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Das Projekt ist eine große Chance

Prof. Lydia Sorokin über die Zellforschung im Cluster

Die Träger der Exzellenzinitiative haben die WWU aufgefordert, die Projektskizze zum geplanten Exzellenzcluster „Cells in Motion“ (CiM) zu einem Vollantrag auszuarbeiten. Petra Conradi befragte die Sprecherin, Prof. Lydia Sorokin.


Frau Prof. Sorokin, wie ging es Ihnen kurz vor der Bekanntgabe des Ergebnisses?


Wl 1102 Sorokin

Mein Mann und ich hielten uns gerade in Australien auf. Wir waren etwas angespannt, aber ziemlich optimistisch, dass unser Vorantrag erfolgreich sein würde. Natürlich haben wir uns riesig gefreut.

Was genau untersuchen die Forscher des Clusters?

Uns geht es um das dynamische Zusammenspiel von bestimmten Zelltypen. Die Interaktion von Zellen des Gefäßsystems mit Immunzellen wird in Münster schon seit vielen Jahren in Sonderforschungsbereichen untersucht. Das Max-Planck-Institut hat die Stammzellforschung mit eingebracht. Jüngst wurde dazu die Forschung an neuronalen Zellen durch die Berufung mehrerer Experten intensiviert.

Welche Rolle spielt die Bildgebung bei der Zellforschung?

Die Methoden der Visualisierung sind bei Zellbiologen und Medizinern sehr unterschiedlich. Wir Zellbiologen benutzen mikroskopische Verfahren, mit denen wir zum Beispiel auch einzelne Moleküle auf einer Zelloberfläche untersuchen können. Die diagnostische Bildgebung in der Medizin schaut mit Tomographen in den Körper hinein, aber natürlich nicht bis in die einzelnen Zellen. Wir möchten die Lücke zwischen diesen unterschiedlichen Verfahren schließen und die Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung in kürzerer Zeit für die klinische Forschung und die Patienten verfügbar machen.

Welchen Krankheiten sind sie dabei bereits auf der Spur?

Unser Modell einer entzündlichen Erkrankung ist die Multiple Sklerose. So ist es uns kürzlich gelungen, bestimmte auslösende Moleküle im Körper einer MS-Patientin nachzuweisen. Ein anderes Thema ist der Schlaganfall. Wir möchten herausfinden, wie sich die Gehirnzellen wieder regenerieren. Ein Beispiel aus der Stammzellforschung ist die Neubildung von Knochenmark nach einer Stammzelltransplantation.

Inwiefern werden auch die Studierenden von dem Cluster profitieren?

Wir arbeiten an einem Curriculum für einen sechssemestrigen „Master in Experimental Medicine“, der nach Anfertigung einer „Master Thesis“ zu einem experimentellen Thema mit dem „Medical Doctor“, einem MD, abschließt. Darauf aufbauend wird es das „Philosophical Doctorate“ geben. Dieses Forschungsstudium dauert ebenfalls drei Jahre und verläuft parallel zur Facharztausbildung. Mit den neuen Abschlüssen werden die Absolventen aus Münster international wettbewerbsfähiger sein.

Trotz der vielen Arbeit sind Sie weiterhin mit Begeisterung dabei …

Ja, das Projekt ist nicht nur für die WWU eine große Chance. Auch für uns Wissenschaftler wäre es grandios, wenn wir als Exzellenzcluster die Zellforschung ein großes Stück voranbringen könnten.