Parasiten, Psychologie und Planeten
Gleich drei Schwerpunktprogramme hat die DFG an der WWU bewilligt. Sie starten Anfang 2009 und wurden unter 48 eingereichten Anträgen ausgewählt. Bewilligt wurden insgesamt 16 Programme, die zwei oder drei Jahre laufen werden.
Eines der münsterschen Programme ist im Fachbereich Lebenswissenschaften angesiedelt. Unter der Leitung von Koordinator Prof. Joachim Kurtz vom Institut für Evolution und Biodiversität erforschen die beteiligten Wissenschaftler die Interaktion zwischen Wirten und Parasiten, die als eine der wichtigsten Antriebskräfte der Evolution gilt: Das Schwerpunktprogramm "Host-Parasite Coevolution – Rapid Reciprocal Adaptation and its Genetic Basis" will den Mechanismus des gegenseitigen Anpassungsprozesses aufklären. Durch die Verknüpfung verschiedenster Ansätze soll dabei vor allem die Lücke zwischen den bestehenden theoretischen Modellen und Freilanduntersuchungen einerseits und molekulargenetischen Laboruntersuchungen andererseits geschlossen werden. Evolutionsbiologen und Bioinformatiker wollen hierzu ebenso beitragen wie Immunologen und Parasitologen.
Im Bereich Geistes- und Sozialwissenschaften wird im Schwerpunktprogramm "Wissenschaft und Öffentlichkeit: Das Verständnis fragiler und konfligierender wissenschaftlicher Evidenz" untersucht, wie sich die Verbreitung und die Aufnahme von Wissenschaft in der Öffentlichkeit durch die modernen Informationstechnologien verändern. Koordinator des Projekts ist Prof. Rainer Bromme vom Psychologischen Institut III. Ausgehend von dem immer einfacheren Zugriff auf wissenschaftliche Informationen und den damit verbundenen steigenden Erwartungen an die Problemlösungsfähigkeit von Wissenschaft fragt das Programm nach den Bedingungen und den Prozessen des Wissenschaftsverständnisses bei Laien. In enger Verbindung von Kommunikationswissenschaft, Wissenschaftssoziologie, Psychologie, empirischer Pädagogik und naturwissenschaftlicher Fachdidaktik will das Programm zunächst die wissenschaftsbezogene Informationssuche im Internet systematisch analysieren. Weitere Themenschwerpunkte sind die Rezeption von Wissenschaft in Massenmedien und Unterhaltungsangeboten sowie die Vermittlung wissenschaftlicher Denkweisen und Erklärungsmuster in Museen und Schulen.
Ein weiteres Projekt, das von Prof. Klaus Mezger vom Institut für Mineralogie gemeinsam mit PD Dr. Mario Trieloff aus Heidelberg koordiniert wird, ist im Fachbereich Geowissenschaften angesiedelt. Im Fokus steht die Frage, wie der Planet Erde und das Sonnensystem im Frühstadium entstanden sind. Wesentliche neue Erkenntnisse erhoffen sich die Wissenschaftler von den extraterrestrischen Proben aus Meteoritensammlungen und vorsolarer Materie, die von der erfolgreichen "STARDUST"-Mission der NASA 2006 zur Erde gebracht wurden. Teile des extrem kostbaren und seltenen Materials, das nur einige Labore weltweit erhalten, sollen nun in dem Schwerpunktprogramm "The First 10 Million Years of the Solar System – a Planetary Materials Approach" untersucht werden, und zwar von Kosmochemikern, Mineralogen, Geochemikern und Astrophysikern.
ch