
Wei Wei und ihr Sohn Juan Lin.
Foto: Peter Sauer
Wei Wei ist 27 Jahre alt und studiert Kommunikationswissenschaften in Münster. Im Moment schreibt sie an ihrer Magisterarbeit. Sohn Juan Lin ist drei Jahre alt. Wie sie ihr Leben als alleinerziehende Mutter und Studentin meistert und welche Zeiten besonders hart waren, berichtet sie hier:
Um mich finanziell über Wasser zu halten, habe ich längere Zeit als Chinesisch-Lehrerin und abends im Service eines Kinos gejobbt. An vielen Wochenenden war ich erst zwischen zwei und vier Uhr im Bett. Aber auch in der Woche bekam ich wenig Schlaf. Mein Sohn Juan Lin schlief nicht immer durch. Deswegen hatte ich nicht immer Ruhe zum Lernen. Manchmal konnte ich vor Zukunftsängsten und Sorgen nicht einschlafen. Der Stress war groß, am nächsten Tag war ich sehr müde.
Ich konnte im ersten Jahr mit Kind pro Semester nur zwei Seminare besuchen und so nur zwei Scheine machen, weil ich keine Zeit und keine Betreuungsmöglichkeit für meinen Sohn hatte. Als Juan Lin zwei Jahre alt war, bekam er einen Kitaplatz. Das war einerseits eine große Hilfe. Andererseits machten mir die Kita-Mitarbeiterinnen ein schlechtes Gewissen, wenn sie fragten, ob ich meinen Sohn nicht früher abholen könnte. Dabei musste ich nach meinem Nachmittagsseminar schon kräftig in die Pedale treten, um nass geschwitzt pünktlich dort zu sein.
Wenn mein Sohn krank war, musste ich meine Arbeit unterbrechen und ihn von der Kita abholen. Die Kitas des Studentenwerks sind zu weit weg, da ich nur ein Rad besitze. Betreuungsräume in Hörsaalgebäuden wären ideal, etwa am Bispinghof oder im Fürstenberghaus. Auch die Appartments für Alleinerziehende sind zu weit entfernt von meinen Unigebäuden. Schlecht ist zudem, dass die Betreuungs- und Seminarzeiten manchmal nicht miteinander vereinbar sind. Es ist sehr schade, interessante Seminare am Abend nicht besuchen zu können, weil man ein Kind hat. In dieser Zeit gehe ich mit Juan Lin einkaufen oder spielen und koche jeden Tag frisch.
Mein Körper hat irgendwann gesagt: Diese Mehrfachbelastung halte ich nicht mehr aus. Ich war immer krank, hatte Kopf- und Rückenschmerzen. Ich konnte diese Lasten nicht mehr schultern. Doch es gibt auch positive Zeichen. So halfen mir die Mitarbeiter des Gleichstellungsbüros und der Studienberatung sehr. Das Projekt "Madame Courage" unterstützt mich in meiner Examensphase finanziell: eine Erleichterung, nebenher nicht mehr arbeiten zu müssen! Juan Lin und ich haben jetzt weniger Sorgen.