Migration und Internet
Mehr als die Hälfte aller europäischen Bürger nutzt mittlerweile das Internet. In Deutschland surfen sogar schon 64 Prozent regelmäßig im Netz. Auch Migranten verständigen sich immer stärker über das Internet. Sie tauschen sich nicht nur mit Nutzern des Aufnahmelandes aus, sondern auch mit denen ihrer Herkunftsländer. In Weblogs oder Foren kritisieren sie etwa politische Entwicklungen ihrer Heimat, was in Ländern mit beschränkter Meinungs- und Pressefreiheit sonst nicht möglich wäre.
Welche Chancen das Netz für Migranten bietet, thematisiert am 3. und 4. Juli die Tagung "Migration – Internet und Politik. Potenziale für Partizipation, Kommunikation und Integration" im Franz-Hitze-Haus. Auf ihr werden die Ergebnisse eines Projekts am Institut für Politikwissenschaft präsentiert, das die Fritz-Thyssen-Stiftung für 18 Monate gefördert hat. "Außerdem möchten wir erstmals Wissenschaftler zusammenbringen, die in Deutschland und im Ausland zu diesen Themen forschen", sagt Dr. Kathrin Kissau, die die Tagung zusammen mit Dr. Uwe Hunger organisiert.
Auf dem Tagungsprogramm stehen aktuelle Entwicklungen und Studien zu Migration, Internet und Politik. Mitarbeiter und Studierende stellen am 3. Juli zunächst die Ergebnisse des Forschungsprojekts "Politisches Potenzial des Internet. Die virtuelle Diaspora von Migranten aus Russland und der Türkei" vor. Nachmittags stellen Referenten vor, welche politische Macht Onlinegemeinschaften haben können und wie Aleviten, eine islamische Religionsgemeinschaft, das Internet politisch und kulturell nutzen. Referentin ist etwa Politikwissenschaftlerin Prof. Sigrid Baringhorst von der Uni Siegen. Sie untersucht in einem DFG-Projekt unternehmerkritische Kampagnen.
Welche Möglichkeiten die neuen Medien für die Kommunikation und Integration von Migranten bieten, zeigen die Vorträge am folgenden Tag. Medienwissenschaftlerin Caroline Düvel von der Uni Bremen berichtet darüber, wie russische Migranten Handy und Internet nutzen. Prof. Andreas Hepp von der Universität Bremen zeigt im Anschluss auf, welche positiven und negativen Auswirkungen digitale Medien auf Gemeinschaften haben können. Auch Studierende des Instituts für Politikwissenschaft haben im Rahmen eines Workshops die Gelegenheit, ihre eigenen Ideen und Projekte zu diesen Themen vorzustellen und mit den anwesenden Wissenschaftlern zu diskutieren.