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"Wir planen unsere Zukunft gemeinsam"

Start des Stipendienprogramms „ProTalent“: Mit Lutz Stroetmann, Siggi Spiegelburg, Wolfgang Hölker und Titus Dittmann unterstützen prominente Förderer die Initiative

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Sie machen gemeinsame Sache: Jana Werring und Lutz Stroetmann, Großhändler | Matthias Nienaber und Titus Dittmann, Skateboard-Pionier | Liebgard Seitzer mit Siggi Spiegelburg und Wolfgang Hölker, Verleger-Ehepaar (von links nach rechts) 

Fotos: Markus Hauschild


Als Bundesbildungsministerin Annette Schavan vor einigen Tagen den Startschuss für das Deutschland-Stipendium gab, legte sie Wert auf die Feststellung, dass die Hochschulen bei der Umsetzung und Ausgestaltung des Programms eine "zentrale Rolle" spielen sollen. Die Universitäten seien gefordert, betonte die CDU-Politikerin in Berlin, ihren individuellen "Weg für eine gewinnbringende Partnerschaft vor Ort zu finden".

Die Botschaft der Berliner Ressortchefin ist klar: Die Bundesregierung ist bereit, das Geld liegt bereit, aber jetzt liegt der Ball im Feld der Universitäten, deren Fantasie und Kreativität gefragt sind. Diese Botschaft hat die Verantwortlichen der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) Münster allerdings kaum überrascht. Im Gegenteil, die WWU hat bereits den entscheidenden Schritt getan: Mit Unterstützung prominenter Förderer hat die Universität Münster als eine der ersten deutschen Hochschulen ein eigenes Stipendienprogramm entworfen.

"ProTalent" heißt die Initiative der Stabsstelle Universitätsförderung, mit der die Universität Münster zwei wesentliche Ziele verfolgt: herausragende Studierende fördern und damit gleichzeitig die Spitzenkräfte von morgen mit interessanten Förderern und Unternehmen zusammenbringen. Und was haben die Studierenden konkret davon? "Ich habe dadurch die Möglichkeit, ein Auslandssemester einzuplanen", berichtet beispielweise der 23-jährige Stipendiat Matthias Nienaber, der seit April 2009 an der WWU Betriebswirtschaftslehre studiert. "Um mir für später alle beruflichen Möglichkeiten offen zu halten, studiere ich zwei Master-Studiengänge parallel. Das Stipendienprogramm hilft mir dabei, dass ich mich voll und ganz auf mein Studium konzentrieren kann", hebt Liebgard Seitzer hervor.

"Ich habe durch das Programm die Möglichkeit, ein Auslandssemester einzuplanen"

"Weil wir Querdenker brauchen, um unsere Gesellschaft voran zu bringen" – "Weil wir für unser Unternehmen die besten Köpfe in Münster brauchen" – "Weil ich Münster und unsere Region stärken will": Der Unternehmer Titus Dittmann, das Verleger-Ehepaar Siggi Spiegelburg und Wolfgang Hölker sowie Großhändler Lutz Stroetmann haben gute Gründe für ihren Einsatz, der Schule machen soll. Und sie geben mit ihrem Engagement die Richtung der Kampagne vor, mit der die WWU weitere Stipendien-Geber gewinnen will. Weil es sich lohnt. Für beide Seiten, für die Studierenden und für die Förderer.

Und so funktioniert "ProTalent":

1. Das Besondere ist, dass der Staat privates Engagement belohnt. Sofern ein privater Förderer bereit ist, 150 Euro pro Monat beziehungsweise 1800 Euro pro Jahr zu zahlen, legt der Bund die gleiche Summe oben drauf. Jeder Stipendiat bekommt somit monatlich 300 Euro – maximal für die Dauer der Regelstudienzeit.

2. Die Universität Münster schreibt die Stipendien aus, alle 15 Fachbereiche entscheiden selbst über die Vergabe und überprüfen nach jeweils zwei Semestern die Leistungen der Studierenden.

3. Es werden nur die besten Studierenden eines Fachbereichs gefördert. Die Fachbereiche können weitere Auswahlkriterien festlegen wie beispielsweise soziales Engagement.

4. Die Förderer legen die Anzahl der Stipendien fest, die sie übernehmen möchten. Dabei haben sie die Wahl zwischen einer Förderzeit von einem oder vier Jahren. Darüber hinaus können sie bei einer Laufzeit von vier Jahren die Fachrichtung des Stipendiaten festlegen. Falls sich ein Förderer dazu entscheidet, mehr als zwei Stipendien zu vergeben, hat er die Möglichkeit, dem Stipendium einen Namen geben.

5. Die Förderer haben die Möglichkeit, Kontakt zu ihren Stipendiaten aufzunehmen, sie zu Workshops oder Praktika einzuladen. Die Universität Münster verleiht, abhängig von der Anzahl und der Dauer der Stipendien, jedem Spender ein Zertifikat in Bronze, Silber oder Gold. Auf diese Weise, etwa durch einen Aushang im Unternehmen, können die Geldgeber öffentlich demonstrieren, dass auch sie von der Idee überzeugt sind, jungen Talenten Freiräume für ein möglichst erfolgreiches Studium zu verschaffen.

Die WWU hat sich bereits vor mehr als einem Jahr der Stipendien-Idee verschrieben: Seit dem Wintersemester 2009/2010 beteiligt sich die Universität Münster am nordrhein-westfälischen Stipendienprogramm. Derzeit profitieren an der WWU 169 Stipendiaten von dieser Möglichkeit, die ebenfalls eine vom Land und Privat-Förderern getragene 300-Euro-Zahlung pro Monat vorsieht. Auf die Landes- folgte die Bundes-Initiative – auf die die Universität Münster jetzt mit ihrem eigenen Programm aufbaut.

Mit "ProTalent" will die münstersche Hochschule die Zahl der Stipendien in den nächsten Jahren erheblich steigern und langfristig ein sicheres Fundament zur Finanzierung der Stipendien schaffen. "Wir wollen eine dauerhafte Stipendienkultur etablieren", unterstreicht WWU-Rektorin Prof. Ursula Nelles.  "Dazu brauchen wir privates Engagement. Wir setzen darauf, dass sich möglichst viele Unternehmen und private Stifter beteiligen." Großhändler Lutz Stroetmann geht mit gutem Beispiel voran – weil er davon überzeugt ist, dass sein Engagement einer gesamtgesellschaftlichen Sache dient. "Wir brauchen in Münster, im Münsterland und in ganz Deutschland Spitzenkräfte, die zu Spitzenleistungen fähig sind. Das geht uns alle an", betont er.

"Wir setzen darauf, dass sich möglichst viele Unternehmen und private Stifter beteiligen"

So weit denkt Stipendiatin Jana Werring (noch) nicht. Sie freut sich besonders darüber, dass mit dem Stipendium ihre sehr guten Leistungen im Geographie-Studium anerkannt werden. Und dass sie dank des Stipendiums zwar nicht automatisch hoch hinauskommt, aber immerhin weit weg: "Die Teilnahme an einer Exkursion nach Ecuador war sehr lehrreich und gleichzeitig ein großartiges Erlebnis."

Norbert Robers