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Chancen und Risiken der Nanotechnologie

Jahrestagung des Centrums für Bioethik

Nanotechnologie und Bioethik
Risiken und Chancen der Nanomedizin stehen im Mittelpunkt der Jahrestagung des Centrums für Bioethik. Durch Nanotechnologie konnten neue Heilverfahren entwickelt werden, doch sind deren Auswirkungen noch nicht klar.

Foto: ukm


Ein Nanometer ist noch viel kleiner als ein menschliches Haar. Gerade deshalb eröffnet die Technologie besonders in der Medizin ganz neue Möglichkeiten. "Nanomedizin" heißt die Jahrestagung des Centrums für Bioethik (CfB), die am 4. Juli stattfinden wird. Prof. Harald Fuchs vom Centrum für Nanotechnologie und Dr. Johann S. Ach vom CfB sprechen über verschiedene Aspekte der Nanoforschung und gehen dabei auch auf die ethischen Fragen ein, die sich im Zusammenhang mit dem neuen Forschungsbereich ergeben. Der Eintritt zu den Vorträgen im Hörsaal Badestraße 9 ist frei, interessierte Zuhörer sind herzlich willkommen. Die Ärztekammer Westfalen-Lippe zertifiziert die Veranstaltung mit vier Punkten als ärztliche Fortbildung.

Fuchs spricht ab 14.30 Uhr zum Thema "Nanotechnologie: Herausforderungen und Perspektiven" Er zeigt, was es auf dem Gebiet der Nanowissenschaft für physikalische, technologische und medizinische Trends gibt. "Wohin geht die Reise?", skizziert Fuchs seinen Vortrag. Darin wird er konkrete Ergebnisse und Entwicklungen präsentieren und sie in einen globalen Kontext einbetten. Nanotechnologie, so Fuchs, habe seit ihren Anfängen vieles verbessert: Oberflächenmaterialien, medizinische Technik und andere Anwendungen seien erst möglich geworden. Vieles sei billiger und schneller geworden und habe eine größere Massenverbreitung. Der Physiker stuft die Risiken der Nanowissenschaft zwar sehr niedrig ein, hält es aber dennoch für wichtig, dass über etwaige Gefahren früh genug diskutiert wird.

Führen neue Erkenntnisse zu einer Kluft zwischen Arm und Reich?

Die ethischen Aspekte der Nanomedizin stehen im Mittelpunkt des anschließenden Vortrags von Ach. Besonders die Nanobiotechnologie bietet viele neue Anwendungsmöglichkeiten in der Medizin. Ärzte können etwa mit bildgebenden Messverfahren oder nanogestützten Implantaten arbeiten. Mit Nanosensoren soll es bald möglich werden, genauer zu beobachten, was im Körper, in Organen oder Zellen geschieht. Auch im Bereich der Therapie könnte die Nanomedizin in Zukunft eine größere Rolle spielen: Mit Hilfe von Nanopartikeln sollen Ärzte zum Beispiel Medikamente bald zielgerichteter einsetzen. Mit Hilfe kleinster Kapseln könnten Wirkstoffe im menschlichen Körper genau dort eingesetzt werden, wo sie gebraucht werden. So kann verhindert werden, dass sie schon auf dem Weg dorthin abgebaut werden oder Immunreaktionen auslösen. Auch Dosierungen könnten dann genauer angepasst und Nebenwirkungen ausgemerzt werden.

In der ethischen Diskussion um Nanotechnologie werden ähnliche Bedenken wie bei der Gentechnik laut. Die kleinen Partikel können im menschlichen Körper Zellmembranen durchqueren. Doch was passiert zum Beispiel, wenn sie die Bluthirnschranke passieren? Das Gebiet ist bislang in der Medizin noch wenig erforscht. Darüber hinaus stellt Ach in seinem Vortrag die Frage, ob es durch den Erkenntnisgewinn zu einer Kluft zwischen armen und reichen Ländern kommt. Auch auf den Datenschutz könnte in Zukunft ein Problem der Nanomedizin werden: Es entstehen viel mehr gesundheitsbezogene Daten von Patienten, die sicher gespeichert werden müssen.

jri