Wirkung über den Wettbewerb hinaus

Fotomontage: Goldmarie-Design
Bei drei Prozent, so schätzt Rektorin Prof. Ursula Nelles nach den Erfahrungen aus den ersten Runden, liege die Chance, dass die Universität Münster in der dritten Programmlinie der Exzellenzinitiative mit einem so genannten Zukunftskonzept erfolgreich sein werde. Das ist nicht viel, doch für die Rektorin kein Grund, die Herausforderung nicht anzunehmen: "Wer nicht wagt, hat schon verloren." Zwar sei es nur ein Etikett, der Name "Elite-Uni", mit dem sich die ausgewählten Hochschulen schmücken dürfen, doch bekomme dieses Etikett zunehmende Bedeutung bei der Sichtbarkeit im Ausland und bei Geldgebern. "Für uns als Hochschule ist es von enormer Bedeutung. Geld macht attraktiv, mit dem Label können wir einfach mehr 'Goldköpfe' anziehen", so Ursula Nelles.
"Die generalstabsmäßige Vorbereitung hat die Universität nachhaltig in Bewegung versetzt."
Ende April sollen die Hochschulen der Deutschen Forschungsgemeinschaft mitteilen, mit welchen Projekten sie sich zu bewerben gedenken. Aus Münster sind zehn Skizzen zu erwarten: Das ist erstens die Fortführung des Exzellenzclusters "Religion und Politik", dessen Sprecher Prof. Gerd Althoff sehr zuversichtlich ist (siehe Inspirierende neue Impulse). Dazu kommen Anträge für Cluster aus den Lebenswissenschaften unter Federführung der Medizin, aus den Naturwissenschaften unter Federführung der Chemiker, aus den Sozial- und Geisteswissenschaften unter Federführung der Wirtschaftsinformatik und aus der Mathematik, berichtet Forschungs-Prorektor Prof. Stephan Ludwig. Die WWU steckt viel Energie in die Cluster, doch ein Großteil der Konzentration gilt den Bewerbungen für die vier Graduiertenschulen, die an die Cluster angelehnt werden sollen. Denn nur wer mindestens ein Cluster und eine Graduiertenschule aufweisen kann, darf sein Zukunftskonzept einreichen und damit auf den Titel "Elite-Uni" hoffen.
Auch wenn die WWU bislang nur einen Cluster erhalten und dafür 37 Millionen Euro in fünf Jahren bekommen hat, lohnt sich der ernorme Aufwand, der für die Skizzen und die Vollanträge betrieben werden muss, doch: "Die generalstabsmäßige Vorbereitung hat die Universität nachhaltig in Bewegung versetzt", meint Rektorin Nelles.
Ein Ausdruck davon ist der Forschungsbeirat, der nach der ersten Runde vom Rektorat ins Leben gerufen wurde. Unter Leitung der versierten Experten Prof. Hans-Uwe Erichsen, ehemaliger Rektor der WWU und ehemaliger Präsident der deutschen und der europäischen Hochschulrektorenkonferenz, berät eine Gruppe von rund zehn Wissenschaftlern das Rektorat. Eingerichtet wurde außerdem eine Geschäftsstelle mit fünf Mitarbeitern, die überwiegend mit der Beratung und Betreuung der an der Exzellenzinitiative beteiligten Wissenschaftler befasst sind Bei einem im vergangenen Jahr vom Forschungsbeirat ins Leben gerufener Ideenwettbewerb gingen über 100 Projektideen aus allen Bereichen der Universität ein. Die wurden gesichtet und auf ihre Umsetzungsmöglichkeiten im Rahmen der Exzellenzinitiative geprüft. "Wir haben die Wissenschaftler gefragt: 'Woran wollt Ihr forschen?'. Die Forschungsideen haben wir nicht von oben vorgegeben", erzählt Ursula Nelles.
"Mit einem Erfolg bei der Exzellenzinitiative könnten wir unsere Pläne natürlich schneller umsetzen."
"Selbst wenn wir in keiner der drei Linien erfolgreich sein werden, ist das, woran wir arbeiten, kein Papiertiger, sondern das, was die Uni in jedem Fall verwirklichen will", verspricht die Rektorin. "Auch bei der vorherigen Runde war die Arbeit nicht umsonst, sie hat vielmehr einen erheblichen Schub an anderen Drittmitteln mit sich gebracht." So zum Beispiel die Forschungsschule CEDAD ("Cell Dynamics and Disease"). Sie führt seit September 2008 Doktoranden der Fachgebiete Biowissenschaften und Biomedizin strukturiert zur Promotion und bereitet sie optimal auf das Berufsleben vor. Vom Land wird sie mit 500.000 Euro pro Jahr gefördert. Auch die Graduiertenschule "Practices of Literature" ist aus einer Antragsskizze im Rahmen der Exzellenzinitiative hervorgegangen.
Die Bereiche, die Cluster und Graduiertenschulen angemeldet haben, nämlich die Naturwissenschaften, die Lebenswissenschaften, die Rechts- und Wirtschaftswissenschaften und die Geistes- und Sozialwissenschaften, sollen sowieso besonders gefördert werden, erzählt Prorektor Ludwig. "Aber das würde natürlich mit einem Erfolg bei der Exzellenzinitiative schneller gehen." Alle Überlegungen, die jetzt angestellt würden, seien nicht nur für die Exzelleninitiative von Bedeutung, sondern auf die allgemeine Entwicklung der Universität ausgerichtet, ergänzt Hans-Uwe Erichsen.
"Das ist mehr als die Summe seiner Teile. Wir haben eine Gesamtstrategie entwickelt, um Spitzenforschung zu generieren."
Das gilt nicht nur für die einzelnen Anträge für Cluster und Graduiertenschulen, sondern auch für das Zukunftskonzept: "Das ist mehr als die Summe seiner Teile. Wir haben eine Gesamtstrategie entwickelt, um Spitzenforschung zu generieren", sagt die Rektorin. Noch will sie nicht zu viel verraten. Klar ist aber, dass sich die Strategien der einzelnen Hochschulen deutlich voneinander unterscheiden müssen, da die Ausgangslagen sehr unterschiedlich sind: "Wir als WWU in unserer geographisch isolierten Lage haben da die deutlich schlechteren Bedingungen als beispielsweise die Hochschulen im Rheinland, die enger beieinander liegen, was die Kooperationen leichter macht."
Egal, ob Erfolg oder Scheitern bei der Exzellenzinitiative, für Ursula Nelles steht eines schon jetzt fest: "Wir sind eine hervorragende Hochschule!"
Brigitte Nussbaum