
Janita Tönnissen
Es gibt wohl kaum eine andere Zeit im Leben, in der Ideen so sprudeln und Neugierden entdeckt werden, wie im Studium. Zudem lernt man ständig neue spannende Leute kennen, die inspirieren. Glücklich kann sich schätzen, wer schon während des Studiums eine Berufsperspektive entwickelt, also irgendwo einen Fuß in die Tür bekommt. Oder aber gleich das eigene Interesse, den eigenen Studienschwerpunkt zum Job macht?
Wer in die Selbstständigkeit will, findet in der hiesigen Alma Mater den Weg dahin. "Arbeitsstelle Forschungstransfer" – kurz AFO – ist das Zentrum an der Universität Münster in Sachen Ideen, erfolgreiche Geschäftskonzepte, Patentanmeldung & Co. Hier werden Ideen gebündelt und weiterentwickelt, steinige Gründungswege geebnet, Förderanträge gestellt, Patentanmeldungen professionell betreut und Beratungen auf allen Gebieten angeboten.
Für alle Belange der Existenzgründung steht Janita Tönnissen (32) bereit. Die AFO-Gründungsberaterin und Patentreferentin kennt die Probleme der jungen Leute: "Was bei einem unkonventionellen Einfall für ein Unternehmen zunächst oft fehlt, ist die Sichtweise des möglichen Kunden. Die muss man sich aber klarmachen, um das Marktpotenzial einschätzen zu können." Also heißt es im Beratungsgespräch zunächst einfach nur: "Überzeug‘ mich mit deiner Idee!"
In einer Umfrage gaben Studierende jüngst an, dass ihnen bei der Unterstützung einer Ausgründung am Wichtigsten ist: Räume, Labore, Gerätschaften standen ganz weit vorn. Auch diese Hilfe kann die AFO bieten, dank enger Kontakte zu Fachbereichen und Professoren.
Das seit der AFO-Gründung Mitte der 1980er Jahre stetig gewachsene und heute 25 Mitarbeiter starke Team ist über die internen Aufgaben für die Uni hinaus ein "Sensor" der Hochschule nach außen oder eine Schnittstelle zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft. So beschreibt Leiter Dr. Wilhelm Bauhus die Arbeit des Teams mit dem Ziel, Wirtschaft und Gesellschaft aufmerksam zu machen auf die Kreativität, die Forschung und das Know-how der Wissenschaftler. Welche Bedeutung Forschungs- und Wissenstransfer für Universitäten mittlerweile haben, zeigt das Engagement vieler anderer Hochschulen. Mal gibt es "Gründungsbüros", einen "Innovationsinkubator" oder "Transferstellen", anderswo heißen die Ausgründungsantreiber "Spin-off-Manager" oder "Ideen-Scouts". Wilhelm Bauhus spricht von einem immens wichtigem Standortfaktor von Forschungstransfer: "Was die Uni an Wissen, Forschung und Dienstleistungen in die Region, also das Münsterland, gibt, bekommt sie zurück, meist sogar vervielfacht." Für Außenstehende, vor allem den regionalen Mittelstand, hat die AFO spezielle Angebote: Bei der Suche zum Beispiel nach neuen Entwicklungen vermittelt sie Ansprechpartner in der Universität. Auch bei konkreten Frage- und Problemstellungen in der Firma weiß die AFO weiter. "Unsere Ideen-Minings bieten kreative Lösungsansätze oder schaffen Neues für Werbung, Verkauf und Produkte."
Gewappnet für Neues ist Münsters Uni allemal, denn beim Stichwort Kreativität spricht das AFO-Team für sich. "Rund 25 Leute in einem internationalen Team aus den unterschiedlichen Fachbereichen, Naturwissenschaft wie Geisteswissenschaft. Diese Vielfalt fachlicher Expertise ist unverzichtbar für unsere Aufgaben", sagt Wilhelm Bauhus, selbst Geologe. "Um ungeschliffene Diamanten zu entdecken, darf man keine Ideen im Kopf abschneiden. Man braucht Querdenker und mehrdimensionale Arbeitsweisen."
Juliane Albrecht