Italienische Verhältnisse
"Eines steht fest: Die Bologna-Reform weist dringenden Nachbesserungsbedarf auf!" Dr. Marianne Ravenstein, Prorektorin für Lehre, Studienreform und studentische Angelegenheiten, kann die Sorgen und Nöte der Studierenden, die sich unter anderem in der Besetzung von zwei Hörsälen entluden, durchaus verstehen. Deshalb unterstützt sie das Bestreben der vier studentischen Senatoren, am 13. Januar einen so genannten "Bologna-Tag" zu veranstalten.
"Immer wieder diskutieren wir im Senat, in den Fachbereichsgremien und der Fachschaftenkonferenz über den Stand der Studienreform an der WWU. Mit diesem Tag wollen wir allen Interessierten die Möglichkeit geben, mitzureden", beschreibt Ravenstein. Mit Studierenden und Lehrenden aus alle Fachbereichen wolle man die Debatte führen, so Ravenstein. Am 13. Januar steht das Schloss von 9 bis 18 Uhr ganz im Zeichen von Bologna. Vier Arbeitsgruppen werden derzeit vorbereitet: Akkreditierung und Re-Akkreditierung, Nachbesserungsbedarf im Hinblick auf die Studierbarkeit der Bachelor- und Masterstudiengänge, Studien- und Prüfungsorganisation sowie Mobilität. Ein Input-Referat wird jeweils die Arbeitsgruppen eröffnen. Die Studierenden sind für diesen Mittwoch von ihrer Anwesenheitspflicht in Vorlesungen und Seminaren befreit.
Im Rahmen der Reform der Lehrerausbildung werden alle Lehramtstudiengänge der WWU akkreditiert. Daneben steht ab 2010 die Re-Akkreditierung verschiedener Studiengänge an. Diese Themen behandelt der erste Arbeitskreis. Eine zu hohe Stofffülle, zu viele Prüfungen in den Bachelorstudiengängen und die Frage, ob veränderte Prüfungs-, Lehr- und Vermittlungsformen Abhilfe schaffen können, soll der zweite Arbeitskreis klären. Häufig beklagen die Studierenden, dass sich Lehrangebote überschneiden und vor allem im Zwei-Fach-Bachelor die Fächer nur schlecht miteinander kombinieren lassen. Das ist Thema des dritten Arbeitskreises. Mit der Bolognareform sollten die Möglichkeiten für Studenten und Lehrende verbessert werden, innerhalb Europas die Hochschule zu wechseln. Diese Zielsetzung ist mit Blick auf die Mobilität der Studierenden nicht erreicht worden. Da jede Hochschule die Anforderungen selbst definieren kann, ist der Austausch selbst zwischen deutschen Universitäten eher zurückgegangen, ganz zu schweigen von dem auf europäischer oder internationaler Ebene. Hier Abhilfe zu schaffen, ist der Ansatz des vierten Arbeitskreises.
"Ich möchte über alle diese Themen reden und gemeinsam diskutieren und Schritt für Schritt Verbesserungen erreichen", ist das Ziel von Ravenstein. Das Rektorat teile in einigen Punkten die Kritik der Studierenden. "Wir wollen in den Bereichen, in denen wir als Hochschule das können, möglichst schnell Fortschritte erreichen – etwa bezüglich der hohen Prüfungsbelastung. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir am 'Bologna-Tag' zu einigen konkreten Verabredungen mit den Vertretern der Studierenden kommen werden, die auch sehr schnell umgesetzt werden können."
bn