Wie viel Geld viel Geld bleibt
Stellen Sie sich einmal vor, Sie besitzen ein beträchtliches Vermögen, ein großes Unternehmen mit vielen Arbeitsplätzen, wertvolle Immobilien oder gleich alles auf einmal. Dann braucht man sich um nichts mehr zu sorgen, denken Sie? Jein! Denn wer hat eigentlich Ahnung davon, wie man ein großes Vermögen so verwaltet, dass es auch groß bleibt? Dass der Staat sich nicht einen Großteil sichert, wenn Sie nicht mehr leben? Die JurGrad GmbH ("School of Tax and Business Law") bietet Juristen, Betriebswirten, Ökonomen und anderen Absolventen einen berufsbegleitenden Masterstudiengang, der sie nach vier Semestern zum Fachanwalt für Erbrecht macht. Und damit zum Experten für Fragen von Klienten mit einem großen Vermögen, die bis in den hohen zweistelligen Millionenbereich gehen können.
„Die meisten unserer Teilnehmer kommen mit zwei bis drei Jahren Berufserfahrung von renommierten Häusern aus ganz Deutschland zu uns“, berichtet Prof. Peter Oestmann, Akademischer Leiter des Studiengangs "Private Wealth Management" (PWM). Das Weiterbildungsangebot sei anders als ein normales Studium, anwendungsorientierter, mit kleineren Kursen: "Da unsere Teilnehmer aus der Praxis kommen, sind sie sehr anspruchsvoll. 72 Dozenten unterrichten bei uns PWM, ein Viertel von ihnen kommen von der WWU oder anderen Universitäten, der Großteil setzt sich aus Rechtsanwälten, Steuerberatern, Wirtschaftswissenschaftlern oder Richtern zusammen", zählt der Professor für Rechtsgeschichte an der WWU auf.
Der Studiengang "Private Wealth Management" hat sich seit seiner Einführung im Jahr 2006 weiterentwickelt: "Die Anregungen kommen aus dem Alltagsgeschäft. Es gibt heute einen steigenden Bedarf an Experten in Erbrechts-, Steuer- und Vermögensfragen, die sich vor allem mit der Verwaltung von Großvermögen auskennen", ist Peter Oestmann überzeugt. "Wohlhabende Privatpersonen oder Unternehmer wollen vor allem wissen, wie sie ihr Vermögen über Jahre und Generationen sichern können." Dr. Ansgar Beckervordersandfort ist Absolvent des Private-Wealth-Studiengangs. "In meinem Kurs kamen unterschiedliche Disziplinen zusammen: Rechtsanwälte, Wirtschaftsprüfer oder Vermögensberater", erinnert sich der 36-Jährige, "beruflich hat man ohnehin miteinander zu tun, hier hatte man aber die Gelegenheit, sich in Ruhe auszutauschen. Sogar Freundschaften sind entstanden." Seit fünf Jahren ist Ansgar Beckervordersandfort selbstständig. Mit sieben Kollegen arbeitet er in einer Kanzlei in Münster, in der er für Erbrecht zuständig ist.
In der JurGrad lernen angehende Fachanwälte zum Beispiel, wie sie wohlhabende Klienten davor schützen können, nach dem Tod viel Geld an den Staat zu verlieren. "Geld zu stiften ist eine Möglichkeit. Unsere Absolventen sollen aber auch in Fällen beraten können, in denen Wohlhabende über eine Adoption nachdenken, da sich die Freibeträge bei einer Erbschaft nach dem Verwandtschaftsgrad unterscheiden – also müssen unsere Absolventen auch im Familienrecht fit sein", erklärt Peter Oestmann. In den meisten Fällen wollen die Klienten konservativ, also sicher und wenig risikofreudig beraten werden. "Die meisten meiner Klienten wollen die nächsten Generationen schon zu Lebzeiten einbeziehen. Kinder und Enkel sollen lernen, wie sie verantwortungsvoll mit dem Vermögen umgehen", weiß Ansgar Beckervordersandfort. "Oft wird das Geld in eine Gesellschaft eingebracht, an der mehrere Familienmitglieder beteiligt sind. Ich schlage dann Gesellschaftsversammlungen vor, an denen auch schon die minderjährigen späteren Erben beteiligt sind, um sie auf ihre Verantwortung vorzubereiten."
Diese geballte Ausbildung sei nötig, weil die Kursteilnehmer als Fachanwälte auf besonders sensiblem Gebiet arbeiten. "Wenn man auf diesem finanziellen Niveau falsch berät und eine Schadensersatzklage bekommt, sieht es schlecht aus", weiß Peter Oestmann und ergänzt: "Knifflig ist, dass sich das Steuerrecht in Deutschland jedes Jahr ändert." Aktualität sei demnach ein entscheidender Faktor der Ausbildung, aber auch der späteren Tätigkeit. Neben dem wissenschaftlichen Handwerkszeug sei aber auch Sensibilität für die besonderen Probleme und Bedürfnisse wohlhabender Klienten wichtig. "Viele Klienten wollen negativen Entwicklungen entgegensteuern. Es hört sich vielleicht abstrus an: Aber dass ihr Geld nach dem Tod für Drogen ausgegeben, in Sekten investiert werden oder an einen geldgierigen Ehepartner gerät, sind häufige Sorgen von Wohlhabenden", weiß auch Ansgar Beckervordersandfort um die sensiblen Themen, die seine wohlhabenden Klienten bewegen.
Hanna Dieckmann