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Hervorragende Kompetenz

Aufbau des Islam-Zentrums stößt auf positive Resonanz in und außerhalb der Uni

In ihrer Begründung zugunsten eines Islam-Zentrums an der Uni Münster hob Bundesforschungsministerin Annette Schavan einen Aspekt gezielt hervor: Die WWU, betonte die CDU-Politikerin, biete eine herausragende "religionswissenschaftliche und theologische Kompetenz". Ein theologisches Terrain, das bundesweit seinesgleichen suche, und das beste Voraussetzungen für den Dialog zwischen den Repräsentanten der Weltreligionen biete. "Wo könnte dieser notwendige Diskurs besser stattfinden als an einer Universität?“, fragt der Dekan der Katholisch-Theologischen Fakultät, Prof. Klaus Müller, und antwortet auch sofort. „Dieser wünschenswerte Austausch passt perfekt an die Hochschulen und vor allem zu Münster."

Tatsächlich gibt es an der Universität Münster eine bundesweit außergewöhnlich große Dichte an theologischer Vielfalt und Kompetenz. Mit ihren 23 Lehrstühlen und rund 2300 "Studienfällen" (Lehramt und Diplom) ist die Katholisch-Theologische Fakultät die weltweit größte an einer staatlichen Hochschule – die Evangelisch-Theologische Fakultät zählt mit ihren 14 Lehrstühlen und 1150 Studierenden zu den größten Europas. Hinzu kommen beispielsweise Professuren für Islamwissenschaft, Orthodoxe Theologie, Islamische Religionspädagogik, eine Juniorprofessur für Judaistik sowie der Exzellenzcluster "Religion und Politik", in dem rund 200 Forscher aus 20 Ländern das sensible Verhältnis von Religion und Politik beleuchten.

"Unsere bisherige Zusammenarbeit von konfessionsgebundenen und -ungebundenen Forschern vermag Erfahrungen zu vermitteln, die zur Integration der islamischen Theologie in die europäische Universitätstradition beitragen kann", unterstreicht Cluster-Sprecher Prof. Gerd Althoff. Die Cluster-Wissenschaftler hätten mittlerweile eine "ausgeprägte Kultur der interdisziplinären Zusammenarbeit" entwickelt, die auch das Verhältnis von Religion und Politik im Islam zum Gegenstand habe. Die WWU und speziell der Cluster stellten damit "ein geeignetes Umfeld für die Ausbildung islamischer Religionslehrer und Imame dar".

Dekan Klaus Müller teilt diese Einschätzung. Gerade beim Aufbau eines Islam-Zentrums müsse man die notwendigen Strukturen "vorsichtig und sorgfältig" aufbauen – ein dezenter Hinweis auf die mitunter hitzigen Debatten, sobald der Begriff Islam in Diskussionen fällt. "Und das wird am ehesten dort gelingen, wo man bereits entsprechende Erfahrungen gesammelt hat." Also etwa an der WWU, die bereits seit 2004 die akademische Ausbildung zu islamischen Religionslehrern anbietet. Prof. Konrad Hammann, Dekan der evangelischen Fakultät, spricht ebenfalls von "besten Voraussetzungen". Die christlichen Religionen seien "geradezu prädestiniert" dafür, den Dialog zwischen den Religionen zu fördern. "Dies ist eine Art Selbstverpflichtung, der wir uns gerne stellen. Meine Kollegen und ich begrüßen den geplanten Aufbau eines Islam-Zentrums sehr."

Norbert Robers

DAS CRS DER WWU

Das 2003 gegründete Centrum für Religiöse Studien (CRS) bündelt gemeinsam mit weiteren Institutionen der WWU – zum Beispiel den sogenannten Studiengangspartnern – die religionsbezogene interdisziplinäre Forschung und Lehre. Mit dem 2004 eingerichteten Lehrstuhl für Religion des Islam bot die Universität als erste bundesweit die Ausbildung islamischer Religionslehrer an. Derzeit gibt es am CRS zwei Lehrstühle: einen für Orthodoxe Theologie und einen für Religion des Islam, der in Kürze neu besetzt wird. Desweiteren eine Professur für Islamische Religionspädagogik und eine Juniorprofessur für Judaistik.

Neben der Ausbildung der Studierenden können zum Beispiel auch bereits im Beruf stehende Lehrer orthodoxer oder islamischer Konfession Lehrbefähigungen für den jeweiligen Religionsunterricht erlangen.

Zu den Studiengangspartnern gehören unter anderem die Evangelisch- sowie Katholisch-Theologische Fakultät, das Institut für Arabistik und Islamwissenschaft sowie das für Erziehungswissenschaft.

Wissenschaftliche Heimat für den Islam

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Interview mit Mustafa Dayioglu