|
muz

Gute Laune durch Singen

"Troubadix Erben" mischen munter die Stile
Wl 0903 Troubadix-erben

Mamma mia! Wenn "Troubadix Erben" loslegen, steht der Spaß an erster Stelle. Heraus kommt Chormusik zum Mitwippen.

Foto: Peter Sauer

Ein paar Tasten drückt Elena Königsfeld mit links auf dem Klavier. Mit rechts macht sie gleichzeitig ein paar schwungvolle Bewegungen locker aus den Schultern heraus. Mit Erfolg. Wie auf Kommando schallt es ihr aus 25 Sangeskehlen entgegen: "Mamma mia, here I go again" – der Popklassiker von Abba. Königsfeld leitet den Chor "Troubadix Erben", bestehend aus Studierenden der Universität Münster. Der geht munter quer durch alle Fachrichtungen und Semester. Ganz egal, ob Geistes- oder Naturwissenschaften: die Muse hat sie alle geküsst.

Mit Augenzwinkern erläutert die an der Landesmusikakademie Heek ausgebildete Chorleiterin die Namensgebung des vielstimmigen Chores: "Die Troubadixe aus Münster verwalten den Nachlass ihres Bardischen Gesangsmeisters, den man ja aus den Asterix-Comics kennt." Aber freilich ganz ohne dessen typische weiße Schalmei und ohne die Gefahr, dass die Bewohner des gallischen Dorfes die Chormitglieder jagen, wenn ihre Stimmen erklingen.  "Troubadix, der umstrittene Musikus aus dem gallischen Dorf von Asterix und Obelix, ist in fast allen Dingen unser Vorbild. Mit der Betonung auf fast", ergänzt Königsfeld lächelnd, "Selbstsicherheit, Unerschrockenheit, Mut, Fleiß, Engagement, reichlich viel Idealismus und eben seine Tapferkeit, irgendwann schon sein Publikum zu finden – das spricht uns aus der Seele. Es gibt nur eine Sache, für die er uns kein Vorbild ist: das Singen." Denn das können die Troubadixe aus Münster weitaus besser als ihr gallisches Vorbild.

Gerade bei dieser Selbstbeschreibung erkennt man bereits, mit welchem Understatement und mit welcher Fröhlichkeit der studentische Chor "Troubadix Erben" bei der Sache ist. Das Ergebnis kann sich hören und sehen lassen. Geprobt wird jeden Montag ab 20 Uhr in der Aula der Katholischen Hochschulgemeinde. Konzentriert, aber mit viel Schwung gehen die Chormitglieder die einzelnen Songs an, helfen sich auch vor der Probe und den Pausen gegenseitig aus. Da werden fleißig fehlende Noten kopiert oder schnell wird ein störendes Kratzen im Hals mit der richtigen Hustenpastille beseitigt.

Das Repertoire von "Troubadix Erben" reicht von neuer geistlicher Musik über Pop und Musical, wie aktuell das fröhliche "Chim-Chim-Cheree" aus dem Film "Mary Poppins", bis hin zu ausgefallener A-cappella-Musik. Auch Ethno-Songs wie das indianische „Evening rise“ und Jazzperlen wie "My Baby just cares for Me" von Nina Simone, kommen ihnen gut von den Lippen.

Derzeit steht "Peter und der Wolf", das berühmte musikalische Märchen von Sergej Prokofjew, auf der Agenda des studentischen Chores: "Die Herausforderung liegt darin", erklärt Chorleiterin Elena Königsfeld, "mit unseren Stimmen genau jenen Instrumenten zu entsprechen, die sonst in einem Sinfonieorchester die Musik in all ihren Facetten wiedergeben. Das ist nicht ganz einfach, aber auf jeden Fall sehr spannend. Mit unseren Stimmen geben wir auch die unterschiedlichen Tiere wieder." Da ist dann großes Einfühlungsvermögen gefragt.

Aber auch die Geselligkeit kommt nicht zu kurz. Im Mai trafen sich "Troubadix Erben" zu einem Chorwochenende auf der Burg Gemen. Hier wurde nicht nur das neue Programm für das nächste große Konzert am 12. Juli in der Aula der Katholischen Hochschulgemeinde einstudiert. Der vorgetragene Filmsong "Probier’s mal mit Gemütlichkeit" aus dem "Dschungelbuch" passte wie ein Motto gut zu den geselligen Momenten zwischendurch mit Umtrunk und Ausflügen. Auch Freundschaften sind schon entstanden.

Chormitglied Anne Holterhues fühlt sich sichtlich wohl bei den Troubadixen. Mitten im Prüfungsstress für das Lehramt Deutsch und Religion ist der Chor für die 23-jährige Studentin genau das Richtige, um abzuschalten: "Wenn ich mit schlechter Laune hier hin komme, gehe ich nach den zweistündigen Proben mit guter Laune wieder nach Hause. Der Chor gibt mir so viel. Gerade jetzt in der Prüfungszeit, wo man nur Bücher vor Augen hat." Chorleiterin Königsfeld nickt er überrascht zu: "Also bei mir ist das ganz genauso. Der Chor setzt gerade an total schlechten Tagen positive Endorphine frei. Und das war jetzt wirklich nicht untereinander abgestimmt." Für beide bringt das Singen soviel wie eine gute Sportart. Danach fühlen sie sich physisch und mental besser.

Auch Geschichtsstudent Thomas Lisowski schätzt den "großen Spaß am Singen". Gemeinsam habe man schon so manche Klippe galant umschifft und sich gewundert, was so alles möglich ist, wenn man sich gegenseitig motiviert. Der angehende Historiker schätzt vor allem die gute Stimmung: "Selbst wenn mal einer von uns so einen richtig schlechten Tag hat und beim Singen Fehler macht, geht die Welt nicht unter. Wir sind alle sehr harmoniebedürftig, nicht nur bezogen auf die zu singenden Noten." Als einziger Bass trägt Losowski "eine nicht unwesentliche Verantwortung" für den gesamten Chorapparat: "Meine Fehler fallen sofort auf und fehlen sollte ich auch nicht, denn ohne Bass klingt es nicht so gut." 

Chorleiterin Königsfeld greift die Steilvorlage auf. "Wir brauchen händeringend Männer, Tenöre und Bässe." Denn 22 Frauenstimmen stehen derzeit nur drei Männerstimmen gegenüber. Das hat zur Folge, dass Chorleiterin Elena Königsfeld beim Arrangieren zugunsten eines einheitlichen Klangbildes mitunter auch ein bisschen zaubern muss. Da sind dann die berühmten künstlerischen Freiheiten gefragt. „Aber das freut eben auch das Publikum“, ergänzt die hauptberufliche Verwaltungsleiterin im Wolfgang-Borchert-Theater, „dass wir nicht so klingen wie ein 08/15-Chor, sondern unsere eigene spezielle Note haben.“ Wenn die Konzerte nur annähernd so gut werden wie die Proben, darf man sich auf tolle Gesangsabende freuen.

Wer bei der "Troubadix Erben" mitmachen will als Sänger, kann einfach zu den Proben kommen. Anmeldung und Chorerfahrung sind nicht zwingend notwendig, man sollte aber schon melodisch sein. Nur bei einer Sache ist die studentische Sängerschar streng: "Regelmäßiges Erscheinen ist Bedingung, um bei uns mitmachen zu können", betont Königsfeld, "denn wir wollen unsere Ziele, sprich Auftritte, erreichen und verlassen uns völlig aufeinander." 

"Troubadix Erben" haben so viel Spaß am gemeinsamen Singen, dass er sich schnell aufs Publikum überträgt und schon summt man Abbas "Mamma Mia – here I go again" im Stillen mit oder wippt munter im Takt. Danke!

ps

www.kshg-muenster.de