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Persönlichkeit ist ausschlaggebend

Ergebnisse der ersten flächendeckenden Absolventenbefragung liegen vor

Während fleißig Fragebögen der zweiten flächendeckenden Absolventenbefragung eintrudeln (siehe auch wissen|leben 12/08), liegen inzwischen die detaillierten Ergebnisse der ersten Befragung für einzelne Fächer vor. Sie werden auf Beschluss des Rektorats in der nächsten Zeit auf den Projektseiten im Internet veröffentlicht und damit allen Interessierten zugänglich sein. "In meiner Funktion als Prorektorin für Lehre, Studienreform und studentische Angelegenheiten bin ich mit den Ergebnissen  sehr zufrieden", meint Dr. Marianne Ravenstein, Prorektorin für Lehre, Studienreform und studentische Angelegenheiten. Denn, auch wenn natürlich nicht alle Fächer Spitzenwerte erzielen: "Die Ergebnisse sollen und können den Fachbereichen und Lehreinheiten helfen, ihr Lehrangebot zu verbessern und neue Studiengänge bedarfsgerecht zu konzipieren", so Ravenstein.

Die erste und wichtigste Erkenntnis aus der Umfrage, die einen sehr hohen Rücklauf zu verzeichnen hatte: Nach einem Jahr haben fast alle Absolventen einen Arbeitsplatz gefunden, unabhängig von der Fachrichtung. Die Dauer der Stellensuche war dabei allerdings sehr unterschiedlich: So suchten die Humanmediziner nur 2,3 Monate, die Biologen dagegen sechs Monate. Auch die Art und Qualität der Stellen ist höchst unterschiedlich: Die Wirtschaftsinformatiker haben bei der ersten Beschäftigung mit 73 Prozent den höchsten Anteil an unbefristeten Stellen, bei den Biologen und in der Humanmedizin beträgt er beispielsweise zwölf Prozent. Letztere haben dafür unmittelbar nach Studienende mit 3586 Euro das höchste monatliche Durchschnittseinkommen. Die Humanmediziner werden beim Einkommen im Verlauf des ersten Berufsjahres lediglich von den Wirtschaftsinformatikern überholt.

"Die Fachvertreter bekommen wichtige Hinweise in Hinblick auf die Konzeption der neuen Studiengänge."

Einige der Ergebnisse waren zu erwarten – so ist der Anteil jener, die promovieren und dies auf befristeten Stellen mit geringerer Wochenarbeitszeit, die deshalb schlechter bezahlt werden, in den Naturwissenschaften deutlich höher als bei den Wirtschaftswissenschaftler oder den Pädagogen. Deshalb wohl gaben auch nur zehn Prozent der Diplom-Chemiker an, überhaupt eine Stelle gesucht zu haben.  "Wir arbeiten eng mit den Fächern zusammen, denn es gibt immer Beschäftigungsverhältnisse, die berufsspezifisch sind, was bei der Interpretation berücksichtigt werden muss. Etwa das Volontariat bei den Kommunikationswissenschaftlern oder das Referendariat bei den Juristen, die jeweils für eher geringe Einkommen sorgen", erklärt Christian Tusch, im Dezernat 5 zuständig für die Absolventenbefragung.

"Interessant sind vor allem die Ergebnisse in der Biologie gewesen", sagt Tusch. "Denn hier haben wir Absolventen aus zwei Diplom- und einem Bachelor-Studiengang befragt." Dabei habe sich gezeigt, dass sich Studierende mit einem Bachelor-Zeugnis häufig noch nicht als Absolventen empfinden, weil sie auf jeden Fall noch einen Master-Studiengang drauf satteln möchten. "Die Hinweise der Absolventen im Hinblick auf die im Studium erworbenen Qualifikationen und insbesondere die Gegenüberstellung von bei Studienabschluss vorhandenem und aktuell gefordertem Kompetenzniveau liefern meiner Einschätzung nach den Fachvertretern wichtige und aufschlussreiche Hinweise im Hinblick auf die Konzeption der Bachelor- und Masterstudiengänge", so Ravenstein.

Nicht immer gute Noten bekommen die Studiengänge, wenn die Absolventen einschätzen sollen, was ausschlaggebend war, als sich ihr Arbeitgeber für sie entschieden hat. Die Bedeutung des Rufes der Hochschule beziehungsweise des Studiengangs wurde von den Wirtschaftswissenschaftlern mit rund 50 Prozent am höchsten bewertet, bei allen anderen ausgewerteten Studiengänge fiel der Wert zum Teil deutlich geringer aus. Einig waren sich allerdings alle in dem wichtigsten Kriterium der Arbeitgeber: die Persönlichkeit der Bewerber.

Einig waren sich die meisten Absolventen auch bei der Einschätzung, wie sehr ihnen die Fachbereiche bei der Wahl von Praktika und beim Berufseinstieg geholfen hatten: Die meisten fühlten sich nicht ausreichend unterstützt. Zentrale Studienberatung und "Career Service" bekommen von jenen, die sie kannten, zwar mittlere Noten, doch wurde gerade der "Career Service" nur von 18 Prozent der Befragten überhaupt bewertet. Weitere 31 Prozent gaben an, ihn nicht zu kennen, und 44 Prozent, ihn nicht zu nutzen. "Das ist bedauerlich. Ich denke aber, dass wir gute Arbeit leisten. Deshalb würde ich mir wünschen, dass wir von den Fachbereichen noch mehr unterstützt und beispielsweise auf deren Homepages verlinkt werden", so Andreas Eimer, Leiter des "Career Services".

Die Absolventenbefragung soll in den kommenden Jahren zur Routine werden. Denn nur in der intertemporalen Entwicklung, im Vergleich mit ausgewählten Universitäten und unter Berücksichtigung der jeweiligen wirtschaftlichen Lage lassen sich wirklich Rückschlüsse auf die Qualität der Ausbildung in Bezug auf den Arbeitsmarkt ziehen.

bn