es an der Kinokasse und im Vorverkauf unter 0251/30300.

Mehrere Monate hat Barbara Meier vor Ort im Norden Ugandas geforscht. Die Ethnologin und ihr Kameramann Philipp Offermann sprachen mit Gewaltopfern, Tätern, Priestern und Propheten.  Religion und Politik seien in Norduganda nicht zu trennen, so die Expertin. Dem Krieg der Menschen läge nach Ansicht der befragten Acholi stets eine gestörte Beziehung zur unsichtbaren Welt zugrunde: „Geister haben den Krieg verursacht, sie haben seinen Verlauf beeinflusst, und sie spielen eine entscheidende Rolle bei seiner Überwindung.“


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Dr. Barbara Meier

In den religiösen Vorstellungen der Acholi vermischen sich laut Meier der Glaube an Ahnengeister, Christentum und Islam. Im Film wird der Konflikt aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet. Zu Wort kommen auch ein ehemaliger Rebel der „Lord´s Resistance Army“ („Widerstandsarmee des Herrn“) und der Vater der ehemaligen Anführerin der „Holy Spirit’s Mobile Forces“ („Mobilen Streitkräfte des Heiligen Geistes“), der sich als Medium Gottes betrachtet. Wie im Film berichtet wird, sind die Rebellen davon überzeugt, dass Geister sie unverwundbar machen können. Steine können ihren Erfahrungen zufolge im Kampf zu Granaten werden und Stöcke zu Raketen.

Der Film zeigt aber auch, wie die Menschen in Norduganda mit Hilfe der unsichtbaren auch die sichtbare Welt wieder ins Lot  bringen. „Inzwischen werden Versöhnungsrituale von der ugandischen Regierung, den internationalen Hilfsorganisationen und Nichtregierungsorganisationen als publikumswirksame Symbole des Friedens inszeniert“, sagt die Ethnologin. Allerdings bleibe abzuwarten, ob eine derartige Instrumentalisierung von Ritualen in der Praxis funktioniere oder ob von diesen traditionellen Verfahren der Konfliktbeilegung angesichts der in 24 Kriegsjahren erlittenen Gewalt nicht zu viel erwartet werde. (arn)

Fighting Spirits – Geister (be)kämpfen • Deutschland/Uganda 2010 • Regie und Drehbuch: Barbara Meier • Kamera, Ton und Schnitt: Philipp Offermann • Musik: Philips Ogwang Clipper, Sabina Lawiro, Mathew Watmon, Odida • Übersetzungen für die Untertitel: Kinyera Paddy Banya • digitale Projektion • Original mit Untertiteln • 51 Minuten