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Die Aufgabe hat mich gereizt

Prof. Peter Funkes Ideen als neuer DFG-Vizepräsident
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Prof. Peter Funke


Im Juli wurde Prof. Peter Funke zu einem der acht Vizepräsidenten der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gewählt. Der 60-jährige Althistoriker, dessen wissenschaftlicher Schwerpunkt die Geschichte der antiken Mittelmeerwelt ist, wird im Präsidium der DFG den Bereich der Geistes- und Sozialwissenschaften vertreten. Brigitte Nussbaum sprach mit ihm unter anderem über die Fragen, was Wissenschaftsförderung bewirken kann und welche Rolle die Exzellenzinitiative spielt.

Prof. Funke, warum haben Sie das Amt übernommen? Sie lehren und forschen, unter anderem am Exzellenzcluster, Sie waren schon vorher in der Wissenschaftsförderung aktiv und sind unter anderem Mitglied des Forschungsbeirates der WWU ...

Die Aufgabe hat mich einfach gereizt. Ich glaube, es ist eine der verantwortungsvollsten Positionen in der Wissenschaftspolitik. Natürlich habe ich es mir lange überlegt, schließlich bedeutet das Amt eine große Belastung. Aber ich hoffe, mich in dieser Position  noch stärker für die Interessen der Geistes- und Sozialwissenschaften einsetzen zu können.

Wie wird man DFG-Vizepräsident?

Man muss von der Mitgliederversammlung der DFG, in der fast alle Universitäten und einige außeruniversitäre Forschungseinrichtungen Stimmrecht haben, gewählt werden. Natürlich sollte man das Geschäft der DFG aus langjähriger Tätigkeit kennen. Und offenbar war man der Meinung, dass ich als langjähriges Mitglied zunächst im Fachkollegium "Antike Kulturen" und dann im Senat und im Hauptausschuss sowie in der Senatskommission "Perspektiven der Forschungen" über die erforderlichen Erfahrungen verfüge.

Man hat manchmal den Eindruck, dass die  Geistes- und Gesellschaftswissenschaften in der Forschungsförderung zu kurz kommen.

Dieser Eindruck ist falsch. Nein, im Augenblick ist die Förderung völlig angemessen. Die DFG leistet weltweit mit Abstand die umfangreichste rein wissenschaftsgeleitete Förderung der Geisteswissenschaften. Allein im Jahr 2009 waren das 240 Millionen Euro.

Welche Möglichkeiten haben Sie, hat die DFG?

Die gestalterische Kraft ist sehr groß. Es geht nicht einfach nur darum, Geld zu verteilen, sondern Perspektiven für die Forschung zu eröffnen und vor allem den ungeheuer vielfältigen, oft ganz indivuellen Aktivitäten von Forscherinnen und Forschern in allen Wissenschaftsbereichen den erforderlichen – eben auch finanziellen – Spielraum zu verschaffen. Ich komme gerade von meiner ersten Klausursitzung des DFG-Präsidiums. Die findet alle zwei Jahre statt und dauert eine Woche. Hier werden langfristige Perspektiven entwickelt, um die deutsche Forschung wettbewerbsfähig zu halten und ihr auch im internationalen Vergleich eine Vorrangstellung zu sichern. Natürlich funktioniert das nur in Zusammenarbeit mit den DFG-Fachkollegien sowie dem Senat und dem Hauptausschuss, die den unbedingt notwendigen engen Kontakt zu allen Wissenschaftsbereichen gewährleisten.

Anders als beispielsweise die Europäische Union gibt die DFG keine Inhalte vor.

Die Forschungsgegenstände müssen von den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ebenso selbst bestimmt werden wie die Formen der Förderung. Die DFG entwickelt Programmstrukturen und Leitlinien, aber keine thematisch gebundenen Projekte, die man von oben diktiert.

Wie sieht der Anteil der Politiker dabei aus? Wollen die nicht als Geldgeber auch bestimmen, woran geforscht wird?

Die Politikferne ist ein Markenzeichen der DFG. Zwar sitzen Vertreter von Bund und Ländern – also den Geldgebern –  im Hauptausschuss, aber die Stimmen der Wissenschaftler überwiegen die der Politik.

Die DFG wird bei den ersten beiden Programmlinien der Exzellenzinitiative das entscheidende Wort haben. Welchen Stellenwert hat dieser Wettbewerb für Sie?

Es wird keiner in Abrede stellen können, dass die Exzellenzinitiative eine Menge bewegt hat. Durch sie erfährt die deutsche Hochschul- und Forschungslandschaft eine tiefgreifende strukturelle Veränderung. Dennoch kann sie nicht zur Gänze die mangelnde Grundausstattung ersetzen. Es wird eine zentrale Aufgabe der nächsten Jahre werden, jenseits aller Bestrebungen in der Exzellenzinitiative die Grundausstattung der Universitäten langfristig zu sichern.

Profitiert die WWU Münster davon, dass Sie nun DFG-Vizepräsident sind?

Es wird sicher keine Bevorzugung geben. Aber den Umstand, dass neben meiner Wahl in das Präsidium auch noch sehr viele Mitglieder unserer Universität in zahlreichen Kommissionen der DFG vertreten sind, darf man durchaus auch als Erweis der wissenschaftlichen Reputation der WWU werten. Und das Wissen und die Erfahrung aus diesen Gremien können bei der Entwicklung und Umsetzung der Forschungsstrategie der WWU selbstverständlich sehr dienlich sein.

Die DFG

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft ist die Selbstverwaltungsorganisation der Wissenschaft in Deutschland. Organisiert ist die DFG als privatrechtlicher Verein. Ihre Mitglieder sind forschungsintensive Hochschulen, außeruniversitäre Forschungseinrichtungen, wissenschaftliche Verbände sowie die Akademien der Wissenschaften. Die DFG erhält ihre Mittel zum größten Teil von Bund und Ländern, die in allen Bewilligungsgremien vertreten sind. Insgesamt schüttete die DFG 2009 2,2 Milliarden Euro aus.