Dual-career am Mathematischen Institut das Ehepaar Surulescu

Karriere hoch zwei macht das Ehepaar Surulescu an der Universität Münster. Beide arbeiten dank des Dual-Career-Service am Mathematischen Institut.  

© Peter Grewer

Es muss im Spätsommer des vergangenen Jahres gewesen sein, als Prof. Christina Surulescu ihrem Mann über ein Angebot der Universität Münster berichtete, von dem Dr. Nicolae Surulescu nie zuvor etwas gehört hatte: Dual Career. Auch Christina Surulescu wusste anfangs nicht wirklich, was sich konkret hinter dem Begriff der "Doppelten Karriere" verbarg, auf den die Rektorin sie während ihrer Berufungsverhandlungen über eine Junior-Professur am Mathematischen Institut aufmerksam gemacht hatte. Aber das deutsch-rumänische Paar beherzigte den Tipp der Rektorin und wandte sich kurz darauf an Gaby Wolter, Dezernat 3.16 der Universität. "Es war unglaublich", sagt der 41-jährige Mathematiker heute. "Ich bin sehr positiv überrascht, weil Frau Wolter mir in vielerlei Hinsicht sehr geholfen hat."

Mit einem Hinweis auf mögliche Sprachkurse beispielsweise, mit einer Kontaktvermittlung zu mehreren Banken beziehungsweise Versicherungen und mit der Bitte um Unterstützung im Fachbereich Betriebswirtschaft – Gaby Wolter zog tatsächlich (fast) alle Register, die ihr zur Verfügung stehen. Mit Erfolg: Nicolae Surulescu arbeitet derzeit auf einer befristeten Stelle im Mathematischen Institut und ist optimistisch, im Anschluss daran von einer Bank in Düsseldorf dauerhaft verpflichtet zu werden.

Gaby Wolter, Dual-Career-Service

Gaby Wolter

© Peter Grewer

Seit August 2009 ist Gaby Wolter die entscheidende Ansprechpartnerin für alle WWU-Neulinge, die an einer beruflichen Perspektive "hoch zwei" interessiert sind. Für alle Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler also, deren Ehe- oder Lebenspartner ebenfalls an der Universität oder überhaupt in Münster arbeiten wollen. Gaby Wolter schnürt individuelle "Care-Pakete" für all diejenigen, die sagen: nicht ohne meinen Partner. Die Zahl der Interessenten steigt stetig. "Mittlerweile ist unser Angebot in etwa jeder zweiten Berufungsverhandlung ein Thema", berichtet sie.

Nicht alles, aber vieles ist möglich. Gaby Wolter vermittelt Fortbildungen, Bewerbungstrainings und Sprachkurse, stellt Kontakte zu Firmen oder zur Forschungsförderung der WWU her, sichtet Bewerbungsmappen und nennt die richtigen Ansprechpartner für die Suche nach einer Wohnung oder einem Kita-Platz. Oder sie bittet die Leiterin des WWU-Servicebüros Familie, Iris Oji, um Unterstützung. "Wir geben keine Garantie für einen Arbeitsplatz ab", betont sie. "Aber wir unterstützen die Partner nach Kräften. Wir verstehen uns vor allem als Berater."

Dual-Career-Angebote sind mittlerweile an vielen deutschen Hochschulen ein fester Bestandteil. Im Juni 2010 hat sich das "Dual Career Netzwerk Deutschland" gegründet. Die Universität Münster zählt zu den Gründungsmitgliedern, derzeit tauschen sich deutschlandweit 30 Hochschulen untereinander aus. Die Ziele bestehen vor allem darin, bundesweite Qualitätsstandards zu entwickeln, voneinander zu lernen und letztlich gemeinsam dazu beizutragen, den Wissenschaftsstandort Deutschland international zu profilieren. Den Hochschulen ist ebenfalls an einem Maximum an Transparenz gelegen, um etwaigen Gerüchten über eine mögliche Vetternwirtschaft zu begegnen. "Wir haben ein professionelles Vorgehen etabliert, was Bewerbern nicht erspart, die üblichen Regularien eines Bewerbungsverfahrens zu durchlaufen", betont Kerstin Dübner-Gee, die das Dual-Career-Büro an der Technischen Universität München leitet. "Wir haben lediglich den Vorteil, in ein großes Netzwerk eingebunden zu sein und einen Informationsvorsprung über offene Stellen zu haben."


"Wenn zwei Menschen in einer Stadt einen Arbeitsplatz gefunden haben, spricht vieles dafür, dass sie langfristig bleiben."

Auch Gaby Wolter weiß längst, wen sie ansprechen muss, bei wem sie Gehör findet. 53 „Fälle“ hat sie in den vergangenen anderthalb Jahren betreut, die Zahl der aktuellen Anfragen liegt bei 16. Mal folgt sie ihm, mal folgt er seiner Frau, ein anderes Mal folgt er seinem Partner oder sie ihrer Partnerin – Gaby Wolter ist mit allen Konstellationen vertraut. Der häufigste Fall ist allerdings der folgende: Er hat die Berufung in der Tasche, sie sucht eine Teilzeitstelle – „gerne etwas Sicheres“ – und bittet gleichzeitig um Unterstützung bei der Kita-Suche oder Schul-Auswahl. Um ihr Angebot erweitern zu können, plant Gaby Wolter eine Veranstaltung, bei der sie möglichst viele Unternehmen und Institutionen aus dem Münsterland auf den Dual-Career-Service aufmerksam machen und den Firmen die Chancen aufzeigen will, die sich ihnen mit dem Angebot meist hochqualifizierter und flexibler Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bieten.

Wer Spitzenkräfte gewinnen und halten will, muss an die jeweilige Familie denken: Mittlerweile haben auch Firmen die Vorteile dieser Taktik verinnerlicht. Bosch wirbt beispielsweise mit einer familienfreundlichen Personalpolitik, im Rheinland haben sich Hochschulen, Unternehmen und andere Organisationen ebenso zu einem "Dual Career Netzwerk" zusammengeschlossen wie in der "Metropolregion Rhein-Neckar GmbH". Sie alle haben ähnliche strategische Erwartungen an ihre Programme. "Dieser Service ist das ideale Personal-Gewinnungsprogramm", betont WWU-Rektorin Prof. Dr. Ursula Nelles. "Denn wenn gleich zwei Menschen in derselben Stadt einen Arbeitsplatz gefunden haben, spricht vieles dafür, dass sie langfristig bleiben."
   Norbert Robers