Prorektorin Dr. Marianne Ravenstein

Prorektorin Dr. Marianne Ravenstein

Die Zusage des Bundesministeriums für Bildung und Forschung ist – wie üblich – knapp und sachlich gehalten: "Ihr Konzept wurde positiv begutachtet und ist zur Förderung vorgesehen." Ein kurzer Satz, der für die Westfälische Wilhelms-Universität (WWU) Münster allerdings von erheblicher Bedeutung ist – speziell für die Lehrenden und Studierenden. Denn das Ministerium bestätigte damit gleichzeitig, dass es die "Qualitätsinitiative Lehre und Studium – wissen.lehren.lernen" der Universität  bis zum Jahr 2016 mit rund 29,9 Millionen Euro unterstützen wird. Mit dieser Fördersumme, die möglicherweise noch um maximal sieben Prozent gekürzt wird, steht die WWU bundesweit an der Spitze. "Ich freue mich über den großen Erfolg bei diesem Wettbewerb. Mit den Fördermitteln können wir die Bedeutung exzellenter Lehre für das Profil der Universität Münster weiter stärken", betont Dr. Marianne Ravenstein, Prorektorin für Lehre, Studienreform und studentische Angelegenheiten.

Die Initialzündung für den Geldsegen ging 2008 vom Wissenschaftsrat aus – einem 1957 gegründeten Gremium, das die Bundesregierung in allen wissenschaftspolitischen Fragen berät. Der Wissenschaftsrat hatte seinerzeit "dringend" angemahnt, sich nicht nur auf die Forschungsleistungen an den Hochschulen zu fokussieren, sondern gleichermaßen die Qualität von Lehre und Studium weiterzuentwickeln. Gut zwei Jahre später präsentierte Bundesforschungsministerin Annette Schavan die entsprechende Reaktion: den rund zwei Milliarden Euro umfassenden "Qualitätspakt Lehre" von Bund und Ländern, der bis 2020 reicht und das Pendant zur (Forschungs-) Exzellenzinitiative des Bundes darstellt. In der vergangenen Woche gab die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz schließlich die Ergebnisse der universitären Antragsflut bekannt: Bund und Länder fördern demnach in der ersten Phase bis 2016 über den Lehr-Pakt 111 Hochschulen, darunter 52 Universitäten. "Das Programm ist in diesem Umfang einzigartig", betont Marianne Ravenstein.

Im Zentrum aller Anstrengungen wird allerorten die Verbesserung der Betreuungsrelation zwischen dem wissenschaftlichen Personal und den Studierenden stehen. An der Universität Münster liegt das Verhältnis derzeit bei durchschnittlich 1:28,1. Allerdings gibt es WWU-weit sehr große Unterschiede. So gibt es Fächer, in denen ein Professor oder wissenschaftlicher Mitarbeiter rechnerisch 67,7 Studierende betreut, in anderen Fächern liegt das Verhältnis bei 1:11. Mit den Förder-Millionen werde man sich daher vor allem darum bemühen, kündigt Prorektorin Marianne Ravenstein an, möglichst schnell und flächendeckend "eine bedarfsgerechte und lehrorientierte Personalstruktur" aufzubauen.

Das entspricht auch dem Willen von Bund und Ländern, die ebenfalls die Förderlinie 1 – "Verbesserung der Personalausstattung" – zu ihrem Hauptanliegen erklärt haben. Mit rund 23 der insgesamt 29 Millionen Euro will die WWU zahlreiche neue Lehrkräfte einstellen und so eine "Individualisierung" und "Bereicherung" des Lehr- und Lernangebots erreichen. Vorrangige Ziele sind es, die durchschnittlichen Teilnehmerzahlen zu senken, besonders stark frequentierte Vorlesungen und Übungen mehrfach anzubieten und die thematische Vielfalt durch Mehrfachangebote zu erweitern.

Parallel dazu wird die WWU ein "Zentrum für Hochschullehre" (ZHL) mit mehreren Mitarbeitern aufbauen. Investitionsvolumen: rund 3,5 Millionen Euro. Das ZHL soll sich zu einem "Teach-Tank" entwickeln, zu einer Einrichtung also, in der alle Lehrenden die Möglichkeit haben, sich weiter zu qualifizieren – individuell und in der Gruppe. Das ZHL will einerseits den Lehrenden der WWU konkrete Angebote unterbreiten, etwa Weiterbildungsveranstaltungen und Workshops. Andererseits sind die Lehrenden aufgerufen, ihre Erfahrungen, Lehr-Ideen und -Initiativen einzubringen, von denen alle Wissenschaftler profitieren sollen.


"Wir wollen eine neue und dauerhafte Lehr- und Lern-Kultur etablieren."
Von der Förderlinie 3 – "Optimierung der Studienbedingungen: Studieneingangsphase und Praxisbezug" – sollen wiederum die Studierenden direkt profitieren. Und zwar gleich zu Beginn ihres Studiums: durch Vorbereitungskurse vor allem in den mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächern, durch studienbegleitende Repetitorien, durch persönliche Unterstützung von Mentoren aus höheren Semestern sowie durch eine individuelle Beratung und Unternehmsexkursionen.

Alles in allem ein Rund-um-Paket, das den Anspruch der WWU unterstreicht. "Wir wollen eine neue und dauerhafte Lehr- und Lern-Kultur etablieren", betont Marianne Ravenstein. "Unser Ziel ist eine exzellente Lehrqualität."    

Norbert Robers