Mit Weitblick fördern

Eine Zukunft für die Jugendlichen in Benin verspricht die neue studentische Initiative "Weitblick".
Foto: Weitblick e. V.
Marketing, Controlling und Makroökonomie gehören zum Studienalltag an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät. Initiativen wie "AIESEC", das "Symposium Oeconomicum" oder die studentische Unternehmensberatung "move" sorgen dabei für den Praxisbezug. Seit Februar können sich Studierende an der Universitätsstraße auch sozial engagieren – im gemeinnützigen Verein "Weitblick e. V.". Ihn gründeten Ende Februar rund 50 Studierende vor allem aus den Bereichen BWL und VWL. "Wenn man nichts findet, gründet man es eben", sagt Andreas Pletziger, Ideengeber und Vorsitzender der Initiative.
Anders als die anderen Gruppen, die sich im Dunstkreis des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaften angesiedelt haben, engagieren sich die "Weitblicker" entwicklungspolitisch. Sie setzen sich für einen gerechten Zugang zu Bildungseinrichtungen ein und unterstützen weltweit Projekte, in denen Kindern und Jugendlichen Schul- und Berufsausbildungen ermöglicht werden. Über eigene Reisen und persönliche Kontakte wählte die Initiative fünf Projekte aus, die sie verstärkt fördern will. Sie finanziert mit Spenden und Vereinsbeiträgen zum Beispiel die Ausbildung von Straßenkindern in Benin. Mit der Aktion "50x50+5" sollen 50 von ihnen eine Schulausbildung erhalten, die 50 Euro im Jahr kostet. Zudem geben ihre Spenden fünf Schulabgängern die Chance auf eine Berufsausbildung, die sich an den örtlichen Bedürfnissen orientiert.
"Wir arbeiten nur mit Organisationen zusammen, in denen wir Mitarbeiter kennen."
Damit das Geld auch dort ankommt, wo es gebraucht wird, arbeitet "Weitblick" unter anderem mit dem Verein "pro dogbo e. V." zusammmen. Auf ihn wurden die Studierenden über Pletzigers Bruder aufmerksam, der bei der "Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit" tätig ist und sich zwei Jahre in Benin engagiert hat. "Wir arbeiten generell nur mit Organisationen zusammen, in denen wir Mitarbeiter kennen oder schon jemand von uns war", erklärt Pletziger. Damit will "Weitblick" sicherstellen, dass das Geld wirklich nur dort eingesetzt wird, wofür es bestimmt ist. Als weitere Projekte unterstützen die "Weitblicker" ein Patenprogramm in Chile, Mikrokredite in Entwicklungsländern und die Verpflegung von Schulkindern in Madagaskar.
"Vermitteln, fördern, bilden"
Gemäß ihrem Motto "vermitteln, fördern, bilden" will die studentische Initiative ihre Mitglieder außerdem in verschiedene Entwicklungsprojekte vermitteln und Bildungsfahrten unternehmen. Für das Jahr 2010 peilt der Verein eine Reise nach Afrika an, um die Projekte zu besuchen, die sie dort unterstützen. "Für diese Fahrten verwenden wir allerdings keine Spendengelder", stellt Vorstandsvorsitzender Pletziger klar.
"Weitblick" gewährt seinen Mitgliedern nicht nur Einblicke in die entwicklungspolitische Zusammenarbeit. Sie erfuhren in den vergangenen Monaten auch, was es bedeutet, einen Verein zu gründen: Zuerst mussten sie eine Satzung verfassen. Danach führte der Weg vom Vorstand zum Notar. Dann ging es weiter ins Amtsgericht, das "Weitblick" als Verein eintrug. Außerdem bemüht sich "Weitblick" um den Zusatz "Hochschulgruppe". "Das ist wichtig für uns", erklärt Pletziger. Schließlich wolle er, dass die Initiative weiter bestehe, wenn die Gründungsmitglieder ins Berufsleben wechseln.
Das Engagement der "Weitblicker" kommt offensichtlich an: Waren kurz nach der Gründung rund 50 Mitglieder aktiv, so sind es mittlerweile 150. Bis auf den letzten Stuhl besetzt ist eine Info-Veranstaltung Ende Mai. Unter den Interessierten nicht nur Wirtschaftswissenschaftler, sondern auch Juristen, Kommunikationswissenschaftler und Studierende anderer Fachbereiche. Wieso dieses Interesse? "Das ist sinnvoll", findet Besucher Florian Büttner. "Man hilft anderen Menschen." Interessant sei für sie, dass man sich selbst einbringen könne, sagt Jura-Studentin Johanna Brock-Wenzek. Und man sehe anders als bei großen Organisationen schneller Ergebnisse.
jri