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Ökologisches Bauen

Geowissenschaften erhalten Neubau

Der Schreck war im vergangenen Jahr groß: Die Gebäude der Geowissenschaften in der Robert-Koch-Str. 26 und 28 seien mit Polychlorierten Biphenylen (PCB) verseucht. Sie gelten als giftig und Krebs erzeugend und wurden unter anderem als Weichmacher in Kunststoffen eingesetzt. Innerhalb kurzer Zeit mussten die Büros und Seminarräume im Gebäudeteil Nr. 26 geräumt werden, die Geowissenschaftler zerstreuten sich in alle Winde. Die Geographen und die Didaktiker sitzen am Schlossplatz 4-7, die Landschaftsökologen weiterhin in der Robert-Koch-Str. 28, die Geoinformatiker hat es gar an die Weseler Straße verschlagen. Doch nun gibt es einen Hoffnungsschimmer: Der Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) NRW plant einen Neubau im Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Zentrum.

"Die kurzen Wege von früher fehlen uns natürlich."

"Im Moment läuft es zwar ganz gut bei uns, aber die kurzen Wege von früher fehlen uns natürlich", beschreibt Dr. Beate Keplin, Prodekanin für Finanzen und Personal und stellvertretende Hausverantwortliche für das AVZ Hüffergarten, die Situation. Anders als befürchtet, konnten alle Bücher vom PCB-Staub gesäubert und damit gerettet werden. Allerdings liegen die CIP-Pools nicht mehr in einem Gebäude, die Kartensammlung ist am Schlossplatz, die Bibliothek provisorisch in Containern an der Robert-Koch-Str. 40 untergebracht. "Aber zumindest konnten die Institute jeweils gemeinsam untergebracht werden", meint sie pragmatisch. Pragmatisch, das sind wohl auch alle anderen Mitarbeiter in den Geowissenschaften. Von einem Tag auf den anderen sein Büro nicht mehr betreten zu dürfen, das traf die meisten hart, doch Kritik war kaum zu hören, ging es doch um Gesundheitsschutz für Mitarbeiter und Studierende. Da nicht auszuschließen ist, dass auch in den Wänden PCB verwendet wurde, hat der BLB beschlossen, dass ein Abriss kostengünstiger wäre.

Das neue Gebäude soll, so wünscht es sich vor allem die Landschaftsökologie, ein Niedrigenergiehaus werden. Ein Professor der Fachhochschule ist als Ratgeber mit im Boot, denn nicht alles, was ökologisch machbar ist, ist auch ökologisch sinnvoll. Hans-Joachim Fliesen, im Baudezernat zuständig für das Bau- und Flächenmanagement, erläutert das an einem Beispiel: "Am derzeit geplanten Standort an der Corrensstraße ist die konventionelle Grundversorgung mit Wärme und Kälte bereits gesichert. Da wäre es sinnlos, zusätzlich zu investieren." Aber Fliesen kann sich vorstellen, dass das Wärmemanagement über die Fassadengestaltung und Sonnenkollektoren optimiert wird.

Etwa 28 Millionen Euro, so schätzt Fliesen, könnte ein Neubau kosten. Zum Vergleich: Der 8300 Quadratmeter große Neubau der Pharmazie wird rund 44 Millionen Euro kosten. Für ein Niedrigenergiehaus wären aber vergleichsweise höhere Investitionen notwendig. "Diese zusätzlichen Mittel müssen wir in Düsseldorf bewilligt bekommen", erklärt Fliesen. "Als Universität haben wir natürlich ein Interesse daran, möglichst ökologisch zu bauen und wollen uns auch dafür einsetzen." Mehr Raum werden die Geowissenschaftler für das Geld nicht erhalten. Geplant sind 5700 Quadratmeter Hauptnutzfläche.

"Ein Neubau ist eindeutig die beste Variante."

Rund zweieinhalb Jahre wird der Neubau dauern. Im günstigsten Fall könnten die Geowissenschaftler 2011 wieder umziehen – allerdings nur, wenn die Genehmigung aus Düsseldorf schnell erteilt wird. Neben dem Wunsch nach einem klimabewussten Bauen sind für die Geowissenschaftler einige weitere Besonderheiten notwendig: "Die Landschaftsökologen benötigen ein Nasslabor, die Paläobotanik ein Labor, in dem mit der äußerst gefährlichen Flusssäure gearbeitet werden kann. Und die Klimatologie möchte natürlich wieder ihre Messstation auf dem Institutsgebäude errichten", erklärt Keplin.

Sie freut sich auf den neuen Arbeitsplatz. Zum einen wären alle Geowissenschaften, auch die Geophysik und die Planetologie, fußläufig untergebracht. Zum anderen wird die Nutzfläche zwar nicht erweitert, aber die Fläche kann bei einem Neubau viel optimaler geplant werden, als dies in den alten Gebäuden der Fall war. "Ein Neubau ist eindeutig die beste Variante", so Keplin.

bn