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Die schnelle Nummer

Radio Q organisierte Speed-Dating für Studierende

Wl801 SchneckenVorsichtige Annäherung können sich nur Schnecken erlauben. Beim Speed-Dating müssen die Studierenden schneller zur Sache kommen.

Foto: derthomasonline/photocase

Der Partner ist weg, die beste Freundin im Liebestaumel und das Studium lässt keine Zeit für neue Bekanntschaften. Doch die einsamen Abende vorm Fernseher nerven und das Frühstück hat zu zweit auch schon besser geschmeckt. Eine aussichtslose Lage? Von wegen. Abhilfe soll das erste studentische Speed-Dating in Münster schaffen.

14 Studierende sind an diesem Abend im November die ersten Teilnehmer der Kuppelveranstaltung im "Café Uferlos" am Aasee. Die Schiebetür ist geschlossen, der Raum in warmes Kerzenlicht getaucht. In der einen Ecke haben sich sieben junge Männer versammelt, in der Hand ein Glas Sekt. Auf der anderen Seite des Raums treten sieben junge Frauen giggelnd von einem Bein aufs andere.

Die Veranstaltungsidee hatte Mareike Bay, Mitarbeiterin in der PR-Abteilung von Radio Q, nachdem sie den Speeddating-Film "Shoppen" im Kino gesehen hatte. Das Konzept überzeugte. Per Radio und Handzettel rief Radio Q studentische Singles dazu auf, sich für den Abend anzumelden. "Anfangs war die Resonanz schleppend",  erinnert sich Alina Beckmann, PR-Beauftragte von Radio Q. In der Woche vor der Veranstaltung habe sie schließlich zahlreichen Bewerbern absagen müssen, so viele Anfragen habe sie plötzlich bekommen.

Dass sie an diesem Abend ihre große Liebe finden, mag keiner der Singles so recht glauben – oder zugeben. "Je höher die Erwartungen, desto tiefer kann man fallen", sagt der 25-jährige Wirtschaftsinformatikstudent Carl mit einem Augenzwinkern. Speed-Dating, das sei einfach eine nette Art, Leute kennen zu lernen, findet die 22-jährige Franzi, Studentin der Ernährungswissenschaft. Auch wenn der muntere Small-Talk darüber hinwegtäuscht: Immer wieder werfen sich die Anwesenden unauffällige Blicke zu – mal den etwaigen Konkurrenten taxierend, mal die gazellenschlanke Brünette auf der anderen Seite des Raums.

Sieben Minuten haben die Singles jeweils Zeit, um die Teilnehmer des anderen Geschlechts kennen zu lernen. Dazu sitzen sie sich paarweise gegenüber. Ertönt das Signal, müssen die Frauen jeweils einen Tisch weiter aufrücken. Kurz noch einmal am Sekt genippt, die Tröte hupt, die Schlacht beginnt.

Die Singles nehmen eine vor dem anderen Platz und quasseln auf Kommando los. Der smarte Wirtschaftsinformatiker trifft auf die lässige Kommunikationswissenschaftlerin, der ehrgeizige Politologe auf die lustige Oecothrophologin. "Wie heißt Du?" "Was studierst Du?" "Was sind Deine Hobbies?" Dann trötet es wieder – Partnerwechsel. Rhetorisch legen sie sich mächtig ins Zeug. Schließlich soll das andere Geschlecht von den eigenen Vorzügen überzeugt werden. Nach drei Gesprächen legen sie eine kurze Pause ein. "Ich hab’ mir die Frauen jetzt einfach durchnummeriert", erklärt Carl in der Halbzeit atemlos. "Die Namen kann ich mir nicht merken."

Am Ende des Dating-Marathons soll jeder aufschreiben, wen er gerne kennen lernen möchte. Nur wenn sich die Teilnehmer gegenseitig nennen, rückt Radio Q die E-Mail-Adressen raus. Keine leichte Aufgabe: Carl muss zunächst die Nummern in Namen zurückübersetzen. Erstsemesterin Kira will eigentlich niemanden ankreuzen. "Ich hatte sogar vier, die gar nicht sooo schlimm waren", kommentiert eine andere Teilnehmerin. Mit Liebe habe das Ganze ja nicht viel zu tun, stellt Franzi etwas enttäuscht fest. "Aber ich empfehle es trotzdem unbedingt weiter." Erst ein paar Tage später erfahren die Teilnehmer, dass es tatsächlich einige Übereinstimmungen gab. "Ob sich da wirklich was draus entwickelt, wissen wir natürlich nicht", so Alina. Doch was soll’s? Wer bei dieser Runde leer ausgegangen ist, hat im April vielleicht die nächste Chance. Denn dann organisiert Radio Q eventuell eine Neuauflage.

jri