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"Die Arbeit ist auf keinen Fall umsonst"

Rektorin Prof. Dr. Ursula Nelles über die Pläne der nächsten Jahre

Das Zukunftskonzept, das im Rahmen der Exzellenzinitiative eingereicht wurde, trägt den Namen "Gelenkte Evolution". Im Gespräch mit Norbert Robers und Brigitte Nussbaum erläutert Rektorin Prof. Dr. Ursula Nelles das weitere Verfahren.

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Prof. Dr. Ursula Nelles geht optimistisch in die nächste Runde der Exzellenzinitiative.

Foto: pw

Grundpfeiler des Zukunftskonzeptes ist die Kommunikation in der Universität. Auf welche Art und Weise soll das Papier kommuniziert werden?

Im ersten Schritt bekommen all jene, die an den acht Einzel-Anträgen der Universität Münster mitgewirkt haben, alle anderen Antragsskizzen und das Zukunftskonzept. Danach werden wir Kurzfassungen der Anträge und des Zukunftskonzeptes im Internet zur Verfügung stellen.

Das Zukunftskonzept soll demnach in der gesamten Universität diskutiert werden?

Richtig. Wobei ich darauf hinweisen möchte, dass wir bereits jetzt nach diesem Muster verfahren: Eine so große Hochschule wie die WWU kann nicht hierarchisch geleitet werden. Aus diesem Wissen leitete sich auch der Titel unseres Antrags ab: Gelenkte Evolution.

Was bedeutet das?

Die Entwicklung der Evolution kann man nicht auf einen bestimmten Punkt hin zuschneiden, aber man kann sie lenken. Das Rektorat als Leitungsgremium gibt nach entsprechender Diskussion nur die Richtung vor, in die sich die Universität entwickeln soll. Das geschieht dann nach dem Prinzip der Selbstorganisation. Das heißt konkret: Wir vertrauen darauf, dass die Fachbereiche selbst diskutieren und festlegen, was für sie die bestmögliche Strategie ist, um in diese Richtung zu gehen.

Und in diesem Sinne soll auch das Zukunftskonzept in einem sich selbst organisierenden Prozess weiter entwickelt werden?

Das stimmt. Und ich hoffe nicht nur, sondern ich erwarte sogar, dass sich alle an der Diskussion beteiligen. Die Zukunft dieser Hochschule geht jeden in der Universität etwas an. Es gibt auch einen praktischen Grund dafür, wirklich alle zu beteiligen: Wenn wir zum Vollantrag aufgefordert werden, wird eine Begehung stattfinden. Das bedeutet, dass eine externe Gutachtergruppe die gesamte Universität unter die Lupe nehmen wird. Spätestens zu diesem Zeitpunkt sollten alle Universitäts-Mitglieder das Zukunftskonzept kennen und es vertreten können. Und das geht nur auf Grundlage eines Diskussionsprozesses.

Wie wird der konkret aussehen?

Wir werden wie im vergangenen Jahr wieder ein Strategieforum veranstalten. Dieses Forum ist die Basis dafür, die Antragsskizze zu einem Vollantrag ausbauen zu können.

Unabhängig davon, ob die WWU im März aufgefordert wird, einen Vollantrag zu stellen?

Natürlich. Würden wir erst im März damit anfangen, wäre es viel zu spät, um bis zum Herbst ein vollständiges Zukunftskonzept auszuarbeiten. Wir müssen uns so aufstellen, als wären wir hundertprozentig sicher, aufgefordert zu werden.

War die Arbeit umsonst, falls die WWU mit ihrem Zukunftskonzept nicht zum Zuge kommt?

Auf keinen Fall. Das Zukunftskonzept soll auf jeden Fall umgesetzt werden. Es ist ein positiver Effekt des Exzellenz-Wettbewerbs, dass er diesen Prozess der Selbstreflektion angestoßen hat – auch wenn er ungeheuer viel Arbeit ohne entsprechenden finanziellen Ausgleich bedeutet. Schon in der vorherigen Runde der Exzellenzinitiative hatten wir zwei Vollanträge, die hervorragend begutachtet worden waren. Sie sind allein deswegen nicht zum Zuge gekommen, weil das entsprechende Geld dafür fehlte. Trotzdem haben wir die entsprechenden Ideen realisiert: beispielsweise mit der Nachwuchsforschergruppe "CEDAD" und mit der vom Land geförderten "Graduate School" in der Chemie.

Also werden nicht nur das Zukunftskonzept, sondern auch die Anträge für die Cluster und Graduate Schools auf jeden Fall realisiert?

Wir sollten zunächst die konkreten Ergebnisse abwarten. Wenn wir das Geld aus der Exzellenzinitiative bekommen, geht es schneller mit der Umsetzung, ansonsten eben langsamer. Wir haben im Übrigen damit auch schon begonnen, etwa mit der Einrichtung des Forschungsdezernats. Und diejenigen Forschergruppen, die so weit kommen werden, dass sie Vollanträge stellen dürfen, werden wir auch dann in bescheidenerem Umfang aus eigenen Mitteln fördern, wenn sie letztlich nicht bewilligt werden sollten. Das ist das Gute an der Exzellenzinitiative: Wir sind sicher, dass wir unsere wirklichen Stärken herausgefunden haben.

Die Exzellenzinitiative bedeutet Wettbewerb. Redet man unter den Rektoren über die eigenen und die fremden Konzepte?

Das ist wie bei guten Freunden: Denen stellt man auch keine Fragen, die sie in Verlegenheit bringen oder die sich nicht beantworten wollen. Wir sprechen untereinander nicht über die Themen unserer Anträge, wohl aber über Strukturen und Rahmenbedingungen.

Welche Zukunftsvorstellung haben Sie persönlich von der WWU?

Wir haben im Zukunftskonzept das Ziel "Nobelpreis" eingesetzt, das die Richtung vorgeben soll. Das ist weniger ein konkretes Ziel als vielmehr eine Metapher für wissenschaftliche Exzellenz. Wir wollen unter die zehn führenden Hochschulen in Deutschland und unter die hundert besten weltweit kommen.

Sie haben darauf hingewiesen, dass die Exzellenzinitiative viel Kraft kostet. Auch bei Ihnen?

Es war das größte Sozialexperiment meines Lebens, als ich mich darauf eingelassen habe, Rektorin zu werden. Wir haben dieses Konzept mit großer Anstrengung, aber auch mit viel Spaß entwickelt, weil es die Strukturen in dieser Universität mit einem innovativen Ansatz widerspiegelt. Wir sind auf dieses Konzept richtig stolz.