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Stiften und spenden

Privates Engagement wird immer wichtiger
Wl 0903 Spender

Großzügige Spender hat die Universität viele. Doch sie können staatliche Gelder nicht ersetzen. 

Foto: Angelika Klauser

Noch fehlt die langfristige Perspektive, doch zumindest gibt es das Institut für Vergleichende Städtegeschichte noch. Zu verdanken ist das Reinhard Horstmann, der dem An-Institut in den vergangenen zwei Jahren eine finanzielle Atempause verschaffte, nachdem die Landesregierung die Förderung eingestellt hat. Horstmann gehört zu dem immer größer werdenden Kreis von Stiftern und Spendern, die der Universität finanziell unter die Arme greifen.

Die Unterstützung kann ganz unterschiedliche Formen annehmen. Die Palette reicht von der einmaligen Sachspende bis hin zur Einrichtung einer Stiftung, die dauerhaft die WWU oder ein bestimmtes Institut unterstützt. So hat der in Münster geborene Diplomat und Völkerrechtsexperte Prof. Tono Eitel dem Archäologischen Museum seine Sammlung von bedeutenden Rollsiegeln zur Verfügung gestellt. Dr. Andreas Raymond Dombret, "Vice Chairman Europe" der Bank of America, hat an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät einen Promotionspreis gestiftet und die Einrichtung eines Zentrums für studentische Initiativen gefördert. Weil ihre Tochter Anke mit einem angeborenen Herzfehler zur Welt kam, gab Karla Völlm das Geld für gleich zwei Professuren, die Forschung und Krankenversorgung in diesem Bereich voranbringen sollen. Dafür wurde sie ebenso wie Horstmann mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Die Schober-Stiftung, gegründet von dem ehemaligen Prorektor Prof. Otmar Schober, unterstützt christliche Hospiz-Arbeit nicht nur am Klinikum, sondern auch in anderen münsterschen Krankenhäusern und Einrichtungen.

Warum aber verschenkt man sein Geld? "Ich bin Mitte der 1960er Jahre ins Wirtschaftsleben eingestiegen. Das war eine einfache Zeit, man konnte werden, was man wollte. Ich habe viel Glück gehabt und davon will ich etwas an die Gesellschaft zurückgeben", erklärt Horstmann. Der 65-Jährige winkt bescheiden jeden Dank ab. "Ach, das ist doch sehr eigennützig, was ich mache. Wenn ich Freude gebe, bekomme ich auch Freude zurück." Zehn Prozent des Gewinnes seiner rund 20 Firmenbeteiligungen spendet Horstmann jährlich – nicht nur an die Uni. Er engagiert sich auch viel im sozialen Bereich. "Einsatz und Begeisterung ist für mich das wichtigste Kriterium", erklärt er, "im Wirtschaftsleben wie in sozialen und kulturellen Projekten. In beiden Bereichen muss klar sein, dass Leistung erbracht werden muss."

"Privates Engagement wird immer wichtiger."

"Privates Engagement wird immer wichtiger", sagt Dr. Katharina Steinberg, zuständig für die Verwaltung der Drittmittel. "Für fast jeden Zweck findet sich ein Geldgeber, man muss nur suchen." Das hat auch die Landesregierung erkannt. Aktuell stellt sie das Geld für 78 Stipendien zur Verfügung. Einzige Bedingung: Die 150 Euro des Landes müssen durch einen privaten Geldgeber verdoppelt werden. Steinberg ist zuversichtlich, dass es gelingen wird, ausreichend Spender zu finden, um das Programm voll ausschöpfen zu können.

"Es gibt nicht den typischen Spender", weiß Steinberg. Die einen wollen schlicht die Spende von der Steuer absetzen, die anderen wollen, dass ihre Spenden einen würdigen Aufenthaltsort finden und gezeigt werden, die dritten haben ein wissenschaftliches Interesse so wie Sybille Hahne, die gleich zwei mit je 10.000 Euro dotierte Nachwuchsforscherpreise stiftete.  

Eins allerdings ist klar: Aus Spenden und privaten Stiftungen kann sich eine Universität nicht finanzieren. "Gerade in den Naturwissenschaften werden bedeutend höhere Summen benötigt, als Privatleute zur Verfügung stellen können", so Steinberg. Und auch hier gilt, was für den Rest der Gesellschaft gültig ist: Ist die Wirtschaftslage schlecht, sind auch die Spender weniger großzügig.

Das kann Erika Foitzik vom Förderkreis der Universität bestätigen. Insgesamt engagieren sich im Förderkreis über 800 Privatleute, Firmen und öffentliche Institutionen mit ihren Mitgliedsbeiträgen und Spenden. Darüber hinaus verwaltet der Förderkreis das Vermögen von zehn unselbstständigen Stiftungen.

"Der Förderkreis ist nicht Lückenbüßer für staatliche Versäumnisse."

An einigen Stiftungen ist die Finanzkrise nicht spurlos vorübergegangen", sagt Foitzik. Trotzdem ist der Förderkreis ein wichtiger Partner der Universität, auch wenn der Vorsitzender, Jochen Herwig, klar zu verstehen gibt: „Der Förderkreis ist nicht Lückenbüßer für staatliche Versäumnisse.“ Mit den Mitteln des Förderkreises werden Projekte in den Bereichen Forschung, Lehre und Kultur unterstützt, Nachwuchswissenschaftler gefördert, der Ernst-Hellmut-Vits-Preis vergeben und der Erhalt des Landhauses Rothenberge gewährleistet, das für Lehrende und Studierende einen festen Bestandteil des akademischen Lebens an der Universität darstellt.

Getroffen von der Finanzkrise wurde auch die Rolf-Dierichs-Stiftung, die vor allem die Medizinische Fakultät unterstützt. Zehn Prozent des Stiftungskapitals hat sie verloren und da dieses nicht angetastet werden darf, muss das Geld erstmal wieder erwirtschaftet werden, bevor neue Projekte unterstützt werden können. Namensgeber Prof. Rolf Dierichs war selbst  Anatom an der Universität Münster. "Das ist ein unterrichtsintensives Fach. Da liegt mir besonders die Lehre am Herzen." So wurden mit seiner finanziellen Hilfe beispielsweise die "POL-Kurse" zum problemorientierten Lernen eingerichtet und Teile des Studienhospitals finanziert.

In der Familie Dierichs hat gemeinnütziges Engagement Tradition. "Mein Vater war Zeitungsverleger in Kassel. Für ihn war es selbstverständlich, einen Förderverein einzurichten und so einen Teil der erwirtschafteten Gelder an die Region zurückzugeben. Nach seinem Tod und dem Verkauf der Zeitung haben meine Geschwister und ich aus dem Vermögen des Fördervereins jeweils eigene Stiftungen errichtet."

Davon hat die medizinische Fakultät profitiert, aber nicht nur die: "Ein persönliches Anliegen ist mir das Studentenorchester. Die begeistern mich jedes Mal mit ihren Konzerten." Aber auch das Orchester muss in diesem Jahr auf die Finanzspritze in Höhe von 20.000 Euro verzichten. "Die Stiftung unterstützt in der Regel keine Projekte mit Folgekosten, weil wir keine Kontinuität garantieren können", erklärt Dierichs.

Kontinuität soll nun ein Projekt zum Fundraising bringen, dass vom Rektorat angestoßen worden ist. Derzeit läuft die Suche nach professioneller Unterstützung bei der Einwerbung von Spenden.

bn