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Universität diskutiert Zukunftskonzept

Strategieforum 2011: Rektorat ruft Mitglieder der WWU zum Mitdenken auf
Wl 1101 Gleise Pc

Wohin geht der Weg für die Universität Münster ?

Foto: *princessa*/photocase.com

Die Diskussionen im Rahmen des uniweiten "Strategieforums 2011" am 11. Februar dürften lebhaft und kontrovers verlaufen. Die künftige Ausrichtung und Positionierung der WWU ist vielen Mitgliedern der Universität ein wichtiges Anliegen, wie die Zahl der Anmeldungen und die Qualität der Beiträge in den eigens eingerichteten Online-Diskussionsforen belegen. „Wir möchten die künftige Strategie der Universität nicht im stillen Kämmerlein entwickeln sondern gemeinsam mit allen Betroffenen in einem transparenten und offenen Prozess“, erklärt Rektorin Prof. Dr. Ursula Nelles die Motivation des Rektorats, das Ausrichter des Forums im Schloss ist.

Wie berichtet hat das Rektorat im Rahmen der sogenannten Exzellenzinitiative den Entwurf eines Zukunftskonzepts vorgelegt. Unabhängig davon, ob das Konzept am Ende des Hochschul-Wettbewerbs auf dem Siegertreppchen landet, will das Rektorat es zur Grundlage der künftigen Entwicklung der WWU machen. Es trägt den Titel "Gelenkte Evolution", im englischen "Directed Evolution". Ein Begriff, der in der Biotechnologie ein verbreitetes Verfahren zur Optimierung und Veränderung von Proteinen, Enzymen und Nukleinsäuren auf evolutionärem Weg bezeichnet. Das Rektorat macht in der Kurzbeschreibung seines Konzeptes deutlich, wie es dieses Verfahren auf die WWU übertragen will: "Evolution beruht auf Selbstorganisation, deren Ergebnis zwar offen, aber prinzipiell auf Optimierung gerichtet ist. Das geschieht durch Variation, Rekombination und Selektion. In sozialen Organismen wird die Richtung durch Leitbild, Visionen und Ziele erzeugt, die die Entwicklung lenken. Optimal an den Zielen der WWU ausgerichtete Varianten werden durch Maßnahmen des Rektorats gezielt bevorzugt, während schlecht oder nicht angepasste Varianten beschnitten werden."

Eine klare Aussage, die neben Zustimmung auch für Reibung sorgt und in den Online-Foren durchaus hinterfragt wird: „Wenn ich evolutionäre Prozesse […] richtig verstehe, dann wird die Weiterentwicklung häufig gerade nicht durch ordentliche Administration, sondern durch chaotische Vorgänge an den […] Rändern hervorgerufen“, warnt der Verfasser eines Diskussionsbeitrags vor einer zu starken Lenkung durch das Rektorat. Ein weiterer Beitrag fragt, ob der Fachbegriff ‚Gelenkte Evolution‘ in der Außendarstellung nicht missverstanden werden könne. Bei aller kritischen Auseinandersetzung im Detail stößt die Initiative des Rektorats im Grundsatz auf Zustimmung. Es sei gut, das Zukunftskonzept gemeinsam zu entwickeln und es sei gut, dass das Rektorat die Universität auf gemeinsame Ziele verpflichten möchte.

In den Beiträgen, die sich mit konkreten Problemstellungen an der Universität befassen, wird der Wunsch nach konkreten und schnell umzusetzenden Maßnahmen deutlich. Um den wissenschaftlichen Nachwuchs auch hochschuldidaktisch auszubilden solle beispielsweise über ein Zertifikat zur Weiterqualifizierung im Bereich der universitären Lehre nachgedacht werden. Die Universität solle zentrale hochschuldidaktische Angebote aufbauen, "in denen sich Promovenden wissenschaftlich mit Lehre befassen können". Unter der Überschrift "Jede Spitze braucht eine tragfähige Basis" mahnt eine Mitarbeiterin, bei der Ausformulierung von Zielsetzungen die Förderung der Basis einschließlich der weiteren Mitarbeiter in Verwaltung, Laboratorien, Werkstätten und Bibliotheken nicht zu vergessen.

Das Strategieforum am 11. Februar befasst sich in Workshops mit den Themen Internationalisierung, forschungsorientierte Lehre, Selbstorganisation, wissenschaftlicher Nachwuchs, Wissensmanagement und Selbstoptimierung. Ziel der moderierten Workshops ist es, konkrete Maßnahmenvorschläge zu entwickeln, die unmittelbar in das Zukunftskonzept eingearbeitet werden können. Die Ergebnisse werden in einem Abschlussplenum zusammengetragen und im Anschluss im Webangebot der Universität veröffentlicht.

Peter Wichmann

www.uni-muenster.de/excellence