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Genuss mit grünem Gewissen

AStA präsentiert neue Mensa-Umfrage
Bio-Qualität in Mensen

Möhren in Bio-Qualität werden schon jetzt mitunter in den Mensen angeboten. Die Studierenden würden gerne noch mehr Lebensmittel aus ökologischem Anbau essen und dafür bis zu 60 Cent mehr zahlen.

Foto: jenzig71/pc

Münstersche Studierende würden für ein Biomenü 60 Cent auf den derzeitigen Menüpreis in der Mensa draufzahlen. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Befragung, die das Ökoreferat des Allgemeinen Studierenden-Ausschusses (AStA) im vergangenen Sommer initiiert hat. "Die Höhe ist schon erstaunlich", sagt Referent Matthias Wanner. Er und sein Kollege Matthias Scharpenberg wollten mit der Mensa-Umfrage herausfinden, wie biologisch einwandfrei münstersche Studierende künftig essen wollen.

Die Antworten der 5349 Befragten zeigen, dass die Mensen des Studentenwerks noch ökologischer werden dürfen. Knapp die Hälfte der Studierenden halten ein Angebot aus kontrolliert biologischem Anbau für wichtig (31,5 Prozent) oder sehr wichtig (16,6 Prozent). Dass sie bereit sind, durchschnittlich 60 Cent mehr für ein Biomenü zu bezahlen, beurteilt Wanner zwar positiv, schränkt jedoch ein: "Wie dann an der Kasse tatsächlich gehandelt wird, ist eine andere Sache."

Ebenfalls die Hälfte der Befragten spricht sich für ein Bio-Menü aus, bei der mindestens die Hälfte aller Komponenten aus kontrolliertem Anbau stammen sollte. Ein Viertel befürwortet sogar ein ganzes Bio-Menü. Das andere Viertel ist mit dem Status quo in münsterschen Mensen zufrieden, bei dem jeweils ein oder zwei Beilagen in Bio-Qualität angeboten werden.

"Ein komplettes Bio-Menü in den Mensen anzubieten, ist aus produktionstechnischen Gründen nicht möglich", erklärt Ludger Wesselmann, der beim Studentenwerk für die Beschaffung zuständig ist. Um komplette Bio-Menüs auszugeben, müsse man garantieren, dass wirklich jede Komponente aus kontrolliertem Anbau komme, um sie mit dem Bio-Logo auszeichnen zu können. Bei der Zubereitung dürften Bio-Lebensmittel nicht mit konventionell erzeugten Waren in Berührung kommen.

In den Mensen stehen allerdings schon einige Bio-Produkte auf dem Speiseplan: Reis, Nudeln und wechselnde Gemüsesorten werden in Bio-Qualität angeboten. Auch den Kaffee können Studierende aus den meisten Automaten mit gutem Gewissen genießen: Er stammt aus fairem Handel und ist mit dem Bio-Siegel  versehen. Laut Studentenwerk seien momentan drei Prozent aller verkauften Produkte aus biologisch-kontrolliertem Anbau. "Unser Ziel sind allerdings fünf Prozent", betont Andreas Althaus, Leiter des Sachgebiets Mensa und Qualitätssicherung.

"Nur Bio ist sicherlich  zu kurz gedacht."

Im Rahmen der Nachhaltigkeit setzen Althaus und Wesselmann auch auf die Regionalisierung des Speiseangebotes: "Nur Bio ist  sicherlich zu kurz gedacht", so Althaus. Das Fleisch komme aus dem Münsterland, genau wie der Spargel und die Erdbeeren in diesem Sommer. 120 Tonnen der Kartoffelsorte "Münsterlandknolle" ordere das Studentenwerk jährlich beim Hof Lohmann in Freckenhorst – das entspreche rund 98 Prozent des Gesamtjahresverbrauchs. Damit will das Studentenwerk Münster nicht nur die heimische Wirtschaft, sondern auch Menschen mit Behinderungen unterstützen, die auf dem Hof Lohmann leben und arbeiten.

Dennoch: Es fehle dem Studentenwerk an einem nachhaltigen Gesamtkonzept, kritisiert Wanner und nennt als weiteres Beispiel die Gentechnik. Fast zwei Drittel der Studierenden sprechen sich laut Umfrage für gentechnikfreie Produkte in Mensen und Bistros des Studentenwerks aus. In der Kühlung stünden jedoch immer noch Produkte wie "Müller Milch", die nicht gentechnikfrei produziert worden seien. Dabei sei es möglich, auf "saubere" Getränke eines anderen Herstellers umzustellen. Für Wesselmann und Althaus keine neue Kritik: "Über Coca-Cola und Müller wird viel geschimpft – aber es wird gekauft!" Man habe in mehreren Bistros des Studentenwerks den Versuch gestartet und Molke eines anderen Herstellers verkauft, die sogar billiger gewesen sei. Wesselmanns Fazit: "Es lief nicht!"  Die Studie hat das Studentenwerk trotzdem zur Kenntnis genommen und lobt die Arbeit der Studierendenvertreter. Die laufenden Projekte habe man aber bereits im Vorfeld eingestielt. "Bio ist bei uns schon lange Thema", betont Althaus. Wanner hofft, dass die Studie noch einige Impulse für weitere Projekte gibt. "Sie ist zu groß und zu repräsentativ, um sie zu ignorieren."

   jri