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Sonntagslaune mit dem richtigen Kaffee

Studierende gründen eigene Internet-Firma

Sonntagmorgen, Internet-Kaffee

"Herberts bester Osterkaffee" und "Die Sonne lacht" sind eine kleine Auswahl der Kaffeesorten, die sich die Kunden von Tamer El-Hawari (l.) und Till Achinger im Internet selbst zusammenstellen können.

   Foto: sonntagmorgen.com

Sie heißen "Herberts bester Osterkaffee" oder "Die Sonne lacht". So individuell die Namen, so kunterbunt auch die Mixtur: Keine Kaffeemischung schmeckt hier wie die andere, denn Kunden haben sie im Internet selbst zusammengestellt. In Reih’ und Glied stehen sie jetzt auf der Fensterbank und warten auf ihren Versand. Und der hat seine Ordnung. "Denn", sagt Till Achinger, "wer als erster bestellt, wird auch als erster bedient."

Der 23-Jährige studiert Kommunikationswissenschaft – und ist seit 11. März 2008 Jungunternehmer. Gemeinsam mit Wirtschaftsinformatiker Tamer El-Hawari hat er im Internet den Kaffeeladen "sonntagmorgen.com" gegründet. Das Besondere: Kunden können sich auf den Seiten ihre eigene Mischung zusammenstellen und ihnen ihren persönlichen Namen geben. Der eine hat sich auf der Homepage "Kenya Perl" mit Brombeeraroma gemixt, die andere eine starke "Robusta Indian Parchment"-Bohne mit heißem Chili-Aroma. Der Kaffee wird erst kurz vorm Versand geröstet und je nach Bedarf gemahlen. Spätestens zwei Tage später ist er frisch beim Kunden im Briefkasten – das alles soll ein besonders gutes Aroma garantieren.

Achinger und El-Hawari lernten sich bei einem Gründerstammtisch im vergangenen Sommer kennen. El-Hawari war als IT-Berater tätig, Achinger neben dem Studium in der PR-Branche. „Beides kaffeelastige Tätigkeiten“, so Achinger. Dass sie gleich tickten, merkten die beiden vor allem an ihrer Vorliebe für guten Kaffee. Warum nicht gleich eine Geschäftsidee draus machen? Und schon steckten sie mitten in der Planung zu ihrem ersten Start-Up. Das Produkt Kaffee verjüngt sich, das registrierten die beiden nicht nur an den Kaffeehausketten, die in vielen Städten in den vergangenen Jahren aus dem Boden schossen.

"Gut, das wir nicht wussten,wie viel Arbeit so eine Geschäftsgründung bedeutet."

"Wir haben uns nicht hingesetzt und tausend Märkte analysiert", schränkt Achinger ein. Es war eine Bauchentscheidung – aus purer Leidenschaft für das aufputschende Getränk. "Gut, dass wir nicht wussten, wie viel Arbeit so eine Geschäftsgründung bedeutet", stöhnt El-Hawari. Mit den 20 Euro fürs Gewerbeamt war es noch lange nicht getan: Ein Name musste her, ein Internetauftritt und vor allem: Kaffee. Um Lieferanten zu finden, schmiss sich Achinger in Schale und klapperte in Hamburg und Bremen Importeure ab. "Da kannst Du nicht in Jeans und Pulli hin", so Achinger. Ein Importeur aus Bremen nahm die Jungs schließlich unter seine Fittiche. Über ihn kamen sie auch an die geeignete Kaffeerösterei in Münster – das "Moccahaus" an der Rothenburg.

Die nächste Hürde war der geeignete Name. Ein Brainstorming führte zu nichts. Auch die Auswertung der Mitbewerbernamen erwies sich als Flop. Sogar eine Inspirationstour durchs abendliche Berlin blieb erfolglos. Über Tiere, Farben bis hin zu Fantasienamen probierten die beiden alles aus, was sich als Firmenname eignen könnte. Die entscheidende Eingebung kam per E-Mail, in der das Wort "Sonntagslaune" stand. Die Jungs einigten sich auf "Sonntagmorgen". Das klang nach Ausschlafen, frischen Brötchen, einer Zeitung und viel, viel Zeit.

Die fehlt den Jungs jetzt erst mal: Kundenanfragen müssen bearbeitet, Kaffee bestellt, die Buchhaltung gemacht werden. "Ich glaube, demnächst laminiere ich mir die Unterlagen vom Finanzamt, damit ich sie mit unter die Dusche nehmen kann", seufzt Achinger. Bezahlt haben die beiden ihr kleines Unternehmen aus eigener Tasche. Nach einigen Wochen Laufzeit sind sie mit der Resonanz zwar schon zufrieden, doch damit sich der Laden lohnt, müssen noch mehr Kunden her. Für die nötige Öffentlichkeit will Achinger als PR-Experte sorgen – mit Unterstützung aus der Bloggerszene, in der er aktiv ist. Für eine Überraschung sorgte in seinem Internettagebuch ein Rechtsanwalt, der ihre Seite auf rechtliche Schwächen untersuchte. "Dafür hätten wir sonst 500 Euro bezahlt", sagt Achinger erfreut. Einen Vorteil habe ihr kleines Internetunternehmen: Im Gegensatz zu anderen Firmengründungen im Netz lasse sich ihre Idee auf den Punkt bringen. Wenn Achinger gefragt werde, was er mache, dann sage er einfach: "Ich verkauf’ Kaffee!"

jri

www.sonntagmorgen.com