Gut gerüstet für den Ansturm

"Studentenschwemme": Die WWU wappnet sich für die Auswirkungen des doppelten Abi-Jahrgangs 2013.
Foto: Peter Grewer
Gibt es genug und ausreichend große Hörsäle und Seminarräume? Wie viele Lehrkräfte werden zusätzlich benötigt? Wie werden die Fachbereiche, die zusätzliche Studienanfänger aufnehmen, die Betreuung der Lehre und die Studienorganisation gewährleisten? "Das ist natürlich eine große Herausforderung", betont die Dezernentin für Akademische Angelegenheiten und Studienreform, Katja Graßl. "Aber wir sind nicht erst seit gestern mit dem Thema beschäftigt. Mit dem in diesem Frühjahr verabschiedeten Hochschulpakt II wissen wir jetzt konkret, mit welcher finanziellen Unterstützung wir rechnen können. Die Grundlagen sind gelegt, viel zu tun bleibt dennoch."
Die Fakten: Das so genannte Turbo-Abi, mit dem die Schülerinnen und Schüler statt nach neun bereits nach acht Jahren die Hochschulreife erlangen, führt 2013 dazu, dass zwei Generationen von Abiturienten an die nordrhein-westfälischen Universitäten strömen. Für die WWU hat die Schulzeitverkürzung zur Folge, dass sich allein im Wintersemester 2013/2014 voraussichtlich rund 900 zusätzliche Erstsemester einschreiben werden. Insgesamt wird die WWU zwischen 2011 und 2015 gut 1800 "Erstis" mehr aufnehmen als sie es mit knapp 7000 im Durchschnitt pro Studienjahr sonst tut.
Für die Verpflichtung der münsterschen Universität gegenüber dem Land und den Studierenden, eine optimale Betreuung sicherzustellen, gibt es von Bund und Land für jeden zusätzlichen Studienanfänger, der erstmalig an einer deutschen Hochschule studiert, 20.000 Euro für das gesamte Studium. "Damit wird allerdings nicht nur das zusätzliche Lehrpersonal bezahlt, sondern auch der Mehraufwand in der Infrastruktur – von Räumlichkeiten über die Studienberatung bis hin zur Ausstattung der Bibliotheken", berichtet Katja Graßl. Das Zentrum für Informationsverarbeitung ist bereits seit Längerem mit den speziellen EDV-Herausforderungen beschäftigt. Als nächstes wollen das Rektorat und die WWU-Planer die Gespräche mit den Fachbereichen intensivieren, um zu klären, welcher Fachbereich wie viele Studierende aufnehmen kann. "Das ist sehr unterschiedlich. In der Biologie und Pharmazie sind die Möglichkeiten zum Beispiel begrenzt, weil man dort auch Laborplätze braucht. In den Sprach-, Sozial-, Rechts- und Wirtschaftswissenschaften wird es einfacher sein, zusätzliche Plätze bereitzustellen", erklärt die Dezernentin.
Auch die Prorektorin für Lehre, Studienreform und studentische Angelegenheiten, Dr. Marianne Ravenstein, ist davon überzeugt, die Aufgabe meistern zu können. So werde die WWU beispielsweise zusätzliches Lehrpersonal über befristete Stellen und Lehrkräfte für besondere Aufgaben und Lehraufträge rekrutieren. Die Pläne sehen aber auch vor, freie Stellen vorzeitig wiederzubesetzen. Was die Raumkapazitäten anlangt, werden zusätzliche Räume angemietet. Auch die Universitäts- und Landesbibliothek sowie die Fachbibliotheken müssten im Hinblick auf das Mehr an Studienanfängern mit zusätzlichen Fachbüchern ausgestattet werden. "Selbstverständlich ist auch mit Blick auf die Computerarbeitsplätze ein entsprechender Ausbau erforderlich", sagt die Prorektorin. Marianne Ravenstein unterstreicht, dass die WWU "mit einer breiten Palette allgemeiner Maßnahmen garantieren will, dass auch in den kommenden Jahren bestmögliche Studienbedingungen und eine hohe Qualität der Lehre geboten werden."
Im kommenden Jahr fällt die Wehrpflicht - die WWU hat auch dies im Blick. Speziell für Münster gibt es eine weitere Herausforderung, die eine baldige Erweiterung der Kapazitäten nötig macht: Die Region Osnabrück und das Emsland sind seit jeher Einzugsgebiet, und von dort schwappt der doppelte Abi-Jahrgang schon 2011 herüber nach NRW – insgesamt machen 24.000 niedersächsische Schüler zusätzlich ihr Abitur. Aber auch da ist man in Münster zuversichtlich, "denn die WWU bereitet sich schon jetzt auf die zusätzlichen Studienanfänger auch mit Blick auf die aus der Nachbarschaft vor", so die Prorektorin zuversichtlich.
Juliane Albrecht