|
muz

Nicht nur alt, auch gut

944 Einladungen haben Mitarbeiter am Institut für Kommunikationswissenschaft gerade eingetütet und verschickt. Die letzten dürften in den nächsten Tagen auch entferntere Gefilde wie Südkorea oder die USA erreichen. Das Institut wird 90 und das wird am 2. Juli mit einem großen Symposium und einem Fest im Schloss gefeiert. Rankings, wie das des Gütersloher Centrums für Hochschulentwicklung bestätigen: "Wir sind nicht nur eines der ältesten kommunikationswissenschaftlichen Institute, sondern auch eins der besten", sagt Institutsdirektor Prof. Christoph Neuberger. Er ist stolz auf 90 Jahre "Münsteraner Schule": Es sei immer wieder gelungen, innovative Theorien zu entwickeln, die für das Fach bedeutend waren.

Die Anfänge des Instituts waren bescheiden: Der Historiker Aloys Meister gründete 1915 ein Pressearchiv an der Uni Münster. Daraus wurde 1919 das Lektorat für Zeitungskunde – das eigentliche Geburtsjahr des heutigen Instituts. Meister setzte sich nach dem Ersten Weltkrieg für eine zeitungskundliche Einrichtung ein, um die Qualität der journalistischen Ausbildung und der Berichterstattung zu steigern. Meisters hehre Ideale traten die Nazis dann mit Füßen. Sie stellten die Disziplin Zeitungswissenschaft in den Dienst ihrer Ideologie, auch in Münster. Hier taten sich Studierende mit zweifelhaften Arbeiten zur ausländischen "Hetze" gegen das "Dritte Reich" hervor. Nach dem Krieg wurde es erstmal ruhig um das Institut, bis 1949 der Journalist Dr. Walter Hagemann als Direktor des Instituts auf den Plan trat.

Entsprechend seinem Fachverständnis benannte er es in "Institut für Publizistik" um, denn Hagemann erforschte neben Zeitungen auch Film, Radio und TV. Unter Hagemanns Leitung gab es zum ersten Mal an einer deutschen Universität eine Vorlesungsreihe zum Film. Unkonventionelle Wege ging auch der darauf folgende Institutsdirektor, der Niederländer Prof. Henk Prakke: Für eine Zeitungsanalyse bat er den damaligen Fußball-Bundestrainer Helmut Schön, ihm aus dem damals schwer zugänglichen albanischen Tirana für das "Handbuch der Weltpresse" Tageszeitungen mitzubringen.

In den neunziger Jahren haben in Münster bedeutende Fachvertreter eine Theoriediskussion angestoßen, die entscheidenden Einfluss auf die deutsche Kommunikationswissenschaft nahm. Gleichzeitig organisierte Prof. Siegfried Weischenberg in Münster ein empirisches Großprojekt, die erste große deutsche Journalismusstudie. 1998 reagierte das Institut auf den Wandel im Fach mit einer Umbenennung in "Institut für Kommunikationswissenschaft".

Von der Bedeutung des Instituts für Forschung und Praxis zeugt auch die Einladungsliste für die Festveranstaltung am 2. Juli: Namen wie Siegfried Weischenberg oder Walter J. Schütz finden sich darauf genauso wie Miriam Meckel oder Oliver Kalkofe. Zahlreiche Drittmittelprojekte, etwa zur Wissenschaftskommunikation, zum Wandel des Journalismus, Journalismus im Internet oder zur politischen Kommunikation, zeigen, dass das fachliche Niveau in Münster hoch ist. Absolventen des Fachs sind auf dem Arbeitsmarkt begehrt und arbeiten nach dem Studium meist in den Bereichen Werbung, PR oder Journalismus.

jri

http://egora.uni-muenster.de/ifk/