Praeparatoren  Ausbilder und Azubis

Hand in Hand: Die drei Azubis Vera Scheipers, Ursina Bachmann und Manuel Pauser (v.l.) entformen mit Ausbildungsleiter Gerd Schreiber  (r.) am Institut für Geologie und Paläontologie der WWU einen Ammoniten.
© Peter Sauer

Im Physiklabor herrscht helle Aufregung. Mitten in einer wichtigen Messung funktioniert ein Spiegelhalter nicht mehr. Das Gewinde "frisst" sich durch. Ein zweiter Halter steht nicht zur Verfügung. Das ist ein Fall für die Feinmechanik-Werkstatt im Physikalischen Institut der WWU. Deren Leiter Walter Spiekermann überlässt diesen Notfall getrost Azubi Lukas Blinkberndt (Foto). Der 18-Jährige weiß Bescheid. Er schneidet ein neues Gewinde genau auf Maß in den Spiegelhalter.

Die Physiker atmen auf. Ihrer Messung steht nun nichts mehr im Wege. Genau das ist es, was Azubi Lukas Blinkberndt an dem Job des Feinmechanikers reizt: Diese Herausforderung, immer was Neues machen zu können und damit dann anderen eine Freude zu bereiten, ist klasse." Auch die Vielfalt der Materialien von Alu über Messing bis Bronze und Edelstahl spricht ihn an. An den typischen Geruch von Kühlschmierstoffen hat er sich schnell gewöhnt. Ohne Schutzbrille geht gar nichts. Lukas Blinkberndt wollte schon als Kind wissen, was sein Opa immer an der Drehbank machte. Der war Schlosser. Bei der Berufswahl war für Lukas Blinkberndt klar: "Ich wollte nicht als ‘Aktenordner-Pupser’ in irgendeinem Bürosessel arbeiten."

Alles andere als eintönig ist auch die Arbeit der drei Präparatoren-Azubis am Institut für Geologie und Paläontologie. Gemeinsam öffnen sie mit ihrem Ausbilder Gerd Schreiber die Silikonform eines Ammoniten-Abgusses. Der ausgestorbene Tintenfisch ist rund 160 Millionen Jahre alt. Bei der Abguss-Technik ist Fingerspitzengefühl gefragt. Ursina Bachmann ist extra aus dem schweizerischen Aargau nach Münster gezogen, da es in ihrer Heimat die Präparatoren-Ausbildung nicht gibt. "Es hat sich gelohnt. An der WWU gibt es einen großen Praxisbezug und tollen Teamgeist."

Nebenan drückt Azubikollegin Vera Scheipers mit ausgestreckten Armen eine Gesteinsprobe immer wieder aufs Neue gegen das diamantenbesetzte Sägeblatt der Gesteinssäge. Das belastet sehr die Oberarmmuskeln. Die Augen müssen vor umherfliegenden Splittern geschützt werden. Vera Scheipers darf auch nicht zu viel weg sägen. Es ist laut, sehr laut. Sie trägt Ohrenschützer wie auf dem Bau. Danach schleift sie den gesägten, faustgroßen Gesteinsbrocken, bis er dünner als ein Blatt Papier ist. Bis dahin muss Vera Scheipers geduldig sein. Erst bei einer Dicke von 25 tausendstel Millimeter kann sie die Probe unter dem Durchlichtmikroskop analysieren. Vera kann das Alter des Gesteins bestimmen oder die Zusammensetzung der Mineralien.

Feinmechanikerazubi

Lukas Blinkberndt arbeitet als Azubi in der Feinmechanischen Werkstatt des Physikalischen Instituts.

© Peter Sauer

Ein Präparator beschäftigt sich aber auch mit der Gestaltung von Ausstellungen wie auch Auszubildender Manuel Pauser. Er präpariert mit einem Druckluftstichel einen Dreilappkrebs. Den hat er selbst im freien Gelände gefunden. Der Krebs aus der Eifel ist 400 Millionen Jahre alt. Was der 25-Jährige außer dem Stichel noch braucht, ist eine ruhige Hand und jede Menge Geduld. Ausbildungskollegin Ursina Bachmann schaut sich im Geomuseum das Steppenmammut genauer an. Die Schweizerin registriert, was alles ausgebessert werden muss, damit das Mammut wieder "ausstellungsfein" ist. Apropos fein. Ausbilder Gerd Schreiber freut sich über jeden Azubi, fast jeden. "Was nicht geht, ist, wenn manche Auszubildende Angst hat, dass ihr Nagellack Schaden nehmen könnte."

Damit hat die 25-jährige Carina Bücker in der feinmechanischen Werkstatt keine Probleme. Sie arbeitet mit Verve an einem speziellen Drehknopf, fräst und bohrt. Dabei ist räumliches Vorstellungsvermögen sehr wichtig. Das testen die Ausbilder schon beim Vorstellungsgespräch der potentiellen Azubis. Als Carina den Drehknopf fertig hat, greift Werkstattleiter Walter Spiekermann zum Maßschieber und überprüft ihre Arbeit. "Die Bohrung und der Sechskant passen genau."

"Wenn ich zuhause mal was brauche, fahre ich nicht direkt in den Baumarkt."

Das erzeugt Glücksgefühle bei Carina Bücker. "Die Arbeit als Feinmechaniker ist klasse, weil ich jeden Tag sehe, was ich mit meinen Händen machen kann." Sie lernt, aus einem rohen Stück Metall ein funktionierendes Teil herzustellen, wie Bauteile für Maschinen oder Linsen, Stanzwerkzeuge und Stahlformen. Nur das Aufräumen der Werkstatt macht sie nicht so gerne.

Das übernimmt dann eher Lukas Blinkberndt. Er will später Maschinenbau studieren. Carina Bücker schwärmt auch nach Feierabend für den Job der Feinmechanikerin. "Wenn ich zuhause mal was brauche, dann fahre ich nicht sofort in den Baumarkt. Ich mache es mir selbst, baue mir einen Haken oder Stangen für den Sonnenschutz auf meinem Balkon."

Peter Sauer