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Ein Konzept für die Zukunft

Exzellenz-Wettbewerb: WWU hat acht Anträge gestellt

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat bis zum Ende der Einreichungsfrist am 1. September insgesamt 227 Antragsskizzen für die zweite Runde der Exzellenzinitiative erhalten. Davon sind 98 Skizzen für Graduiertenschulen, 107 für Exzellenzcluster und 22 für universitäre Zukunftskonzepte. Die Neubewerbungen wurden von insgesamt 65 Hochschulen eingereicht. Dabei sind die großen Wissenschaftsgebiete der Lebenswissenschaften, Naturwissenschaften, Ingenieurwissenschaften und Geistes- und Sozialwissenschaften etwa gleich stark vertreten. Die Antragsskizzen werden nun bis zum Januar 2011 begutachtet. Die Federführung liegt  für die beiden ersten Förderlinien der Graduiertenschulen und Exzellenzcluster bei der DFG und für die dritte Förderlinie der universitären Zukunftskonzepte beim Wissenschaftsrat.

Die zweite Runde der Exzellenzinitiative:

März 2010:
Ausschreibung der zweiten Programmphase und Aufforderung zur Einreichung von Antragsskizzen für Neuanträge

30. April 2010:
Eingang Absichtserklärungen für Neuanträge

1. September 2010:
Eingang Antragsskizzen für Neuanträge

Mitte März 2011:
Aufforderung zur Antragstellung für Neu- und Fortsetzungsanträge

1. September 2011:
Eingang Neu- und Fortsetzungsanträge

Mitte Juni 2012:
Förderentscheidung 2012-2017

1. November 2012:
Beginn der Förderung der Neu- und Fortsetzungsanträge

"Exzellenz lässt sich nicht befehlen", lautet das Credo des Zukunftskonzeptes. Überschrieben ist es daher mit dem Titel "Gelenkte Evolution". Nach dem Vorbild der Natur will das Rektorat die besten Rahmenbedingungen schaffen, um wissenschaftliche Exzellenz in den einzelnen Fachbereichen zu fördern und behutsam zu steuern. "Optimal an den Zielen ausgerichtete Varianten werden durch Maßnahmen des Rektorats gezielt bevorzugt, während schlecht oder nicht angepasste Varianten beschnitten werden", heißt es in der 29-seitigen Skizze.

Das Papier sei bewusst nicht als Start-Ziel-Konzept angelegt, sondern stelle die Abläufe innerhalb der Universität in den Vordergrund. Dabei steht der einzelne Mensch als wissenschaftlicher Innovationsmotor im Mittelpunkt. Drei Kernpunkte machen neben der  exzellenten Forschung das Zukunftskonzept aus: der Dialog innerhalb der Universität, die zentrale Rolle der Dekane und damit der Fachbereiche sowie die forschungsorientierte Lehre. Ziel ist es, die Universität Münster zu den zehn besten in Deutschland und zu den 100 besten in der Welt zu entwickeln.

Never bypass the Dean!

Dafür hat das Rektorat ein Bündel von Maßnahmen vorgeschlagen: vier Anträge für Exzellenzcluster und drei Anträge für Graduiertenschulen, die in ihrer Gesamtheit die Themenschwerpunkte innerhalb der Universität repräsentieren. Zunächst eine Übersicht über die Cluster-Anträge:

Der große Bereich der Geistes- und Gesellschaftswissenschaften wird durch den 2007 genehmigten Cluster "Religion und Politik" abgedeckt, für den im kommenden Jahr ein Folgeantrag gestellt werden wird. Die Wirtschafts- und Rechtswissenschaften haben die Skizze "Network e-Volution" abgegeben. Das European Research Center for Information Systems (ERCIS) ist die Keimzelle eines künftigen Clusters, das unter Beteiligung von sieben Nachbardisziplinen Prozesse und Regeln in Netzwerken erforschen soll. Die Lebenswissenschaften konzentrieren sich mit "Cells in Motion" auf die zellbiologische Grundlagenforschung und die biomedizinische Bildgebung. "Energy Upgrade" ist als Beitrag der Naturwissenschaften eine Initiative der Physik, Chemie und Biologie sowie von Arbeitsgruppen der Wirtschaftswissenschaften. Die ⁞ Mathematik ist mit der Skizze "Mathematics in Interaction" vertreten. Beteiligt sind daran auch die Fächer Medizin, Sportwissenschaften, Physik, Chemie, Biologie, Psychologie, BWL und Wirtschaftsinformatik.

Drei Graduiertenschulen sollen die Programme für Doktoranden strukturieren. Die "Münster Interdisciplinary School of Sciences" wird Promovenden der Physik, Chemie, Biologie, Mathematik und Medizin aufnehmen. Das „Münster Smart Network of Graduate Schools in the Humanities and Social Science“ soll die Doktorandenausbildung in den Geistes- und Sozialwissenschaften strukturieren und inhaltlich an periodisch wechselnden Ankerthemen ausrichten. Eine besondere Rolle hat die "Münster Graduate School of Evolution". Neben der Biologie werden die Medizin, Geowissenschaften, Katholische Theologie und Philosophie beteiligt sein. Diese Graduiertenschule hat zugleich die Funktion eines "Think Tank" für die Weiterentwicklung und Umsetzung des Zukunftskonzeptes.

Neben diesen Projekten, die durch die Exzellenzinitiative angestoßen worden sind, gibt es in der Antragsskizze für die 3. Förderlinie (Zukunftskonzept) eine Reihe weiterer Maßnahmen, die die WWU zukunftsfähig und international sichtbarer machen sollen. Etwa mit dem Europäischen Institut für Nanowissenschaften und Nanotechnologie, das gemeinsam mit der Universität Twente ins Leben gerufen werden soll. Ein weiteres Beispiel ist die Forschungsdatenbank "CRIS@WWU", die in diesen Tagen an den Start geht. Mit diesem Instrument soll die WWU zur weltweit ersten Universität werden, deren Forschungsergebnisse in ihrer Gesamtheit zugänglich gemacht werden.

Die "Lenkung durch Kommunikation" weist schließlich den Dekanaten eine Schlüsselrolle zu. Daher hat die WWU Mittel beantragt, um entweder hauptamtliche Dekane zu etablieren, wie es in der Medizin bereits der Fall ist, oder die Dekanate personell besser auszustatten. "Die Fachbereiche sind die organisatorischen Grundeinheiten der Universität, die ihre Angelegenheiten weitgehend autonom regeln", wird im Zukunftskonzept betont. Eine eiserne Grundregel des Rektorates lautet deshalb "Never bypass the Dean!" – frei übersetzte: "Übergehe niemals den Dekan!"

Das "WWU Graduate Centre" soll mit einem Haus der Doktoranden Begegnungsort für alle Promotionsstudierenden werden und Beratungs- und Qualifizierungsaufgaben für Doktoranden übernehmen. Mit verschiedenen Angeboten soll die Unterstützung der Wissenschaftler ausgebaut werden. Dazu gehört das neue Forschungsdezernat, die Stabsstelle Unternehmensförderung und eine Stabsstelle "Institutional Research", die sich aus der Stabsstelle Strategische Planung entwickeln soll.

"Alle Maßnahmen sind Teilschritte und Zwischenziele zugleich", heißt es in der Skizze des Zukunftskonzeptes. Die beabsichtigte Wirkung bestehe darin, dass jedes Mitglied der WWU sich auf den Weg begebe, die eigenen Potenziale optimal zu entfalten und sich aktiv in den dynamischen Prozess der Selbstentwicklung der eigenen Universität einzubringen. Die Größe der Universität werde zur Chance, weil sie die kritische Masse für auch ungewöhnliche Kooperationen zwischen verschiedenen Disziplinen bietet.

Unabhängig davon, ob die WWU mit ihrem Zukunftskonzept zum Zuge kommt: Diese Strategie wird in jedem Fall als Grundlage für die weitere Entwicklung der WWU dienen. Zusätzliches Geld aus der Exzellenzinitiative würde diese Entwicklung naturgemäß beschleunigen...

Brigitte Nussbaum