Akademisches Olympia
Früh übt sich, wer ein Sportler werden will. Der Länderkampf Westdeutschland gegen Holland gehört zu den ersten akademischen Wettkämpfen, die der Hochschulsport in Münster ausrichtete.
Foto: Uniarchiv
Auf den ersten Blick mag es ein eher ungewöhnliches Jubiläum sein, dass der Hochschulsport gemeinsam mit der Sportwissenschaft der Uni in diesem Jahr feiert. Es handelt sich um das 80-jährige Jubiläum des akademischen Wettkampfsports in Münster. Dass 25, 50 oder 75 Jahre ein Grund zum ausgelassenen Feiern sind, findet wohl jeder. "Eine 80-Jahre-Feier ist vielleicht etwas untypisch, aber für uns ist das eine ganz wichtige Sache", erklärt Tim Seulen, Leiter der Abteilung "Wettkampfsport", "vor allem, weil wir Partnerhochschule des Spitzensports sind." Durch einen Fernsehbeitrag des WDR wurden die Verantwortlichen des Hochschulsports auf das Jubiläum aufmerksam. Dieser zeigt Aufnahmen aus dem Jahr 1929, als in Münster erstmals die Deutsche Hochschulmeisterschaft ausgetragen wurden. "Das ist doch ein würdiger Anlass für ein Jubiläum", findet auch der Leiter des Hochschulsports Wolfram Seidel.
"Mit diesen Meisterschaften wurde praktisch das neue Sportgelände auf dem Horstmarer Landweg mit Sportplätzen und dem 'Sportheim' eingeweiht", berichtet Prof. Michael Krüger, Direktor des Instituts für Sportwissenschaft, der zur Feier des Jubiläums im Rahmen der Sportlerehrung am 28. Oktober einen Einblick in die Geschichte des Sports an der WWU geben wird. Sport stand damals bei den Studenten und auch den noch wenigen Studentinnen hoch im Kurs. Auf dem Deutschen Studententag 1920 in Göttingen war sogar die Einführung des Pflichtsports gefordert worden. Dieser Wunsch hatte damals aber auch einen nationalistischen Hintergrund, die Sportpflicht auf akademischer Ebene sollte als eine Art Wehrersatz dienen.
"Wir wissen um unsere gemeinsame Wurzel."
1925 wurde das Institut für Leibesübungen gegründet. Es vereinte die heute getrennten Bereiche der Sportwissenschaft beziehungsweise der Turn- und Sportlehrerausbildung und des Hochschulsports. Der damalige Universitätsrektor Prof. Otto Hoffmann, ein großer Freund und Förderer des Sports, kaufte über den Förderverein das Gelände am Horstmarer Landweg, auf dem dann auch 1929 die Hochschulmeisterschaften vor über tausend Zuschauern ausgetragen wurden. Es gab aber auch kritische Stimmen in der Universität: "In akademischen Kreisen ging man davon aus, dass der Sport nur vom Studium ablenke", erinnert der Professor für Sportgeschichte.
"Das sogenannte 'akademische Olympia' 1929 in Münster umfasste zahlreiche Disziplinen", erläutert Krüger. In Sportarten wie Leichtathletik, Fußball und Tennis fanden ebenso Wettkämpfe statt wie im Rudern und Schwimmen. Das akademische Tennisturnier gewann Gottfried von Cramm, der später große Erfolge feierte und als "Tennisbaron" in die Sportgeschichte einging. Geschwommen und gerudert wurde damals im Dortmund-Ems-Kanal und in der Werse.
Mit der Einführung des Sports an der Universität ging eine weitere bedeutende Veränderung einher: "Seit 1929 ist es möglich, an der WWU Sport zu studieren", erzählt Krüger. Zuvor durften die Turn- und Sportlehrer an den Schulen ihr Fach nicht "studieren", sondern konnten lediglich einen Turnlehrerkurs absolvieren. Den gab es an der WWU allerdings schon sehr früh. Mit der Neuordnung der Turn- und Sportausbildung für höhere Schulen in Preußen wurde dann auch die Bedeutung des Sports an der Uni aufgewertet.
Erst im Jahr 1997 kam es zur Trennung der Sportwissenschaft und des Hochschulsports. "Wir wissen aber um unsere gemeinsame Wurzel", erklärt Krüger und erinnert an den Status der WWU als Partnerhochschule des Spitzensports. Sportwissenschaft und Hochschulsport arbeiten "Hand in Hand", nicht nur bei der Unterstützung der studierenden Spitzensportler, sondern zum Beispiel auch bei der gemeinsamen Nutzung und Verbesserung der Sportstätten. Sowohl Hochschulsport wie auch Sportwissenschaft in Münster haben bei den letzten Hochschulrankings Spitzenplätze belegt.
hd